"Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" - das fordert die Initiative, die heute mit dem "Equal Pay Day" auf sich aufmerksam macht. Karin Reinshagen und Birgit Fischer vom Bad Kissinger Frauenbund erklären, was dahinter steckt.
Der Bad Kissinger Frauenring beteiligt sich heuer zum ersten Mal bei der Aktion "Equal Pay Day". Die soll darauf aufmerksam machen, dass Frauen und Männer in der gleichen Position unterschiedlich gut bezahlt werden. Birgit Fischer und Karin Reinshagen vom Frauenring wollen heute in der Innenstadt aufklären. Im Interview sagen sie, dass es um mehr geht als das Gehalt.
Wie kann es sein, dass es im 21. Jahrhundert immer noch eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau gibt?
Karin Reinshagen: Die traditionelle Rollenverteilung ist noch in den Köpfen verankert.
Birgit Fischer: Das Umdenken hat bereits begonnen - die Umsetzung ist jedoch ein langwieriger Prozess.
Wer ist betroffen?
Birgit Fischer: Der Mindestlohn ist weiblich. Der größte Teil der Frauen in der unteren Mittelschicht ist betroffen - branchenübergreifend.
Karin Reinshagen: Frauen wählen den Beruf oft nicht nach dem Verdienst, sondern danach, was ihnen Spaß macht wie Erzieherin oder Arzthelferin. Beides sind Berufe mit hohem Anspruch, die aber nicht angemessen entlohnt werden.
Birgit Fischer: Die weibliche Bescheidenheit steht vielen Frauen im Weg.
Karin Reinshagen: Männer sind anders strukturiert. Sie trauen sich eher etwas zu.
Was muss passieren, damit die Situation für Männer und Frauen ins Gleichgewicht kommt?
Karin Reinshagen: Die Politik muss an die Kita-Gesetze ran. Gesellschaftliches Umdenken, heute werden die Frauen noch schief angeschaut, wenn sie ihr Kind mit einem Jahr in eine Tagesstätte bringen, weil sie wieder arbeiten gehen wollen.
Birgit Fischer: Die Gesellschaft und die Politik sollte es für Frauen möglich und schmackhaft machen, mit Kindern zu arbeiten.
Karin Reinshagen: Wir brauchen moderne Arbeitsmodelle, damit Frauen nicht automatisch wegen der Familie zurücktreten müssen. Vielleicht ein Modell in dem Mann und Frau mit Kind beide weniger arbeiten. Es liegt viel an den Firmen. Die müssten flexibler werden.
Wie können Frauen konkret handeln, wenn sie sich benachteiligt fühlen?
Birgit Fischer: Es ist wichtig, offen über das Gehalt zu sprechen. Wer sich ungleich behandelt fühlt, soll das Gespräch mit seinem Chef suchen.
Karin Reinshagen: Gehaltsunterschiede würden klar werden, wenn man mehr über den Lohn spricht.
Was soll der "Equal Pay Day" bewirken?
Birgit Fischer: Wir wollen wachrütteln. Es ist auch eine Generationenfrage. Viele denken, die Ungleichheit sei normal. Man muss immer wieder zeigen, dass wir noch nicht da angekommen sind, wo wir hin wollen. Das, was man nicht sagt, kriegt man nicht. Wir wollen heute zeigen, was wir wollen.
Das Gespräch führte Carmen Schmitt.