Gibt es Kritiker? "Ich habe immer mal Bedenken, dass manche Omas und Opas sagen: ,Was für ein neumodischer Quatsch'", sagt Anna Franz. Bis jetzt habe sie aber sehr viel Positives von der älteren Generation gehört. Das sei "draußen im Sommer so schön" und vor allem "so persönlich und individuell".
Persönlich und individuelle Zeremonie
"Genau das macht freie Trauungen auch aus", sagt auch Jaqueline Edgü-Mihm aus Hammelburg, die seit vielen Jahren Reden formuliert und sich 2018 zur Hochzeitsrednerin ausbilden ließ. Unterschiedliche Menschen gestalteten in Abstimmung mit den individuellen Ideen und Wünschen ganz unterschiedliche Zeremonien. Dennoch gebe es feste Muster: "Einzug und Auszug des Hochzeitspaares, in durchaus unterschiedlicher Gestaltung, ein lautes Ja-Wort sowie der Hochzeitskuss finden sicher bei 98 Prozent der Trauungen statt."
Edgü-Mihm sagt: "Der Zuspruch zu freien Trauungen wächst seit Jahren ungebremst." Was hört sie von den Paaren? Warum lassen sich diese nicht kirchlich trauen? "Menschen werden immer kirchenferner, die Zahl der Austritte steigt." Kirche sei nur noch selten ein selbstverständlicher Teil des gemeinsamen Lebens. "Außerdem hat ein kirchlicher Gottesdienst eine eigene Agenda, die Liturgie dient der Verkündung des Wort Gottes, da bleibt nur begrenzt Raum für individuelle Gestaltung mit dem Paar im Zentrum", meint sie.
Vom Bistum Würzburg war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.
Kommentar: Liebes Umfeld, haltet euch raus!
"So eine freie Trauung..., das ist gar keine richtige Trauung. Die Kirche gehört doch dazu!" Solche Kommentare müssen sich Hochzeitspaare immer wieder von ihren Gästen und Mitmenschen anhören, wenn sie sich nach dem Gang zum Standesamt für eine freie Trauung entscheiden. Verletzend und unnötig sind solche Kommentare. Das gilt umgekehrt natürlich auch für andere übergriffige Bewertungen, wenn sich ein Paar für die Heirat mit der Kirche entscheidet, ihr Umfeld das aber nicht nachvollziehen kann.
Der intransparente Umgang mit Missbrauch, Homophobie, das Nein zur Frauenordination, Verschwendungssucht einzelner kirchlicher Amtsträger, der Ausschluss von gleichgeschlechtlichen Paaren oder Geschiedenen - es gibt viele Gründe, sich nicht von einer solchen Institution trauen zu lassen. Für manche Paare ist andersherum das Ja-Wort vor Gott, der kirchliche Segen oder der Vermerk im Kirchenbuch so wichtig, dass sie unbedingt kirchlich heiraten wollen.
Liebe Paare, setzt Eurem Umfeld ruhig klare Grenzen. Und liebes Umfeld, take it easy! Außenstehende geht es einfach nichts an, wie zwei Menschen ihre Liebe zueinander feiern. Dazu zähle ich all die Menschen, die nicht das Paar selbst sind, also Eltern, Schwiegereltern, Geschwister, Großeltern und Freunde und natürlich schon gar nicht irgendwelche Bekannten. Die mischen sich viel zu häufig ein. Das Stichwort heißt Toleranz. Einfach mal die Fähigkeit zeigen, das Anderssein der anderen zu akzeptieren, auszuhalten und nicht zu kommentieren. Freut Euch an der Liebe und über eine Einladung zur Feier.
von Charlotte Wittnebel-Schmitz