Show ist Trumpf bei den Reiterswiesener Karnevalisten. Die Prunksitzung wurde zu einem phantasievollen Gardefestival und die Büttenreden eher zum Rahmenprogramm für getanzte Geschichten aus Hoffmanns Erzählungen, Robin Hood und schwebenden Skifahrern.
Linsenspitzergarde" heißen sie, "Blaue Husaren", Prinzen- oder Minigarde, die Mädchen, auf die die Herren vom Elferrat der "Fidelia" zu recht so stolz sind, weil sie dem Fasching in Reiterswiesen strahlende Gesichter, farbenfrohe Kostüme und exakte Tänze mit sooo viel schönen Beinen geben.
Auch in diesem Jahr sorgten sie immer wieder für neuen Schwung in der Sitzung und tanzten die Zuschauer prächtig in Stimmung. Da gibt es Garde- und Showtänze, da wirbelt Lorena Zimmermann als Tanzmariechen, werden die Beine geschwungen zur "Fiesta Mexicana", oder man kämpft mit "Robin Hood und Lady Marian im Blackwood Forrest" akrobatisch über die Tanzdiele und wie zum Entspannen purzeln zwischendurch die allerkleinsten Mädchen in Nachthemd und Zipfelmütze über die Bühne und es wird nicht "nur geträumt" bis der Sandmann kommt.
Gekonnt choreographiert Die Wangen der Kids glühen, die Augen der Eltern und Großeltern leuchten. Alles ist gekonnt choreographiert. Farbenfroh sind die Kostüme, von mitreißendem Tempo die Tänze und die Mädels sind einfach schön anzuschauen. Und als fulminanten Höhepunkt entführt zum Schluss die Prinzengarde in fluoreszierenden Neonkorsetts die Zuschauer in die mystische Opernwelt von Hofmanns Erzählungen. Da tanzt nicht nur Olympia, die mechanische Puppe an Fäden, sondern wirbeln alle Glamourgirls zum hinreißenden Finale, da steppt der Bär.
Daniela Lorenz leitet die Sparte Tanz des Vereins und die letztjährige Prinzessin ist mit ihren insgesamt zwölf Trainer- und Betreuerinnen, samt Stylistin und Schneiderin sind Garant für hohes Niveau. Diese Frauenpower kann permanenter Ansporn für die Männer des Bildungs- und Kulturverein "Fidelia" Reiterswiesen sein.
Schwankende Skiakrobaten Auch der Name Kleinhenz hat im Reiterswiesener Fasching einen guten Namen und die Showgruppe des Vereins setzt auf den Ideenreichtum und die Kreativität von Harald und seinen beiden Neffen Daniel und Constantin. Dazu kommt Wolfgang Herterich, seit über zehn Jahren bewährter Akteur auf der Fidelia-Bühne und wenn "die Blume", "Härrie" und "Consti", wie sie genannt werden, so richtig loslegen, dann bleibt kein Auge trocken. Zumal sie sich Anregungen für ihre Nummer "Hochleistungssport mit Brettern" noch wenige Tage vor dem Auftritt auf den Pisten Österreichs geholt haben.
Die "Reitschwieser" Protagonisten übten sich im Krone Saal jedoch weniger in Sachen Geschwindigkeit, eher stand "brettern" mit Obstler und Jagertee beim Aprés Ski auf dem Trainingsprogramm. Und so sangen sie fröhlich die Hits vom "Schiiifoahrn" und der ganze Saal gleich mit. Nur gut, dass die Skistiefel der schwankenden und schwebenden Skiakrobaten festgeschraubt waren.
Fußballcracks und Misswahlen Benedikt Schmitt, heute 16, hielt schon mit elf seine erste Bütt. Damenbeine hatten es ihm angetan. Die steckten allerdings nicht in Pumps, sondern in Fußballschuhen und so glossierte er trocken "verdeckte Schüsse", "haltbare Bälle" und holte sich bei einer Keilerei zwischen den Spielerinnern ein "blühendes Veilchen".
Auch Jürgen Büttner, als "Lugi, der Neueinkauf des TSV" mit Sprach- und anderen Fehlern reichlich ausgestattet, nahm die Fußballleidenschaft aufs Korn und animierte den Saal ihn mit "Luuugiii" anzufeuern. Zuvor hatten Lisa Bühner und Björn Schönwiesner sich des ewig alten Themas vom Geschlechterkampf angenommen. Er hielt sich für schön und sie beschrieb die Männer als "Trümmerhaufen, die durch's Leben laufen".
Damenhaft Beim nächsten Beitrag war nicht ganz klar, ob man zur Wahl der Rosenkönigin, Quellenkönigin oder Miss Kissingen antrat - ein bisschen Lokalkolorit hätte schon sein dürfen -, aber Bernd Kiesel schaffte es damenhaft immerhin zu "Miss-Geschick" und Bettina Moraw konnte tatsächlich den wenig schmeichelhaften Titel "Miss-Geburt" erobern.
Charmant führte Carina Ehrenberg als Prinzessin Carina I. im violetten Ballkleid zusammen mit Moderator Alexander Pusch und Gesellschaftspräsident Matthias Bühner durchs Programm, begrüßten zahlreich erschienene Prominente. "Schließlich ist ja Wahlkampfzeit" meinte der Vorsitzende und empfahl Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) den nächsten Maibaum für Garitz in Reiterswiesen zu holen und überreichte den Gästen vom befreundeten BTC schon mal einen "schön gewachsenen" Mini Maibaum aus dem Reiterswiesener Wald.
"Wir feiern hier fröhlich und anderen in der Stadt geht's gar nicht gut", brachte Moderator Alexander Pusch einen besinnlichen Moment in die Sitzung. Die Fidelia wird in diesem Jahr bis zu ihrem 44. Jubiläum, bei allen ihren Auftritten mit einer Sammelbüchse um Spenden bitten. Nicht für sich, deren Inhalt wollen die Karnevalisten an ihrem Festtag, dem 16. November, aufrunden und der Lebenshilfe und den "Versteckten Engeln" für deren Sozialarbeit übergeben. Die närrischen Besucher honorierten diese tolle Idee mit über 500 Euro in der randvoll mit Scheinen gefüllten gläsernen Spendenbüchse.