Lilith Vesti, Paimana Mahbub und Hanna Weigand sind Erstwähler. Mit Klassenkameraden erarbeiten sie Fragen an die Landratskandidaten. Im Gespräch erzählen sie, was sie von der Wahl erwarten und wo die Politik handeln müsste.
165 junge Erwachsene in der Großen Kreisstadt haben am 15. März zum ersten Mal die Gelegenheit, bei einer Wahl abzustimmen. Für 1151 ist es die erste Kommunalwahl. Lilith Vesti und Paimana Mahbub gehören dazu. Die beiden besuchen das Jack-Steinberger-Gymnasium, machen demnächst ihr Abitur und sind politisch interessiert. "Politik beeinflusst unser alltägliches Leben", sagt Paimana Mahbub. Wer nicht wählen geht, der brauche sich auch hinterher nicht über die Politik beschweren, findet sie.
Dass sie bei der Stadtrats- und Oberbürgermeisterwahl mit abstimmen wird, ist für Lilith Vesti selbstverständlich. Als junge Erwachsene fühlt sie sich in der Kissinger Lokalpolitik nicht ausreichend repräsentiert. "Ich hoffe, dass es auch junge Menschen in den Stadtrat schaffen werden", sagt sie.
Hanna Weigand aus Rannungen ist ebenfalls Erstwählerin. Benedikt Metz (Schlimpfhof) und Bastian Greubel (Bad Kissingen) sind da zwar noch nicht volljährig, verfolgen den Wahlkampf aber trotzdem interessiert. Die drei besuchen ebenso das Kissinger Gymnasium und belegen mit Lilith Vesti und Paimana Mahbub denselben Sozialkundeunterricht in der Oberstufe. Für die Podiumsdiskussion von Saale-Zeitung und Main-Post zur Landratswahl erarbeiten sie Fragen, die den drei Kandidaten gestellt werden.
Information nur im Digitalen
Im Vorfeld diskutieren die Schüler, was es heißt, sein Wahlrecht wahrzunehmen, welche Themen ihnen am Herzen liegen und welche Erwartungen sie an die lokale Politik haben. Mit 16 war ihr Interesse für Politik noch geringer, erzählt Lilith Vesti. "Mit 18 wird man ernstgenommen und fängt an sich zu informieren", sagt sie. Für Benedikt Metz bedeutet das, das politische Geschehen kontinuierlich und nicht nur vor Wahlen zu beobachten. "Ich finde es wichtig, dass man sich nicht erst vor der Wahl mit einem Programm auseinandersetzt, sondern verfolgt, wie eine Partei sich langfristig verhält", meint Benedikt Metz. So könne man Wahlversprechen leichter erkennen.
Sich zu informieren, das fällt den jungen Erwachsenen bei bundespolitischen und internationalen Themen leichter. Nachrichten beziehen sie aus Onlineportalen von großen Zeitungen und Medienunternehmen, über Nachrichtenapps und über soziale Netzwerke, etwa indem sie direkt Parteien und Politikern folgen.
Lokale Neuigkeiten und Entwicklungen finden dort jedoch kaum statt. Lilith Vesti hat deshalb angefangen, gezielt nach Kissinger Politikern und Parteien zu googeln. "Für die Stadtratswahl habe ich da allerdings noch nicht viel gefunden", berichtet sie. Anders ist da die Erfahrung von Bastian Greubel: Über soziale Netzwerke hat der Winkelser mitbekommen, dass sich der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Dirk Vogel für eine Geburtsstation in der Stadt stark macht. "Ich finde die Idee wichtig, damit Bad Kissingen für Familien attraktiver wird", sagt er.
Auf welche Themen legen die Erstwähler wert? Alle fünf nennen da den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Nach Schlimpfhof sei die Anbindung schlecht, kritisiert Benedikt Metz. "Ich muss meine Buskarte selber bezahlen und habe dann keine gute Verbindung", sagt er. "Ausbaufähig" findet Hanna Weigand die Anbindung nach Rannungen. Ähnlich sehen es auch die Schülerinnen aus Bad Kissingen. Lilith Vesti schlägt zum Beispiel einen Nachtbus für das Wochenende vor. Und unter der Woche müsste ihrer Ansicht nach der Stadtbus abends länger verkehren. "Es kann doch nicht sein, dass ich nur bis 18.30 Uhr nach Garitz fahren kann", sagt sie. Paimana Mahbub betont, dass der ÖPNV nicht nur junge Leute betrifft: "Da geht es auch um die Älteren, die zum Einkaufen mit dem Bus in die Stadt fahren."