Ein Zeckenstich kann Folgen haben

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In der Kindertagesstätte in Maßbach ist eine Lupe immer griffbereit. Erzieherin Sandra Wenzel schaut bei der kleinen Nina, ob sie sich beim Spielen im Garten eine Zecke geholt hat. Foto: Barbara Conhoff
In der Kindertagesstätte in Maßbach ist eine Lupe immer griffbereit. Erzieherin Sandra Wenzel schaut bei der kleinen Nina, ob sie sich beim Spielen im Garten eine Zecke geholt hat. Foto: Barbara Conhoff

Die Menschen genießen in der warmen Jahreszeit die Natur. Doch leider haben dann auch die Zecken Hochsaison. Panik ist fehl am Platz, aber Vorsicht immer ratsam.

In der Kindertagesstätte in Maßbach liegt eine Lupe bereit. Mit ihr lassen sich Zecken auf der Haut oder der Kleidung von Kindern besser entdecken. Jetzt in der Sommerzeit kommt sie immer wieder einmal zu Einsatz. Denn mit einem Zeckenstich oder -biss ist nicht zu scherzen. Das wissen die Erzieherinnen. Deshalb schauen sie sehr genau hin, wenn sie nach dem Spielen im Garten bei einem Kind ein winziges, dunkles Pünktchen auf der Haut entdecken. Meistens ist es nur ein kleines Körnchen Erde, aber manchmal eben auch eine Zecke.

Genau hinsehen nach dem Spaziergang und Aufenthalt im Freien - dazu rät der leitende Arzt der Notfallaufnahme am Helios St. Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen, Semko Aram. In der Notfallambulanz des Krankenhhauses werden in jedem Jahr Patienten mit einem Zeckenbiss behandelt. 189 waren es im letzten Jahr. Die meisten sind nach Angaben von Semko Aram unsicher, wie sie die Zecke entfernen können und gehen deshalb lieber in die Ambulanz. Im Zweifelsfall sollte man das Entfernen tatsächlich einem Arzt überlassen, betont der Mediziner. "Es ist wichtig, möglichst alle Teile der Zecke zu entfernen, um eine Entzündung zu vermeiden".


Zecke genau greifen

Wer sich traut und Erfahrung hat, kann dies auch selbst tun. Es gibt Pinzetten und spezielle Zeckenzangen oder -karten in der Apotheke. Semko Aram betont aber, dass man die Zecke wirklich ganz nahe der Hautoberfläche, also an den Mundwerkzeugen greifen und sie langsam aus der Haut ziehen muss. Keinesfalls sollten Öl oder Klebstoff verwendet werden. "Das könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt", sagt Aram.

"Wir entfernen keine Zecken", sagt die Leiterin der Kindertagesstätte in Maßbach, Ulrike Blümlein". Wenn die Erzieherinnen nach dem Spielen im Garten bei einem Kind einen Holzbock entdecken, verständigen sie die Eltern, damit diese zeitnah reagieren können. Außerdem kommt ein solcher Zeckenbiss ins Beulenbuch der Kita. Wie der Name sagt, werden in diesem Heft die kleineren Blessuren aufgeschrieben, die es immer einmal geben kann. Ein solches Buch zu führen, empfiehlt Ulrike Blümlein übrigens allen Eltern. Gerade bei Zeckenstichen könne es hilfreich sein. Denn eine Wanderröte, ein deutlicher Hinweis auf eine Borreliose-Infektion, kann erst Wochen nach dem Biss auftreten. Da habe man schon vergessen, wo und wann das genau gewesen ist.

Im Heft steht dies dann. Dass eine Zecke die Lyme-Borreliose überträgt, kommt vor. Am staatlichen Gesundheitsamt Bad Kissingen werden Erkrankungen von den Ärzten gemeldet. Heuer sind es bislang nur vier Fälle. Der Leiter der Behörde, Dr. Ingo Baumgart, will deshalb aber keine Entwarnung geben."Man soll die Gefahr nicht unterschätzen", meint auch der Krankenhaus-Arzt Semko Aram. Gerade Personen, die regelmäßig in der Natur sind, raten die Mediziner Aram und Baumgart zur Vorsicht und zum genauen Hinsehen nach dem Aufenthalt im Freien.


Anlaufstelle für Holzböcke

Jäger, Hundebesitzer oder Waldarbeiter gehören zu den gefährdeten Gruppen. Der Münnerstädter Jäger Hubert Holzheimer kann nicht sagen, wie viele Zecken er schon hatte. Er sieht es halbwegs gelassen, hat aber Respekt vor den Blutsaugern. Als Jäger sei er gewissermaßen eine Anlaufstelle für Holzböcke, meint er. Zecken befallen vor allem das Rehwild sehr stark. Und sowie man als Jäger ein geschossenes Reh in die Hand nimmt, habe man Zecken auf der Kleidung, weiß Holzheimer. Er versucht die Parasiten immer zu finden, ehe sie sich in der Haut festbeißen. Ganz verhindern lässt es sich nicht. Er musste sich bereits wegen Borreliose behandeln lassen. Holzheimer geht davon aus, dass viele Jäger Antikörper gegen Borrelien im Blut haben.

Für den gefährdeten Personenkreis sei auch eine FSME-Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis ratsam, heißt es beim Gesundheitsamt. Die Erkrankung, eine Gehirnentzündung, wird von Zecken übertragen. Im Landkreis Bad Kissingen gab es aber glücklicherweise zwischen 2013 und heute keine FSME-Fälle.


Zahlen
Bayern: 2015 wurden bis zur 21. Kalenderwoche 420 Borreliose-Fälle und 13 FSME-Fälle gemeldet (Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit).

Landkreis Bad Kissingen:
2013, 2014 und bis zum Juni 2015 kein Fall der Frühsommer-Enzephalitis (FSME).
Gemeldete Borreliose-Erkrankungen: 2013: 15 Fälle, 2014: 55 und heuer bislang vier (Quelle: Gesundheitsamt).

Vorbeugen
- Bei Aufenthalten im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz geschlossene Kleidung tragen und wenn möglich die Hosenbeine in die Socken stecken.
- Nach einem Aufenthalt im Freien Körper absuchen.
-die getragene Kleidung sollte sofort bei mindestens 60 Grad gewaschen oder anderweitig auf 60 Grad erhitzt werden.
-Kinder sollten nach dem Spielen im Freien gründlich an den von Zecken bevorzugten Stellen wie Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen untersucht werden.
- Helle Kleidung erleichtert das Finden von Zecken.
- Hilfreich ist die Anwendung von Repellentien wie Sprays oder Cremes, die Insekten durch spezielle Duftstoffe abhalten (Quelle: Helios St. Elisabeth-Krankenhaus).