Im vergangenen Jahr ermittelten rund 45 ehrenamtliche Helfer im Landkreis, wo und wie der Rotmilan lebt. Aus den Daten wurde nun eine Karte erstellt.
Weltweit ist der Vogel vom Aussterben bedroht. Doch in der Rhön ist er noch oft zu sehen - wenn auch nicht zur Zeit. Denn die Vögel verbringen die Wintermonate in wärmeren Gegenden Europas oder in Nordafrika, manche auch in Südafrika. Nur ganz selten überwintern einzelne Vögel hier. "In zwei Wochen werden die Rotmilane wieder bei uns sein", weiß Norbert Schmäling vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Dann werden die sogenannten Charaktervögel der Rhön wieder in ihre Heimat ziehen.
Wie viele Exemplare das sein werden, dazu kann der Vogelexperte keine Auskunft geben. Was er allerdings weiß, ist, dass den Vögeln ausreichend "Wohn- und Lebensraum" zur Verfügung steht, den es zu erhalten gilt. Schließlich ist der Rotmilan weltweit vom Aussterben bedroht und steht seit 2006 auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Etwa 150 Horstbäume gibt es in der gesamten Rhön, die sich über Teile Thüringens, Hessens und Bayerns erstreckt und die fünf Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Fulda, Meiningen und den Wartburgkreis umfasst. Insgesamt 40 Rotmilan-Horste befinden sich im Landkreis Bad Kissingen. Das geht aus einer Karte hervor, die von der Unteren Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Rhön erstellt und nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die Daten dazu haben zahlreiche Vogelfreunde geliefert. Etwa 170 haben im vergangenen Jahr als freiwillige Helfer bei der Rotmilan-Kartierungsaktion in der Rhön mitgemacht. Im Landkreis Bad Kissingen waren dafür etwa 45 ehrenamtliche Kräfte in 70 Teilquadranten im Einsatz, so die Untere Naturschutzbehörde. Dabei waren die Vogelfreunde mit speziellen Meldebögen ausgestattet, auf denen sie nicht nur die Horststandorte und deren Höhe erfassten, sondern auch die Bruterfolge und Störungen, wie Einschläge oder Windbruch.
Studentin hat Daten erfasst
"Manche haben auch echt schöne Fotos von den Vögeln gemacht", erzählt Larissa Renninger. Die Studentin hat die Aktion der ehrenamtlichen Rotmilan-Beobachter während eines Praktikums im Biosphärenreservat Rhön betreut. Parallel dazu war sie dafür zuständig, die Daten zu sammeln und bei der Unteren Naturschutzbehörde Bad Kissingen elektronisch zu erfassen. "Nun steht eine Karte zur Verfügung, die wertvolle Informationen für Grundstücksbesitzer und Umweltschutz enthält", freute sich Landrat Thomas Bold (CSU) bei der Vorstellung der Kartierungsergebnisse.
Infos an Förster und Eigentümer
Doch was wird damit gemacht? Antwort darauf konnte Mathias Pfüller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geben. Die Behörde werde die Daten jetzt an alle Forstleute in den beiden Landkreisen weitergeben, die wiederum die Förster in den einzelnen Revieren verständigen. Mit diesem Wissen können die Revierleiter künftig noch intensiver darauf achten, dass der Lebensraum der bedrohten Vogelart erhalten bleibt.
"Rotmilane horsten im Wald und an Waldrändern. Entsprechend müssen die bestehenden Waldstrukturen geschützt werden", so Pfüller. Allerdings sind davon nicht nur die Bundes-, Staats- und Kommunalwälder, sondern auch die zahlreichen privaten Waldgrundstücke betroffen. Allein im Landkreis Bad Kissingen gehören rund 12 000 Hektar Wald Privatleuten. Ein Großteil dieser Waldeigentümer hat sich zur Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Rhön-Saale zusammengetan. Gotthard Schlereth, Bürgermeister des Marktes Oberthulba, ist der Vorsitzende.
Kennzeichnung noch offen
"Es ist wichtig, dass die Informationen in die Forstbetriebe kommen, dass die Revierleiter, Firmen und Waldbesitzer Bescheid wissen", sagte er. Zudem schlug Schlereth vor, einen entsprechenden Beitrag im FBG-Mitteilungsblatt "Waldbote" zu veröffentlichen. Abschließend wollte er wissen, ob über eine Kennzeichnung nachgedacht worden sei.
Momentan stehe noch nicht genau fest, wie die Horstbäume in der Rhön erkennbar gemacht werden, antworteten die Experten. Schließlich wolle man unnötigen Tourismus vermeiden, der dazu führen könnte, das die Vögel beim Brüten und bei der Aufzucht des Nachwuchses gestört werden. "Jedoch werden Manschetten angebracht, um die Horste vor Nesträubern wie etwa Waschbären zu schützen", versicherte Peter Piehl von der Unteren Naturschutzbehörde.
Klaus Schenk vom Infozentrum "Haus der Schwarzen Berge" in Oberelsbach regte schließlich an, die neuesten Erkenntnisse auch an die Schulen weiterzuleiten, damit die Jungen und Mädchen mehr über den Rotmilan erfahren. Zudem lobte er die Kartierungsaktionen und sagte: "Ich habe noch nie so ein Engagement gesehen. Die Rhöner lieben diesen Vogel." Doch mit der Erfassung der Horstdaten ist das Projekt zum Schutz des Rotmilans nicht abgeschlossen. Zwischen März und Juli werden weitere Beobachtungen folgen und wieder entsprechende Daten erhoben.
Wer diese Aktion unterstützen will, sollte am Donnerstag, den 9. März um 19 Uhr ins Hotel Rhöner Land nach Oberthulba kommen. Dort findet die Auftaktveranstaltung für die diesjährige Kartierungsaktion statt.
Weitere Infos gibt es im Internet unter: http://biosphaerenreservat-rhoen.de/rotmilanprojekt