Ein Künstler, ein Zeitgeist und eine Fangemeinde

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Lothar Gärtner vor dem Bild "Ausflug" Foto: Werner Vogel
Lothar Gärtner vor dem Bild "Ausflug" Foto: Werner Vogel
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
 
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
 
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
Ausstellung von Lothar Gärtner im Hotel Kaiserhof Viktoria in Bad Kissingen
 

Der Künstler Lothar Gärtner zeigt im "Kaiserhof Viktoria" seine Bilder. Zur Vernissage kommen seine Freunde und dokumentieren mit ihrer Anwesenheit die große Fangemeinde, die er in Bad Kissingen hat.

"Ich segle auf dem Meer des Lebens, und wenn mein Segel bricht, dann will ich rudern, und wenn's dazu nicht mehr reicht, dann lass ich mich treiben. Ich male nicht, was angesagt ist, ich male, wie ich fühle".
Es ist noch still in der Ausstellung, noch ein wenig Zeit bis zur Vernissage. Bei einem kleinen Rundgang erklärt Lothar Gärtner nicht nur seine Bilder. Er spricht von dem, was ihn bewegt, was er in seinen Bildern ausdrücken will, was er in ihnen sieht.
Er sagt von sich, er sei widersprüchlich, ungehobelt, sei nicht geschliffen, lasse sich nicht verbiegen, nehme als Künstler keine Rücksicht auf Strömungen und den Zeitgeist. In diesem Sinne habe er also nicht an sich gearbeitet, sei er unbehandelt. "Unbehandelt" ist dann auch das Motto dieser, seiner fünften Ausstellung, die er im Hotel Kaiserhof Victoria präsentiert.

Große Fangemeinde

Es ist ein illustres Völkchen, das sich wenig später im Foyer trifft. Alle sind gekommen, die die Kissinger Kunstszene immer begleiten. Aber an diesem regnerischen Abend ist die Schar der Kunstfreunde um ein Vielfaches größer als sonst. Lothar Gärtner hatte dazu geladen, und da traf sich sein großer Freundeskreis. Man kennt sich, man mag sich, und eines verbindet alle: Man mag Lothar Gärtner, mag seine Art, mag seine Freundlichkeit, mag seine Kunst, er ist eine schillernde Künstlerfigur, die das Kulturleben in der Kurstadt bereichert und ihm einen nachhaltigen Stempel aufdrückt. "Meine Vernissage soll ein Erlebnis sein, Gelegenheit sich zu treffen, zu reden zu schauen.
Würden nur Kunstkenner und mögliche Käufer kommen, was wäre das für eine triste Veranstaltung", meint Gärtner. Und so ist nicht nur Sekt kaltgestellt, feine Häppchen gerichtet, begleitet dezente Klaviermusik die Gespräche, sondern der Künstler ist inmitten seiner Fangemeinde. Für jeden hat er ein paar Worte, eine Umarmung, ein Lächeln für die, die er nicht persönlich kennt. "Es sind 130 Personen anwesend, so viel wie im letzten Jahr", flüstert Christian Weghofer, der Geschäftsführer des "Kaiserhof Victoria" dem Maler zu, bevor er die Gäste begrüßt und sich darüber freut, dass sein Haus bereits zum fünften Mal die Bilder des Kissinger Künstlers ausstellen darf. "Das ist nicht selbstverständlich", antwortet Gärtner, das freue ihn, mache ihn auch ein wenig demütig, räumt er ein. Stellvertretender Landrat Emil Müller verrät, warum er gerne zu dieser Vernissage gekommen sei: Er und seine Frau haben "eineinhalb Gärtner" zuhause hängen. "Der halbe", verrät er schmunzelnd, sei das von Gärtner verbesserte Ergebnis einer gemeinsamen Malstunde mit dem Künstler.

In Gedanken weitermalen

Laudator Hubert Ziegler nennt den Maler echt, ungeschönt, spontan, widersprüchlich und "in gewisser Weise unbehandelt" und was liegt näher, als seine Werke unter diesem Motto zu präsentieren. Seine Bilder wirken nicht geschönt, wirken nicht fertig, sie fordern den Betrachter auf, zumindest in Gedanken weiterzumalen.
"Lothar, du malst so, wie du deine Zeit siehst. Bleibe so. Mach es nicht so wie wir. Wir können nichts unfertig lassen, müssen verbessern, schleifen, glätten. Verlieren wir dabei nicht ein Stück unserer Individualität? Früher gestaltete die Natur, heute wird vieles künstlich, wird behandelt. Trage du weiter die Flamme der Individualität, lass' den Betrachter die unbehandelte Seite deiner Bilder, deiner Seele entdecken."

Unbehandelt oder doch nicht?

So sind die Bilder. Unterschiedliche Techniken, unterschiedliche Materialien, Figurengruppen, Landschaften. Zunehmend verfeinert Gärtner seine Krackeliertechnik, trägt Farbschichten übereinander auf, lässt sie unbehandelt, setzt sie der Sonne aus, die die Schichten bricht. Risse entstehen, die darunter Verborgenes sichtbar machen, Tiefe vermitteln, Schattenspiele zeichnen. Sind diese Bilder unbehandelt?
Da ist er wieder, einer der Widersprüche des Lothar Gärtner. Unbehandelt vom Maler ist dies Bild, ja. Behandelt ist es dennoch. Von einem ganz Großen der Zunft, von der Natur. So wie er seine Kunststation an der Jakobuskirche "Atelier Zeitgeist" nennt, wo er sich doch diesem Zeitgeist entgegenstellt. In seiner Kunst, in seiner Persönlichkeit. So versteht er sich, so möchte er verstanden werden.
Die Ausstellung im Hotel "Kaiserhof Victoria" Bad Kis-singen ist bis 9. Februar 2014 geöffnet. Der Eintritt ist frei.