Die Bauarbeiten im Zentrum von Bad Kissingen laufen nach Plan. Allerdings stehen drei von 30 Messpegeln unter verschärfter Beobachtung. Hier ist das Grundwasser deutlich abgesunken. Einen Grund zur Besorgnis sehen die Fachleute jedoch - noch - nicht.
Bad Kissingens Tiefbau-Chef Thomas Hornung ist im Moment nicht um seinen Job zu beneiden. Die Kanalsanierung im Herzen der Kurstadt ist ein komplexes Projekt und eine große logistische Herausforderung. Der Koordinationsaufwand sei sehr groß. 40 Vertragsparteien seien beteiligt. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) sagte es so: "Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, Fehler zu machen."
Um dies zu verhindern, wurden unter anderem 30 Messpegel eingerichtet, die alle sechs Stunden feststellen, ob sich der Grundwasserspiegel verändert hat. Das könnte fatale Auswirkungen haben unter anderem auf die Heilquellen. Denn der Druck von oben auf sie sollte sich nicht verändern. Außerdem könnte es um eine "Auflastung des Bodensetzgewichtes" kommen. Für Laien: Das könnte sich negativ auf Gebäude auswirken.
"Im unproblematischen Bereich" Bei drei Pegeln hat man einen Rückgang um etwa 1,70 Meter festgestellt. Fachleute haben sich damit befasst. Sie haben allerdings keine Ursache feststellen können, sie können sich die Sache auch nicht so recht erklären. Thomas Hornung aber gibt Entwarnung: "Wir sind im unproblematischen Bereich."
Er erinnert daran, dass die Kanalsanierung "nur ein kleiner Teil" der Maßnahme, wenn auch "das Hauptproblem", sei. Wasser- und Stromleitungen sowie Breitbandkabel würden optimiert. Kabel Deutschland erneuere zudem dort sein Netz.
Auch werden zwei Soleleitungen auf Vordermann gebracht. Der Mühlbach fließt via Kanalisation direkt in die Kläranlage: Sein Bett wird neu gestaltet.
Im Vorfeld war in der Frühlingstraße eine größere Wasserleitung verlegt worden, um die Versorgung des Zentrums sicherzustellen. Erschwerend kam ein Wasserrohrbruch in der Oberen Marktstraße hinzu.
Fast fertig ist die sechs mal zehn Meter große Startgrube für die Tunnelbohrmaschine an der Amtsgerichtskreuzung. Im Moment werden Gleitschienen verlegt, in der nächsten Woche sollen die Arbeiten "unter Tage" losgehen. Dabei kommt ein Bagger zum Einsatz, in dem ein Arbeiter liegen muss, weil die Röhre in der Von-Hessing-Straße einen Durchmesser von 1,40 Metern haben wird. Das Erdreich wird nach hinten transportiert. Das geht schneller als bei einer Bohrung. Weil an verschiedenen Stellen gleichzeitig gearbeitet wird, ist die Bauzeit relativ kurz.
Sind 100 Verkehrsschilder noch zu wenig? Thomas Hornung zeigte sich froh, dass sich der Stadtrat für die unterirdische Bauweise entschieden hat. Der Eingriff wäre bei einer offenen Bauweise - "viel unsichererer" - größer. Thomas Hornung: "Da hätte ich keine ruhige Nacht mehr."
Gewöhnt haben sich die Verkehrsteilnehmer wohl auch an die Umleitungen.
Thomas Hornung: "Wir haben 100 Verkehrsschilder aufgestellt, manchen ist das immer noch zu wenig."
In offener Bauweise werden 380 Meter Kanalrohre mit verschiedenen Durchmessern verlegt (von 30 Zentimetern bis zu einem Meter). 328 Meter Kanalrohre werden in unterirdischer Bauweise eingebracht. Davon haben 215 Meter einen Durchmesser von 1,40 Metern. 250 Meter Wasserrohre - 15 bis 30 Zentimeter Durchmesser - werden ausgetauscht. 2300 Quadratmeter Straße werden voll ausgebaut, bei 1100 Quadratmetern wird "nur" die Decke erneuert. Dazu kommen noch 1600 Quadratmeter voll ausgebaute und 480 Quadratmeter erneuerte Gehwege. Die Arbeiten haben am 6. August begonnen und sollen in etwa einem Jahr abgeschlossen sein. So lange wird der Verkehr über mehrere Ersatzfahrspuren umgeleitet.