Das Kliegl-Schülerteam organisiert ein Konzert. Alles lief prima - bis die Künstlerin "verschollen" war. Doch die Schüler zeigen, dass sie flexibel sind.
Am Mittwoch wird's ernst. Dann wird sich für das Tonali-Team der Anton-Kliegl-Mittelschule zeigen, ob die vier jungen Leute alles richtig gemacht haben, ob sich der Einsatz gelohnt hat, ob das Konzert, das sie geplant haben, auch wirklich über die Bühne geht.
Aber jetzt mal von vorne. Mitte September hatte das Hamburger Kulturprojekt Tonali in Zusammenarbeit mit dem Kissinger Sommer drei Schulen aus der Region zu einem Workshop "Kulturmanagement für Schüler" eingeladen. Die Aufgabe war ebenso klar wie anspruchsvoll. Die drei Gruppen - von der Anton-Kliegl-Mittelschule und dem Jack-Steinberger-Gymnasium sowie der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen - sollten zunächst mit drei Gewinnerinnen des Tonali-Nachwuchswettbewerbs ein Solokonzert an ihren Schulen veranstalten. Dann sollte am 9. November im Rossini-Saal das Abschlusskonzert mit allen drei Musikerinnen über die Bühne gehen, und zwar - das war eine Vorgabe - vor vollem Haus. Die jungen Leute mussten sich also heftig Gedanken machen, wie sie die 300 Karten an den Mann bringen.
An der Kliegl-Schule meldeten sich Angelina Gah und Robin Kuhn (beide 9cM), Kimberley Rottenberger (8a) und Lea Riemann (8dM) bei ihrer Lehrerin Franziska Quicker, die die Betreuung des Teams übernommen hatte. Ausgelost werden mussten die Plätze nicht: "Wir vier waren die einzigen Interessenten", sagt Angelina. Das ist nicht erstaunlich, denn wer sich meldete, wusste ungefähr, was ihn an Arbeit erwartete. Und sie legten gleich los: "Wir hatten auch schon, als wir die Zettel für die Anmeldung bekommen hatten, angefangen zu planen, wen wir so einladen wollen und so." Wen sie einladen sollten, stand allerdings schon fest: die 19-jährige Geigerin Lara Boschkor, Tonali-Teilnehmerin von 2017. Schon bei dem ersten Workshop hatten sie mit "ihrer" Musikerin per Videoschaltung Kontakt aufgenommen.
Die Arbeit konnte beginnen. "Wir haben uns bisher immer in der Aula getroffen. Dann haben wir besprochen, wie wir weiter verfahren. Das haben wir ein bis zwei Mal in der Woche gemacht", erzählt Robin. "Also, wir haben da die Aufgaben verteilt: Wer macht das Marketing, wer macht die Künstlerbetreuung, wer versorgt die Musikerin, wenn sie ankommt, wer holt sie vom Bahnhof ab." Natürlich mussten sie sich das alles nicht erst selbst überlegen, sondern sie hatten von Tonali ein Heft mit Erläuterungen und Checklisten bekommen. Und Angelina ergänzt: "Wir haben auch gesagt: Jeder hilft jedem. Denn wir sind zu viert, und man kann halt alleine nicht so einfach die Aufgaben übernehmen. Da muss schon mal jemand anderes unter die Arme greifen."
Die jungen Leute waren gründlich. Angelina: "Wir haben für das Konzert in unserer Schule die Aula reserviert. Zuerst kommen alle Schüler von der Fünften bis zu einem Teil der Achten, und in einem zweiten Konzert der Rest der Achten bis zur Zehnten. Wir haben uns die Gestaltung der Bühne überlegt: Da kommen Pflanzen in den Hintergrund. Wir haben einen Raum organisiert, wo unsere Violinistin sich dann vorbereiten kann - das ist der Konferenzraum der Schule." Kein Detail wurde übersehen - auch die Begrüßungsrede ist schon fertig. Robin entwickelte die Plakate, die im Team diskutiert wurden, und Franziska Quicker steuerte die erforderlichen Programme zur Herstellung bei, und nach dem Druck wurden sie in der Schule aufgehängt.
Wie war die Reaktion der Mitschüler? "Auf Ablehnung sind wir nicht gestoßen", sagt Robin. "Wir sind durch die Klassen gelaufen, aber auf dem Pausenhof wurde man auch oft gefragt: ,Was ist das jetzt eigentlich genau, das Schulkonzert? Warum müssen wir uns da jetzt konkret klassische Musik anhören und nicht andere Musik?' Ich habe den Schülern dann gesagt, dass wir beim Tonali-Projekt dabei sind und dass es vielleicht auch mal eine Abwechslung ist." Und Angelina hat festgestellt, dass die Reaktion aus den höheren Klassen etwas begeisterter dafür war.
Jetzt war eigentlich alles vorbereitet - das Konzert mit Lara Boschkor konnte kommen. Aber dann passierte der GAU, den jeder Veranstalter fürchtet: Die junge Musikerin war nicht aufzutreiben. Robin: "Wir haben immer probiert, sie anzurufen, haben auch auf ihre Mailbox gequatscht, aber sie ist nie rangegangen und hat nie zurückgerufen." Letzten Dienstag wurde es dann brenzlig, nachdem auch ein Ultimatum nichts genützt hatte. Aber bei Tonali in Hamburg reagierte man schnell auf den Hilferuf und fand kurzfristig einen Ersatz: die Stuttgarter Geigerin Elene Meipariani, ebenfalls Tonali-Teilnehmerin von 2017.