Die Albertshäuser wollen absolut sicher sein, dass sie auch in ferner Zukunft kein Industriegebiet mehr vor die Tür gesetzt bekommen. Der Radweg von Garitz kann 2014 begonnen werden.
Zunächst verstand Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) die Welt nicht mehr. Da glaubte er mit der Ablehnung des Industriegebiets im Stadtrat den Albertshäusern ein lange erhofftes, vorweihnachtliches Geschenk präsentiert zu haben, aber das löste bei den gut 70 Zuhörern in der Bürgerversammlung zunächst keine Begeisterung aus.
Kay Blankenburg hatte sich in der jahrelangen Diskussion der Auffassung seines Vor-Vorgängers Christian Zoll (SPD) angeschlossen: "Kein Industriegebiet gegen den Willen der Albertshäuser." Bei einer Bürgerbefragung in Albertshausen am 18. Februar hatten dann 71 Prozent der Wähler gegen das Vorhaben gestimmt. Dieses Votum war Grundlage für einen Beschlussvorschlag, dem der Stadtrat am 13. November mit deutlicher Mehrheit zu gestimmt hatte.
Blankenburg rief den gut siebzig Bürgern im Saalbau Vogler deshalb zu: "Für mich ist das Industriegebiet Geschichte, ich habe es abgehakt."
Doch dann gab es statt des erhofften Beifalls mit der ersten Wortmeldung zunächst erst einmal Kritik. Roland Eyrich und Herbert Klabouch gingen nämlich die Formulierung im Stadtratsprotokoll nicht weit genug: "Der Stadtrat beschloss, das Industriegebiet Albertshausen nicht weiter zu verfolgen", heißt es da.
Sie monierten, dass in der Einladung zur Sitzung noch die "Herausnahme des Industriegebiets Albertshausen II aus dem Flächennutzungsplan" gestanden hätte. Dazu hätte es kommen sollen, um einem kommenden Stadtrat keine Hintertür offen zu halten, wie Eyrich es formulierte.
Deutliche Mehrheit dagegen Der Oberbürgermeister versicherte den Albertshäusern, sie könnten ihn und die Stadtratskollegen beim
Wort nehmen, denn das Industriegebiet sei quer durch alle Fraktionen mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden. Es gäbe einen gültigen Beschluss, an den sich der Rat halte. Künftigen Stadtparlamenten könne man aber keine bindende Vorschriften machen.
Dass nicht alle Bürger ein Industriegebiet als Schreckgespenst betrachten, zeigte der frühere Ortssprecher Walter Schumann, der sich Sorgen um künftige Arbeitsplätze für die Jugend in der Region
machte. Er könne sich vorstellen, das Gewerbegebiet Schlimpfhof zu erweitern. Ein Vorschlag, dem Blankenburg eine Zukunft in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit verschiedener Gemeinden attestierte.
Zu Beginn hatte das Stadtoberhaupt die Einwohner für ihren Bürgersinn gelobt, der es u.a. ermöglicht hätte, dass acht Bildstöcke und Flurkreuze durch das Bauamt erhalten und geschützt werden konnten.
Das Engagement der Bürger bestätige seine Auffassung, dass der kleine Ort mit 608 Einwohnern seine eigene Feuerwehr als Identifikationspunkt brauche und befürwortete die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs, was mit den anderen Ortswehren abgestimmt sei. Er versprach auch bei den Kosten für das Anrufsammeltaxi, das im Übrigen recht gut genutzt werde, nachzubessern.
Dass beim Straßenbau nicht alle Wünsche erfüllt werden können, sei bei 130 km
Länge, für die man sorgen müsse, nicht verwunderlich. Kay Blankenburg stellte jedoch in Aussicht, dass bei entsprechendem Beschluss des Bauauschusses, die Ortsverbindung Albertshausen- Poppenroth im kommenden Jahr in Angriff genommen werden könne.
Sorge mache ihm der Kindergarten im Hinblick auf die sinkende Kinderzahl und die Tatsache, dass einige Eltern ihre Kinder in andere Stadtteile brächten.
Blankenburg habe aber Hoffnung, dass mit der Errichtung des Gymnastikraumes und der anstehenden Toilettensanierung der Kindergarten wieder an Attraktivität gewinne.
Nicht zufrieden mit der Pflege städtischer Grundstücke und des Friedhofs durch die überörtliche Fremdfirma zeigten sich einige Bürger, und Günther Wolf beklagte auch den Zustand des Waldes.
"Ich war mein Leben lang im Forst tätig und weiß, wovon ich rede", kritisierte er den Zustand vieler Flächen im städtischen Forst. Der Oberbürgermeister schlug Wolf eine gemeinsame Begehung mit dem städtischen Förster vor.
Zum Ende hatte er noch ein Bonbon für die Radfahrer aus dem Stadtteil parat. Für den Radweg ab Seehof in Garitz entlang der Bundes- bzw.
städtischen Straße liege ein abgestimmter Entwurf der Straßenbauverwaltung und den Staatsforsten vor, der schon 2014 begonnen werden könne. Er versicherte: " Wenn's nach mir ginge, wäre er schon fertig", aber vielleicht sind wir ja sogar noch schneller als die Arnshäuser.
Albin Markert sprach dann dem Oberbürgermeister aber doch noch ein dickes Lob für seinen Einsatz gegen das Industriegebiet aus.
Unter dem Beifall der Anwesenden erklärte er: "Den meisten Albertshäusern ist nach der Stadtratssitzung ein Stein vom Herzen gefallen. Dass das Industriegebiet weg ist, tut richtig gut!"