Vom Ex-Freund geschlagen, psychisch belastet, Schulden, keine Arbeit: Gabriele Morath ist jeden Tag mit bedrohten Existenzen konfrontiert. Dank der Aktion Weihnachtshilfe der Saale-Zeitung kann sie helfen.
Gabriele Morath hat seit zwei Monaten nichts von Petra Kohlhepp*
(* Name von der Redaktion geändert) gehört. Sie braucht dringend Hilfe, hat sie damals am Telefon gesagt. Drei Mal haben sie versucht sich zu treffen. Drei Mal hat es nicht geklappt. Petra Kohlhepp kam nie zu der Sozialberaterin. Dann, im Mai sahen sie sich die beiden Frauen zum ersten Mal. Gabriele Morath war sofort klar: "Das wird nicht leicht." Es kam noch dicker. Denn damals wusste sie noch nicht, dass Petra Kohlhepp von ihrem drogenabhängigen Ex-Freund geschlagen wurde, dass sie auf Medikamente angewiesen ist und ein Kind hat, das in einer Pflegefamilie lebt.
"Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt funktioniert", sagt Gabriele Morath. Sie ist Sozialberaterin beim Caritasverband Bad Kissingen. Mit dem Geld der Aktion "Weihnachtshilfe" der
Saale-Zeitung leistet sie das ganze Jahr über "Hilfe zur Selbsthilfe", wie sie die Unterstützung von Menschen aus dem Landkreis nennt. Sie half Petra Kohlhepp mit ein paar Lebensmittelgutscheinen aus, übernahm eine Rate der Mietschulden und einen Teil der Stromrechnung: Akuthilfe. Damals bekam Petra Kohlhepp Arbeitslosengeld, ihre Wohnung war zu teuer für sie allein - sie war in einem Teufelskreis. Von ihrer Familie konnte sie auf finanzielle Unterstützung nicht zählen. "Die ist selbst am Limit", sagt Gabriele Morath.
Im Juli kam sie wieder zu Gabriele Morath. Zum Leben blieben ihr 173 Euro. "Sie war völlig durch den Wind", sagt die Sozialberaterin. Petra Kohlhepp hatte keine Kraft mehr. Sie war verängstigt und hat sich geschämt. Gabriele Morath erlebt das immer wieder: "Die Leute werden unsicher. Sie zweifeln alles an, was sie tun. Bevor sie wieder etwas falsch machen, machen sie lieber gar nichts." Die Post blieb bei Petra Kohlhepp ungeöffnet. Einen ganzen Stapel brachte sie mit, als sie vor acht Wochen zum letzten Mal zu Gabriele Morath kam. "Sie hat mit Schweißausbrüchen vor mir gesessen", sagt die Sozialberaterin.
Eine offene Handyrechnung ist von ehemals 33 Euro auf 840 Euro gestiegen - die finanziellen Probleme häuften sich. Dazu kam ihre psychische Angeschlagenheit. Und ihr Ex-Freund, der nicht weit von ihr entfernt wohnt und sie immer wieder belästigt. Ein Platz in einer ambulanten Therapie-Gruppe würde ihr helfen, meint Gabriele Morath. Petra Kohlhep war kurz davor. "Ich würde ihr wünschen, dass es klappt." Wie es ihr gerade geht, weiß die Sozialberaterin nicht. Sie hat aber kein gutes Gefühl.
Ihre Fälle werden immer extremer: "Die Arbeit verändert sich. Es gibt viel mehr Notfälle." Sie ist auf die Spenden der Aktion Weihnachtshilfe der
Saale-Zeitung angewiesen, um in akuten Situationen helfen zu können. Die Fruchthandelsfirma Mönch in Großenbrach hat 2000 Euro dazugegeben: "Es ist uns wichtig, dass man weiß, dass es gut verteilt wird", sagt Dieter Mönch. Seine Frau Renate nickt: "Es ist aus der Region für die Region. Man weiß, es kommt an."