Dass der Landschaftspflegeverband 2013 mit einem Defizit abschloss, hat Gründe, die niemand wissen konnte.
Ralf Kiesel hat im Moment ein großes Problem. Der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes muss in der nächsten Zeit die anwohner der Straße zwischen Garitz und Albertshausen dazu bewegen, ihre Wohnstätten zu verlassen, edenn sie sind dem geplanten Radwegbau im Wege. Die wissen noch nichts von ihrem Glück, und es interessiert sie eigentlich auch nicht. Miteiner schriftlichen Räumungsanordnung ist nichts zu machen.
Denn Zauneidechsen können weder lesen noch schreiben, und eine Zustelladresse haben sie nicht.
Wie kann man diese Reptilien, die in Deutschland immerhin in der Vorwarnstufe der Roten Artenschutzliste geführt werden, dazu bringen, sich in einer neuen Heimat niederzulassen? Einfangen und an neuer Stelle wieder aussetzen reicht nicht. Denn man erwischt ja nur die, die man sieht.
Das Ganze muss flächendeckend geschehen, und zwar mit großen Folien, die zunächst direkt an der Straße - Zauneidechsen leben gerne an Böschungen aller Art, weil da die Sonneneinstrahlung am höchsten ist - ausgebreitet werden. Wenn die Eidechsen die Wärme der Sonne vermissen, werden sie drunter hervorkriechen - ganz bestimmt in die richtige Richtung.
Sind alle Eidechsen draußen, werden die Folien wieder ein Stück weitergezogen - bis alle in sicherer Entfernung zu der Straße und der Baustelle sind.
Der Winter war zu warm Ansonsten blickte Ralf Kiesel in der Mitgliederversammlung auf ein durchwachsenes, aber auch erfolgreiches Jahr zurück, das mit einem Umsatz von 689.000 Euro bei den Maßnahmen nach den Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien
abschließt und anderen (drei Viertel der Summer entfallen auf die Pflege von Mager- und Trockenrasenstandorten). Dass nicht alle geplanten Projekte durchgeführt werden konnten, lag zum einen an dem zu warmen Winter, der das Zufrieren von Feuchtwiesen und damit das Mähen verhinderte. Aber auch daran, dass die EU-Fördermittel bereits im August verbraucht waren.
Wenigstens Kontrollen gespart Dass es in diesem Jahr
überhaupt keine Förderung aus Brüssel gibt, sieht Kiesel angesichts erhöhter Landesmittel durchaus auch mit einem lachenden Auge. Das erspart dem Pflegeverband jede Menge Verwendungskontrolle und -nachweise. Damit waren er und nach ihm auch stellvertretender Schatzmeister Kurt Hiebel bei einem Thema, das ihnen die Nase hoch geht.
Dass der Pflegeverband für gut 14 000 Euro statt über die Förderung für bereits durchgeführte Pflegearbeiten aus eigener Kasse zahlen musste, schmerzt die beiden nicht. Der Verein steht mit Eigenkapital von 374 000 Euro sehr gut im Futter.
Ärgerliche Entstehung Was sie ärgert, ist die Art, wie dieses 14 000-Euro-Defizit zustande kam: Die Regierung von Unterfranken hat den seit 22
Jahren angewandten Abrechnungsmodus geändert, ohne die Verbände zu informieren. Sie mussten eigentlich schon im zurückliegenden Jahr die Antragskalkulationen penibel eingehalten werden. Ein Ausgleich unter den Maßnahmen war nicht mehr möglich - mit grotesk anmutenden Konsequenzen. Kiesel: "Wenn sie eine Maßnahme mit einem 90-PS-Traktor angemeldet haben, und Sie müssen sie wegen eines Betriebsdefekts mit einem 120-PS-Traktor durchführen, dann melden Sie
sich bei mir, weil wir dann einen neuen Förderantrag stellen müssen." Kurt Hiebel - "ich war ja selbst mal Beamter" - explodierte geradezu: "Da ist eine unvorstellbare Bürokratie entstanden. Da geht es manchmal um 1.04 Euro." Landrat Thomas Bold (CSU) nannte das Defitzit zumindest ärgerlich: "Wir haben nichts falsch gemacht."
Was Ralf Kiesel allerdings ein Quell der Freude ist, ist seine Niströhrenaktion für Steinkäuze, die er vor sechs Jahren
angefangen hat. Die Zahl der Brutpaare stieg in dieser Zeit von null auf 35 und sie ist weiter steigend: "Die drolligen Tiere sind das Flaggschiff zum Erhalt von Streuobstwiesen, auch von Bäumen, die keinen Ertrag mehr bringen.