Der technische und finanzielle Aufwand hat sich gelohnt

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Für den Laien mag das Innere einer Orgel verwirrend sein. Foto: Thomas Ahnert
Für den Laien mag das Innere einer Orgel verwirrend sein. Foto: Thomas Ahnert

Die Schuke-Orgel in der Herz-Jesu-Pfarrkirche wird am 9. Oktober 25 Jahre alt.

Wenn eine Orgel feiern könnte, dann würde die Orgel der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche am 9. Oktober ihren 25. Geburtstag feiern, denn an diesem Datum vor 25 Jahren wurde sie in einem Festgottesdienst feierlich geweiht.

Als die Stadtpfarrkirche 1884 geweiht wurde, wurde auch die erste Orgel geweiht, die der Orgelbauer Franz Hochrein aus Münnerstadt gebaut hatte - ein Instrument mit 32 Registern, zwei Manualen und Pedal, dessen Wind noch von einem Calcanten, einem Orgelbuben, über Blasebälge mit Muskelkraft erzeugt. Das Instrument schien den Anforderungen für längere Zeit zu genügen. Aber die Reparaturanfälligkeit nahm zu; 1932 wurde die Orgel zum letzten Mal gründlich überholt. 1940 gab es in der Kirchenverwaltung erste Überlegungen, ein neues Instrument anzuschaffen. Die Firma Michael Weise aus Plattling bekam den Zuschlag, aber die Realisierung verzögerte sich wegen des Krieges und Geldmangels.

1946 wurde schließlich die Hochrein-Orgel abgebrochen, und die Firma Weise installierte im folgenden Jahr das neue Instrument mit 60 Registern, vier Manualen und Pedal. Eine Reihe von Pfeifen konnten von der alten Orgel verwendet werden. Aber das Material, das kriegsbedingt zur Verfügung stand, war in Sachen Haltbarkeit nicht ganz unproblematisch, und die Elektropneumatik wurde immer störanfälliger. Immer wieder waren Reparaturen und Überholungen nötig. Werner Bukowski, der 1961 sein Amt als Kantor angetreten hatte, musste immer öfter während der Messen in der Orgel verschwinden, um Störungen zu beseitigen. Mehr als die notwendigsten Reparaturen waren finanziell nicht drin.

"Wirtschaftlicher Totalschaden"

Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Mitte der 80er Jahre begann sich das Thema "Orgelneubau" in den Köpfen der Verantwortlichen einzunisten. Zumal der neue Regionalkantor und Orgelsachverständige Peter Rottmann (Münnerstadt) 1988 ein Gutachten erstellte, das der Orgel einen "wirtschaftlichen Totalschaden" attestierte. Und Werner Bukowski gelang es immer wieder, sie so zu spielen, dass man ihn auch hörte. So vergab die Gemeinde den Auftrag zum Neubau 1989 an die Berliner Orgelbaufirma Karl Schuke.

Das war kein Zufall. Es hatten sich noch andere renommierte Firmen beworben wie Klais (Bonn) oder Sandtner (Dillingen). Aber Klais-Orgeln gab es bereits im Landkreis. Und mit Schuke hatte man in der St-Elisabeth-Kirche in Garitz gute Erfahrungen gemacht. Ein bisschen war vielleicht auch ausschlaggebend, dass dem Berliner Werner Bukowski die Orgel, die, so Stadtkantor Burkhard Ascherl, "preußisch-protestantisch" klang, stilistisch sehr schätzte. Eher nicht entscheidend war, dass Schukes Mitarbeiter Klaus Bukowski die Orgel intonierte. Er wäre auch ohne seinen Bruder einer der besten Intonateure gewesen, die man damals bekommen konnte.

Damit war der Weg zur neuen Orgel offen. Die Mitarbeiter von Schuke, Werner Bukowski und Peter Rottmann machten sich an die Planung der Ausstattung. Auch hier konnte noch brauchbares Material aus der Hochrein-Orgel zum Einsatz kommen. Aufgrund der besseren klanglichen Auslegung konnte die Zahl der Register von 60 auf 52, die der Manuale von vier auf drei reduziert werden, was sich auch positiv auf die Kosten auswirkte. 1993 konnte die neue Orgel schließlich von Berlin nach Bad Kissingen transportiert und aufgebaut werden. Die Kosten beliefen sich auf 1,35 Millionen Mark - trotz aller Zuschüsse ein ziemlicher Brocken für die Gemeinde. Der Betrag beinhaltete auch eine Verstärkung der Empore durch den Einbau eines massiven T-Trägers, weil die neue Orgel zwar kleiner, aber schwerer war als die alte; die hatte kein Gehäuse gehabt. Am 9. Oktober 1993 wurde die Orgel geweiht - kein hundertprozentiger Freudentag für Werner Bukowski, der ein paar Tage vorher in den Ruhestand gegangen war. Aber er kann sie natürlich immer noch spielen.

Der Traum von den Sitzpolstern

Der große Einsatz hat sich gelohnt. "Ich bin viel unterwegs und kenne viele Orgeln", sagt Burkhard Ascherl, "und ich stelle im Vergleich immer wieder fest, dass hier jedes Register seinen unverwechselbaren Charakter hat." Was allerdings nicht immer so deutlich wurde, denn die Akustik der Stadtpfarrkirche ist schwierig. Der größte Einschnitt war die Generalsanierung der Kirche 2003, die den Klang der Orgel nachhaltig veränderte. Die Nachhallzeiten verlängerten sich, die hohen Frequenzen klangen unangenehm schrill. Das konnte durch Intonationsumstellungen im Laufe der Zeit, vor allem bei der Restaurierung 2014 unter Kontrolle gebracht werden. Trotzdem kämpft Burkhard Ascherl noch um jeden Teppich, um jede Stellwand, die dämpfende Effekte haben: "Echte Sitzpolster auf den Bänken würden die Nachhallzeit um zwei Sekunden verkürzen."

Aber einmal hat die Orgel sogar Zuwachs bekommen. Im Februar 2013 bauten die Schuke-Leute ein 53. Register ein: eine Klarinette mit 56 Pfeifen. Das war problemlos möglich, weil die technischen Voraussetzungen bereits beim Bau geschaffen worden waren. Das Register wurde 1920 in die Sauer-Orgel der Berliner Kirche am Lietzensee eingebaut. Als 1937 die Orgel umgebaut und verschlankt wurde, wanderte es in das Lager der Firma Steinmeyer. 2000 kaufte es der Krefelder Kantor Rüdiger Streim und ließ es in seiner Orgel einbauen. Als er in den Ruhestand nach Bad Kissingen zog, nahm er es mit. Und so gelangte es an seinen neuen Platz. Burkhard Ascherl ist begeistert von dem durchsetzungsfähigen grundtönigen Klang, der reizvolle Kombinationen gestattet. "Das mischt sich wirklich gut", sagt er.