Der Landkreis hat Potenzial

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Die Zimmerleute der Firma Albert Haus beim Zimmermannsklatsch. Fotos: Sigismund von Dobschütz
Die Zimmerleute der Firma Albert Haus beim Zimmermannsklatsch. Fotos: Sigismund von Dobschütz
Moderator Alexander Subat (r.), Geschäftsführer der Saale-Zeitung, leitete die Diskussion mit Marco Beier (li.), Leiter der Bad Kissinger Arbeitsagentur, und Rolf Lauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken
Moderator Alexander Subat (r.), Geschäftsführer der Saale-Zeitung, leitete die Diskussion mit Marco Beier (li.), Leiter der Bad Kissinger Arbeitsagentur, und Rolf Lauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken
 
Ebenso diskutierten Firmenchef Michael Albert (Mitte), von Albert-Haus, und Landrat Thomas Bold (CSU) mit.
Ebenso diskutierten Firmenchef Michael Albert (Mitte), von Albert-Haus, und Landrat Thomas Bold (CSU) mit.
 
Die Geschäftsführer Hilda und Michael Albert mit Maskottchen Albertino
Die Geschäftsführer Hilda und Michael Albert mit Maskottchen Albertino
 
Zum Hausbau benötigte Materialien und Zubehör aller Art findet der Interessent im neuen Kundenzentrum
Zum Hausbau benötigte Materialien und Zubehör aller Art findet der Interessent im neuen Kundenzentrum
 
Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken, übergibt zum Jubiläum ein Poster an Michael Albert und Seniorchefin Hilda Albert
Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken, übergibt zum Jubiläum ein Poster an Michael Albert und Seniorchefin Hilda Albert
 
Das neue 1 500 Quadratmeter große Kunden- und Verwaltungszentrum
Das neue 1 500 Quadratmeter große Kunden- und Verwaltungszentrum
 
Zimmerleute der Firma Albert Haus beim Jubiläumsfest
Zimmerleute der Firma Albert Haus beim Jubiläumsfest
 
Zimmerleute schauen sich die neue Ausstellungsfläche im Kundenzentrum an
Zimmerleute schauen sich die neue Ausstellungsfläche im Kundenzentrum an
 
Blick ins Foyer des neuen Kunden- und Verwaltungszentrums
Blick ins Foyer des neuen Kunden- und Verwaltungszentrums
 
Das Treppenhaus des neuen Kunden- und Verwaltungszentrums
Das Treppenhaus des neuen Kunden- und Verwaltungszentrums
 

Bei Albert Haus wurde nicht nur der das 80-jährige Firmenbestehen und das neue Kundenzentrum gefeiert. Beim Tag des Handwerks diskutierten Experten auch über Fachkräftemangel und Ausbildung.

Anlässlich der Eröffnung ihres neuen dreigeschossigen Verwaltungs- und Kundenzentrums sowie der Jubiläumsfeier zum 80-jährigen Bestehen des Zimmerei- und Fertighausbau-Unternehmens hatte die Geschäftsleitung der Firma Albert-Haus im Rahmen ihres Festtages auch zum Tag des deutschen Handwerks auf ihr Firmengelände geladen. Seit 2011 wird der Handwerkstag, der heuer auf Betreiben der Bad Kissinger Kreishandwerkskammer in Burkardroth ausgerichtet wurde, zum vierten Mal veranstaltet. Offizieller Teil war eine Podiumsdiskussion zum Fachkräftemangel.
Gäste aus Handwerk, Wirtschaft und Politik konnten Hilda und Michael Albert im Festzelt begrüßen. Beide erinnerten an den Werdegang des Unternehmens in acht Jahrzehnten und machten mit Blick auf die Inbetriebnahme ihres 1 500 Quadratmeter großen Verwaltungsgebäudes Mut für die Zukunft: "Neues weckt neue Energien." Das sei Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten.
Landrat Thomas Bold würdigte die bisherige Leistung des Unternehmens. Mit mehr als 50 Mitarbeitern und der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen habe der Handwerksbetrieb "zur erfolgreichen Entwicklung der Region beigetragen". Holzverarbeitung und Fertighausbau seien einer der "Hotspots" im Landkreis. Mit 20 000 Arbeitsplätzen gelte dies auch für Unterfranken.
Damit nahm Bold schon Zahlen vorweg, mit denen Alexander Subat, Geschäftsführer der Saale-Zeitung, als Moderator die nachfolgende Diskussionsrunde einleitete. Im Landkreis habe es 2013 mit knapp 7700 Arbeitsplätzen im Handwerk einen leichten Zuwachs gegeben, auch der Gesamtumsatz der über 900 Handwerksbetriebe sei auf fast 750 Millionen Euro gestiegen. Dennoch sei die Stimmung im Handwerk zwiespältig. Den positiven Meldungen stünde gegenüber, dass ein Viertel aller Betriebe keinen Nachfolger finden und 75 Prozent den künftigen Mangel an qualifizierten Fachkräften fürchten.

Immer weniger Auszubildende

Firmenchef Michael Albert unterstrich dies: Die städtische Industrie nehme dem regionalen Handwerk die Fachkräfte weg. Seine Firma versuche deshalb, durch gutes Betriebsklima und über Tarif liegende Löhne gegenzusteuern.
Marco Beier, Leiter der Bad Kissinger Arbeitsagentur, hielt dem entgegen: "Fachkräfte gibt es genug, nur Stellen und Bewerber passen nicht immer zusammen." Was nütze die Fachkraft in entfernter Region, wenn sie im Kissinger Landkreis gebraucht wird.
Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken, beklagte den Rückgang der Auszubildenden-Zahlen: "Vor zehn Jahren hatten wir in Unterfranken noch 11 000 Azubis, heute nur 8000." Heuer hätten 2770 Ausbildungsstellen neu besetzt werden können, doch 800 seien noch unbesetzt. Auch müssten Handwerksbetriebe Aufträge ablehnen, weil ihnen qualifizierte Mitarbeiter fehlen.
Landrat Thomas Bold hob die vielfältigen Bemühungen seiner Verwaltung hervor. Mit dem Berufsorientierungssystem wird Schülern ab 7. Klasse die Gelegenheit geboten, durch Praktika Einblick ins Handwerk zu bekommen.
Nur sei das Dilemma, entgegnete ihm Michael Albert, dass "Auszubildende heute lieber im Büro statt in der Werkshalle arbeiten". Das Berufsbild des Handwerkers müsse besser dargestellt werden: "Heute arbeiten Handwerker viel mehr mit dem Kopf als früher."
In zehn Jahren werde es an Handwerksbetrieben mangeln, malte Handwerkskammerchef Lauer die Zukunft düster: "Vor 20 Jahren gab es im Bezirk noch 220 Lebensmittelhandwerker, heute nur noch 110 Betriebe wie Bäcker oder Metzger."
Moderator Subat schloss die Diskussion mit dem Satz: "Wir haben eine große Herausforderung, aber noch keine abschließende Lösung." Mit Blick auf den Veranstalter Albert-Haus setzte er nach: "Aber der Landkreis hat Potenzial."