Heinz Stempfle zu seiner Person als Verbandsfunktionär und zur Situation der Gas- tronomie und Hotellerie in Stadt und Landkreis.
Heinz Stempfle ist 76 Jahre jung. Und irgendwie hat er die Kraft der zwei Herzen. Anders ist es nicht zu erklären, mit welchem Elan der Mann an seine Aufgaben geht. Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes ist er schon 26 Jahre, jetzt hat er auch noch den Vorsitz des Bezirksverbandes Unterfranken übernommen. Am heutigen Donnerstag tagt der Kreisverband in Münnerstadt und das Thema Neuwahl steht auf der Tagesordnung.
Der Mann für den Vorsitz ist ... Heinz Stempfle. Er wird sich nochmal als Kreisvorsitzender zur Verfügung stellen, wenn die Mitglieder ihn wollen. Und daran besteht kein Zweifel.
Anlässlich der heutigen Versammlung hat die Redaktion der
Saale-Zeitung mit Heinz Stempfle zu aktuellen Fragen um Gastronomie und Hotelerie in Bad Kissingen und im Landkreis ein Gespräch geführt.
Frage: Herr Stempfle, was
treibt einen in die Verantwortung in einem Verband?
Heinz Stempfle: Ich war schon seit 1999 stellvertretender Bezirksvorsitzender und nach dem Rücktritt von Herrn Berghammer hat Michael Schwägerl, unser Justiziar, mich als Nachfolger vorgeschlagen. Ich hab' gesagt, 'ihr seid verrückt, wisst ihr, wie alt ich bin?' 'Das wissen wir', war die Antwort, 'aber mit dir kommen wir halt aus.' Der Bezirksvorstand hat mir bis zur Neuwahl im nächsten April diese Aufgabe
übertragen.
Was macht der Verband eigentlich? Arbeitet er mehr nach Innen oder auch nach Außen?
Er arbeitet auch nach Außen. Der Verband kümmert sich beispielsweise um Gema-Abrechnungen, der Verband kümmert sich um Stromtarife, WLan-Projekte und vieles mehr. Das sieht man oft gar nicht, was der Verband alles macht.
Kommen wir zur Gastronomie in Stadt und Landkreis.
Wie geht es den Wirten in Bad Kis singen?
Ich würde sagen, es ist unterschiedlich, aber ich glaube nicht, dass es ihnen schlecht geht. Es ist bekannt, dass wir vor allem ein Sommergeschäft haben, dass an Weihnachten was los ist, aber danach ist erst einmal Ruhe. Erst um Ostern herum geht es dann wieder richtig los. Aber das war schon immer so.
Aber wir haben auch eine große Zahl an Gastwirtschaften mehr als früher, die Cafés sind zahlenmäßig deutlich mehr geworden.
Wie sieht es in Bad Kissingen mit den Gästen aus?
Das Klientel ist anders geworden ...
... da muss ich gleich zwischenfragen: Braucht Bad Kissingen ein Fünf-Sterne-Hotel?
Ich glaube nicht.
Die Landesdelegiertenversammlung war im Oktober in Rain am Lech, der Hauptredner dort war Herr Pschierer (
Anm. d. Red.: Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium). 'Wie sieht es denn mit dem Staatlichen Kurhaushotel in Bad Kissingen aus?', hab' ich ihn gefragt. Da hat er geschnauft und mir erklärt, dass man noch keinen Investor hat.
Und was anderes hat er gesagt: 'Wir bauen es nicht'.
Wie sieht es nach Ihrer Meinung mit den Hotels in Bad Kis singen aus? Ist die Stadt gut aufgestellt?
Es wird so sein, dass es Situationen gibt, vielleicht beim Kissinger Sommer, wo die Spitzen nicht aufgefangen werden können. Da fehlt es ein bisschen an hochwertigen Vier-Sterne-Betten.
Mit Low-Budget-Betten ist da nicht viel zu machen.
Wie schätzen Sie die Gastronomie im Landkreis und in den Dörfern ein? Wir haben im Frühjahr davon berichtet, dass die Zahl der Gasthäuser auf dem Land zurückgeht.
Die Wirtshäuser, wenn man es krass sieht, sterben. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Entwicklungen.
Es trifft auf Franken zu, es ist im Speckgürtel von München nicht so, nur bei uns hier heroben, Unterfranken, Oberfranken, Oberpfalz.
... kennen Sie die Gründe?
Vielschichtig würde ich sagen. Die Essgewohnheiten sind anders geworden. Früher sind die Menschen, wenn sie von der Feldarbeit kamen, ins Wirtshaus gegangen. Die Kirche und das Gasthaus waren das Zentrum eines Dorfes, damit hat ein Dorf gelebt.
Und auch die Jugend ist da rein. Die haben Feste gefeiert, überhaupt alle sind in die Wirtschaft gegangen. Und das ist heute anders geworden. Heute geht die Jugend zum Italiener. Was der Dorfgastronomie auch schadet, sind die Vereine. Aber andererseits: Wenn die Vereine nicht wären, dann gäb es überhaupt nix mehr. Tatsache ist, dass die jungen Leute, die die Häuser übernehmen sollen, heute keine Zukunft mehr sehen.
Eine Gaststätte zu betreiben, ist ein harter Job.
Für Ihren Job im Verband wünschen wir Ihnen alles Gute.
Das Gespräch mit Heinz Stempfle führte Paul Ziegler