Auf dem Lande wähnen sich die Menschen vor dem Coronavirus sicher. Doch bei den hessischen Nachbarn steigen die Infektionszahlen. Was bedeutet das für die Rhön?
18 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 und eine Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner von 1,94 (Stand Dienstag) im Landkreis Bad Kissingen - im Vergleich zu einigen Nachbarlandkreisen ist das wenig. Wer aktuell über die hessische Landesgrenze schaut, der merkt auf: Sowohl im Landkreis Fulda als auch im Main-Kinzig-Kreis sieht die Situation ganz anders aus.
Am Dienstag, 11. August, meldete das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen eine Sieben-Tage-Inzidenz (Erklärung siehe weiter unten) von 8 für den Landkreis Fulda und von 10 für den Main-Kinzig-Kreis. Am Samstag hatte der Wert im Main-Kinzig-Kreis noch bei 6 gelegen. Im Landkreis Fulda gab es bisher 451 bestätigte Ansteckungen mit dem Coronavirus. 13 Menschen starben in Zusammenhang mit einer Infektion. In den vergangenen sieben Tagen wurden 17 neue Fälle bestätigt.
Im Main-Kinzig-Kreis sieht das Bild drastischer aus: Hier registrierten die Behörden bereits 922 Ansteckungen und 50 Todesfälle seit Mitte März. Nur in Frankfurt am Main hat es hessenweit mit 68 Toten in Zusammenhang mit Covid-19 bisher mehr Opfer gegeben. Im Main-Kinzig-Kreis steckten sich in der zurückliegenden Woche sogar 41 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus neu an.
Ferienzeit verstärkt Infektionsgeschehen
Der Main-Kinzig-Kreis ist mit rund 420.500 Einwohnern der bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen. "Wir hatten mehrere Ausbrüche in Altenpflegeheimen in der Vergangenheit", erklärt John Mewes von der Pressestelle des Kreises. Auch das Infektionsgeschehen in einer Baptistengemeinde in Frankfurt Ende Mai habe die Region betroffen, da mehrere Familien im Landkreis wohnen. Damals steckten sich etwa 200 Menschen im Umfeld eines Gottesdienstes an.
"Es sind auch die Reiserückkehrer, die uns diese Zahlen bringen", sagt Mewes. In Hessen haben die Sommerferien drei Wochen eher als in Bayern begonnen. Am kommenden Montag fängt dort die Schule wieder an. Im Freistaat Bayern hingegen dauern die Ferien noch bis zum 7. September.
Im Landkreis Bad Kissingen haben sich seit Ausbruch der Pandemie erst 265 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld sind es 202. Das geht aus der Übersicht des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hervor. Die Zahlen stammen vom Dienstagmorgen. In den vergangenen sieben Tagen kamen im Landkreis Bad Kissingen zwei Neuinfizierte hinzu, in Rhön-Grabfeld waren es drei.
Vorsicht weiterhin geboten
Der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold (CSU) rät weiterhin zur Vorsicht, sieht aber momentan noch keine unmittelbare Gefahr. "Auch wenn in der Nachbarschaft die Zahlen höher sind, ist festzustellen, dass keine weiteren, das öffentliche Leben einschränkenden Maßnahmen eingeleitet wurden", sagt er auf Nachfrage der Redaktion. Die Experten gingen davon aus, dass unter Beachtung der AHA-Regelung (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) der Ausbreitung des Coronavirus entgegengewirkt werden könne.