Bug empfiehlt die rote Dose

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Rettung aus der Dose. Diese Idee stellte Bürgermeister Waldemar Bug bei der Bürgerversammlung vor. Archivfoto: Marion Eckert
Rettung aus der Dose. Diese Idee stellte Bürgermeister Waldemar Bug bei der Bürgerversammlung vor.  Archivfoto: Marion Eckert

Weniger Menschen leben im Markt. Während in anderen Gemeinden von der Pro-Kopf-Verschuldung gesprochen wird, haben die Burkardrother ein Guthaben.

Die demographische Entwicklung macht Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) gewisse Sorgen. Hatte der Markt Burkardroth am 1. Januar 2017 noch 7597 Einwohner, waren es am Neujahrstag 2018 nur noch 7523 - also ein Verlust von 74 Personen. Zwar standen 70 Sterbefällen 74 Geburten gegenüber, aber die 336 Wegzüge konnten durch die 258 Zuzüge bei weitem nicht kompensiert werden. "Mehr und jüngere Leute gehen weg, weil sie hier nicht die entsprechenden Arbeitsplätze finden", erklärte Bug mit Bedauern die Situation. Aber er wies auch auf zwei andere Zahlen hin: 680 Kinder zwischen einem und zehn Jahren gibt es derzeit in der Gemeinde - und 530 Hunde: "Die Zahlen nähern sich allmählich an!" Sollte das nur deshalb passieren, weil nur die Zahl der Hunde zunimmt, ist das eigentlich ein Grund zur Freude. Denn im Gegensatz zu Kindern zahlen ehrliche Hunde, wenn auch nicht aus eigener Tasche, jährlich Steuern an die Gemeinde.

"Rettung aus der Dose", das ist ein Angebot, das Bug den Bürgern vorstellte: eine rote Dose in der Größe einer Getränkedose, aber mit Deckel. Da hinein kann man ein Datenblatt geben, das im Notfall wichtige Informationen für Rettungsdienste liefert: also nicht nur Angaben zur Person oder Namen und Anschrift des Hausarztes, sondern auch chronische Erkrankungen, Allergien und Medikamentenunverträglichkeiten, Hinweise auf Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, Kontaktdaten von nahestehenden Personen, die im Notfall benachrichtigt werden sollten und einiges mehr. Die Dose sollte an einem Ort aufgehoben werden, den es eigentlich in jeder Wohnung in der Küche gibt: in der Kühlschranktüre. Zur Information der Rettungsdienste gibt's zwei Aufkleber dazu. Der eine kommt - natürlich - an die Kühlschranktüre, der andere an die Haustüre. Bug: "Dann weiß der Rettungsdienst: Da ist was im Kühlschrank." Mit dem Lachen seiner Burkardrother hatte er offenbar nicht gerechnet. Die Rettungsdose gibt es gegen eine Schutzgebühr in der Apotheke.

Das sei ihm alles viel zu unübersichtlich mit den ganzen Haushaltszahlen, beklagte ein Bürger: Verwaltungshaushalt, Vermögenshaushalt, Rücklagen, Schuldenstand und das Ganze, da könne man keine klaren Rückschlüsse ziehen. Er wolle eigentlich nur wissen, wie hoch die Pro-Kopf-Verschuldung ist: "Wenn die sinkt, dann kann man sagen, dass der Gemeinderat gut gearbeitet hat." Und nachdem der Burkardrother Haushalt derzeit im Plus ist, wolle er halt wissen, wie hoch das Pro-Kopf-Guthaben ist. "Das kannst du dir ganz leicht selbst ausrechnen", antwortete Bug: "10 Millionen Euro Rücklagen geteilt durch die Einwohnerzahl." Ein Mitbürger mit Taschenrechner nahm dem Frager die Rechenarbeit ab: "Pro-Kopf-Guthaben: 1333 Euro!" Die Burkardrother sollten sich allerdings nicht zu früh freuen: Einen Rechtsanspruch auf Barauszahlung haben sie nicht. Und das Guthaben wird auch sehr schnell wegschmelzen, wenn alle Kanal-, Erschließungs- und Bauprojekte in Angriff genommen werden.

Angelika Martin, die der Verein "Pro Jugend im Landkreis Bad Kissingen e.V." wöchentlich 14 Stunden für die Jugendarbeit nach Burkardroth zur Verfügung stellt, will nach einer ersten Eingewöhnungs- und Kennenlernphase die Arbeit vor Ort intensivieren. So hat sie einen Aufruf an die Jugend von Burkardroth gestartet: "Du hast Lust, dich in deiner Freizeit mit Freunden zu treffen? Bist zwischen zehn und 15 Jahre alt? Willst selbstbestimmt und frei deine Ideen verwirklichen? Dann komm zur Jugendgruppe in Burkardroth. Das erste Treffen findet am Donnerstag, 22. März, um 17 Uhr in der unteren Etage des Sozialhauses in der Friedenstraße statt. Dabei soll besprochen werden, welche Öffnungszeiten am günstigsten sind und was für den Raum eventuell angeschafft werden soll.

Ein Erfolgsmodell war im vergangenen Jahr die Burkardrother Verkehrsüberwachung. 10 141 Messungen wurden mit dem gemeindeeigenen Tempomessgerät durchgeführt. Das Ergebnis waren 1074 Beanstandungen. Es hätten durchaus ein paar mehr sein können, aber das Gerät hat einen Schwachpunkt: Bürgermeister Waldemar Bug: "Es zählt immer nur das erste Auto." Ein anderes Auto, das dicht dahinter fährt und genauso schnell ist, wird nicht mehr erfasst. Im Großen und Ganzen war Bug zufrieden: "85 Prozent der Autos fuhren mit weniger als 40 km/h über den Marktplatz - erlaubt sind 30 km/h. Spitzenreiter war ein Fahrer, der mit 74 Sachen am Rathaus vorbeidüste. Der Rekordhalter war allerdings in der Kreuzbergstraße ortsauswärts unterwegs: 99 statt 30 km/h.

Kritik gab's in der Bürgerversammlung für die Holzstege am Marktplatz. Sie seien sehr rutschig und es habe auch schon einige Stürze gegeben. "Wir sind dran", sagte der Bürgermeister, "erste Angebote sind schon da." Man wolle wegkommen vom Holz hin zu einem rutschhemmenden Belag. Probleme bereite allerdings die Statik der Brücken. Schließlich müssten sie als Feuerwehrzufahrten einiges an Gewicht aushalten. "Ob es deshalb vor dem nächsten Winter noch was wird, weiß ich nicht." Ganz so schnell wie erhofft lassen sich auch die Pläne zur Dorfplatzgestaltung nicht realisieren: "Die Wasserzufuhr macht Probleme." Ein Anlieger habe noch nicht seine Einwilligung gegeben.