Rund 100 Aktive bescherten einen auch politischen Faschingsabend.
Es ist seit vier Jahren eine riesige Herausforderung für den Heimatverein - und jedes Jahr wieder wird es mit frenetischem Applaus der Gäste belohnt: der Stänicher Büttenabend, veranstaltet vom Heimatverein. Rund 100 Menschen standen auf der Bühne und tanzten, sangen und witzelten bis um Mitternacht. Gastkomiker waren heuer Fredi Breunig und Kosmas Fischer. Präsident Andi Alles agierte sehr souverän im tollen Bühnenbild mit Stänicher Wahnwitz und Rhöner Charme tanzte am Schluss selbst noch in der Heimatvereingarde mit.
Den Stänicher Fasching gibt es seit etwa 70 Jahren, "seit 70 Johr e Gaudi und e Jocht, des is unner Stänicher Fosenocht", dichtete Andi Alles im Prolog und warf einen Blick zurück in die vermeintlich gute alte Zeit: "Kee Gema und kee Gsundheitsamt, kee Jugendschutz und aa kee Steuer, die em die Laune tut versäuer. Kee Ausschankschluss und Polizeikontrolle und wos die heut alles noch vo uns wolle."
Ein Teil des Speiseangebots war übrigens auch dem Blick in die Vergangenheit geschuldet: Burger 1954 und Toast Hawaii waren die Reminiszenzen an die vergangenen Jahrzehnte.
Selbst vor dem Tod machen die Narren in Steinach nicht Halt. Andreas Freibott trat als der Sensenmann auf, der die Steinacher Lebensqualität niedergemäht hat. Er warf teils sozialkritische und heftige Seitenhiebe auf die Gemeindepolitik ins Publikum. Kostprobe? Bitteschön: "Die Metzgerei is zu, der Durfloade weg, im Stänich kriechste net emo mehr en Leberkaasweck. Und brauchste e Sahne oder überlechst wos nösch ich, döfste demnächst noo uf Öschich."
Und dass Freibott auf der Höhe der Zeit ist, beweisen diese Zeilen: "Doa muss mer net der Hellste sei, das mer des kapiert, des hot selbst der Altfuldisch-Lubber scho analysiert - der US-imigrierte Stänicher Prophet, der söacht unner Gemä in die Zeitung wie´s geht" - gemeint ist hier der rege Leserbrief-Schreiber Altfuldisch. "Ganz Unracht hot er net, denn eins tat euch gelinge: Fürn Igros wird sich so schnell kee Pächter mehr finne. Und was Netto und Penny davo halle, des fräche sich ja hier wohl alle."
Die Kellerbachspatzen Gerhard Dünisch, Sebastian Paesolt, Sascha Dechant, Peter Schmitt und Frank Schmitt sagen als Rockabilly-Band Oldies über die Missgeschicke im Ort und die "Dunkle Seite der Macht" im Gemeinderat. Der Song "Wall aus Sand" (Bürgermeister Sandwall) und ein "vergessenes Land, das einst Metropole war" spielte auf den Verfall der Steinacher Gewerbe- und Infrastruktur zugunsten der südlichen Gemeindeteile an: "Schöner schwarzer Mann, du bist nicht allein. Die Mehrheit stimmt mit dir, denn die Gemä gehört ja dir..." Sehr versöhnlich und gefühlvoll wurde es dann im letzten Song: Elvis Presleys Klassiker "You are always on my mind" dichtete die Truppe um zu "Is uner Stänich net scho tot...?" und rührte viele fast zu Tränen: "Mitten im Dorf ein leerer Laden, und kein Pächter will mehr nei. Doch ihr braucht jetzt net zu jommern, käfft ja eh beim Aldi ei. Rewe macht ihm vons den Gar aus, Aus ist mit Lotto, Obst und Wein - wo käffe mir denn jetzt noch ein, wo käffe mir den jetzt noch ein?"
In diesem Zusammenhang sei auch die Auszeichnung der Goldenen Gurke erwähnt: Die erhielt Sebastian Wehner für die beste Panne 2018 - er hatte sein Auto mitten in der Ortsdurchfahrt von Hohn aufs Dach gelegt, nachdem es von einer Haustreppe ausgehebelt wurde.