Bravorufe und ein riesen Beifall

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Das Duo Aliada, das ist Michat Knot (links, Sopransaxophon) und Bogdan Laketic, spielten auf der Terrasse im Schlosshof Aschach
Das Duo Aliada, das ist Michat Knot (links, Sopransaxophon) und Bogdan Laketic, spielten auf der Terrasse im Schlosshof Aschach
Werner Vogel

Das Duo Aliada überzeugte mit mitreißender Musik an einem lauen Sommerabend beim Kissinger Sommer im einzigartigen Ambiente von Schloss Aschach.

Die inspirierende Atmosphäre des Schlossparks, die Möglichkeit ein wenig zu promenieren, mit kleinem Ausschank und Imbiss wird zu einer Art Open Air Session für ein durchaus jüngeres Publikum, die Klassikfans hingegen und vor allem Besucher von außerhalb der Region, etwa einem Ehepaar aus Seligenstadt, betrachten die Kombination fast als Gesamtkunstwerk.

Vor allem, wenn mit dem Duo Aliada Künstler auftreten, die schon vor drei Jahren für Furore gesorgt haben. Wegen Corona konnten sie da allerdings erst beim "Nachsommer" auftreten, sind aber immer noch im Gedächtnis. Tatsächlich hat der stimmungsvolle Park, der Blick in die weite Landschaft, haben Klänge, die nicht verwehen, sondern von den Burgmauern fast noch veredelt werden, einfach nach Wiederholung gerufen und Intendant Alexander Steinbeis hat die Vorlage genutzt und die hochgelobten slavischen Könner Michal Knot und Bogdan Laketic wieder verpflichtet. Beide sind in Wien ausgebildet worden und so ist auch ein eleganter Bogen zum Motto des Festivals "Wien-Budapest-Prag-Bad Kissingen" gelungen.

Überraschende Klangkombination

Mit ihrer einzigartigen Klangfarbe aus Saxophon und Akkordeon sind sie weltweit erfolgreich, weil ihnen mit herausragendem technischen Niveau alle musikalischen Stile gelingen. Auch - und das macht das musikalische Erlebnis so spannend - die Klassik. Und das mit Kompositionen, die geschrieben worden sind, als es diese Instrumente noch gar nicht gab.

Die stilistische Sorgfalt, mit der Aliada (= spanisch Verbündete) sich dieser Musik nähern, verblüfft, weil ihr Instrumentarium in der Klassik tatsächlich ein Anachronismus ist. Weder Händel noch Brahms ahnten zu ihrer Zeit etwas von einem Saxophon oder Akkordeon. Aber auch in unserer Zeit: wer hätte gedacht, dass das Andante aus Händels g-Moll Sonate mit dem Saxophon so butterweich geblasen werden kann, das Akkordeon dabei zum kleinen Begleitorchester wird, oder wie kapriziös die 16 Walzer von Brahms - jeder einzelne ein kleines Kunstwerk - klingen können, auch wenn sie nicht mit dem Klavier gespielt werden, wie der weltbekannte Nr. 15 in As-Dur, den man im Publikum sogar teils mitsummt.

In der Pause, beim Empfang des Bezirks Unterfranken als Schlossherr, wird die wichtige Unterstützung des Festivals durch den Bezirk, einem der großen Sponsoren des Festivals, die der Intendant in seiner Begrüßung hervorgehoben hatte, bekräftigt. Der Cocktail ist ausgetrunken, die Stehtische verwaist und dann wird tatsächlich zeitgenössische Musik zum nachhaltigen Konzerterlebnis.

Ungläubiges Staunen, wie volkstümliche Elemente und schillernd schräge Klänge von der 1982 geborenen Margarete Ferek-Petric in ihrem 2018 entstandenen "Beastie Poetry" zu fulminantem Dialog zwischen Knot's Sax und Laketic's Harmonika werden. Eigens für beide Instrumente von der kroatischen Komponistin arrangiert, erklingen fernöstliche Flöten, wehen Klezmer Klänge, knarren Treppen, ertönt Vogelgezwitscher und rauscht der Sturmwind.

Tolle Musik, großartig gespielt, die Bravos sind berechtigt. Aliada kanns auch lyrisch mit Edvard Grieg, und fröhlich mit Schumanns Kinderszenen, aber beim slavischen Ausklang fetzt so richtige Lebensfreude über die Akkordeontasten des Serben Bogdan Laketic, rast die Puste, glühen die Wangen, jubelt das Saxophon des Polen Michat Knot bei den diversen Allegri der "Rumänische Volkstänze Sz 143" von Béla Bartók.

Überaus sympathisch ist auch die Moderation von Bogdan Laketic. In perfektem Deutsch bittet er am Ende um Nachsicht, falls das Konzert mit den "Improvisationen über ein Balkan Thema" und der "Gershwin Zugabe" vielleicht doch ein wenig zu zeitgenössisch geworden ist? Der riesige Beifall zeigt: Natürlich nicht!