Bürgermeister wollen junge Familien - junge Familien wollen Grundstücke. Aber: Wo ist Platz für die eigenen vier Wänden und was kostet es die Häuslebauer?
Günter Stammwitz ist Kreisbaumeister und hat sein Büro im obersten Stockwerk des Landratsamts in
Bad Kissingen. Wenn Grundstücke angeboten und verkauft werden, spricht er von "Bodenverkehr". Grundlage dieser Geschäfte ist der sogenannte Bodenrichtwert. Der ist in der Stadt höher als auf dem Land und
unterscheidet sich von Ort zu Ort. Wer bauen will, vergleicht. Für die Bauherren zählt aber nicht nur der Preis. Wo wollen junge Familien wohnen? Welche Ortschaften sind gerade besonders gefragt - und warum?
"Der Bundesbürger zieht lieber in einen Neubau, statt umzubauen", sagt Günter Stammwitz. Er selbst ist ein Denkmalverfechter. Wenn es darum geht, im Flächennutzungsplan von Gemeinden neue Wohnbaugebiete auszuweisen, reagiert er zurückhaltend. "Erst in den 70er-Jahren haben die Bauherren die Qualität denkmalgeschützter Bauten wiederentdeckt." Im Landkreis bleibt der aufwendige Umbau die Ausnahme: Einer von zehn interessiert sich für historische Substanz, schätzt Stammwitz. "Es ist aber auch nicht mehr viel da." Stattdessen wollen die jungen Familien ihre eigenen vier Wände selbst planen und neu bauen.
Die Krux: Die Gemeinden wollen bauwillige Familien nicht verprellen. Während die Ortskerne schleichend verwaisen, erschließen sie immer mehr Flächen für Neubauten. "Dann müssen sie auch zusehen, dass sie sie loskriegen", sagt Günter Stammwitz. Er warnt: Das könnte "ruinös" für die Gemeinde enden, der Preis werde immer niedriger, meint der Kreisbaumeister.
Ist hier noch frei?
"Jeder will möglischt viele Bürger in seiner Gemeinde halten", sagt Dorothee Schmitt. Sie betreut die "Leerstandsbörse" des Landkreises, die in den nächsten Wochen online gehen soll. Die Kommunen seien dabei, alle Infos zu sammeln: Wo schlummern Grundstücke? Wer will verkaufen? Auf einer Website sollen die Interessenten künftig Antworten finden. "Das Interesse der Innenentwicklung ist groß in der Politik." Das Zentrum lebendig halten und gleichzeitig Neubaugebiete ausweisen, um Menschen in der Gemeinde zu halten - geht das zusammen?
In Oberleichtersbach alles kein Thema, sagt Bürgermeister Dieter Muth (WG). Baulücken im Altort gebe es nicht und Leerstände seien gerade auch alle vom Markt. Seine Gemeinde - ein Glücksfall.
Es liegt an der Lage
Zehn der 16 neuen Grundstücke im Gebiet "Eller 4" in Richtung Modlos sind schon weg. Viele hatten sich bereits vormerken lassen, da waren die Preise für die Grundstücke noch gar nicht bekannt. "Die Gemeinde will kein Geschäft mit den jungen Familien machen, aber auch kein Geld mitbringen", sagt Dieter Muth. Die Kosten werden auf die Bauherren umgelegt - und fertig, sagt er. In dem neuen Baugebiet liegt der Grundstückspreis zehn Euro über dem Durchschnitt von 2014
(Seite 4). Dennoch, die Häuslebauer schätzen die Lage, die der Bürgermeister selbstbewusst bewirbt: "Gute Anbindung an die Autobahn, egal in welche Richtung. Kindergarten und Schule sind neu, eine gute Infrastruktur und das Gewerbegebiet gleich ums Eck." Die Gemeinde will junge Familien im Ort halten. Anfragen bekommen sie überwiegend von Einheimischen.
Im Markt Elfershausen sind nur noch eine Handvoll Bauplätze übrig. In dem Baugebiet, das vor eineinhalb Jahren ausgewiesen wurde, sind 13 Parzellen vergeben. Eine ist noch übrig. Ob das Angebot reicht, soll eine Umfrage klären. Die Gemeinde will Gewissheit, bevor sie beginnt zu planen. In der Nähe von Elfershausen könnten mit dem Beschluss des Gemeinderats bis zu 30 neue Bauplätze entstehen.
Abweisen musste Bürgermeister Karlheinz Kickuth (SPD/FWG) noch niemanden. Dafür aber immer wieder neu beraten. Er war früher Planer und sieht, was man aus Flächen und Gebäuden machen kann. "Der Innenort ist nicht für jeden geeignet", sagt er. Andererseit seien einige überrascht, was man im Altort machen kann. "Wir müssen der Bevölkerung geben, was sie benötigt." Ob in der Siedlung oder im Zentrum. Alles, nur kein Bevölkerungsschwund: "Ich will, dass die Gemeinde zumindest stagniert."
Wo kostet der Grund und Boden wie viel? In welchen Ortsteilen ist es besonders günstig, an Bauland zu kommen?