Die Stiftung Bad Kissinger Sonnenblume kümmert sich um Kinder und Jugendliche in Armut. Sie springt ein, wenn Behörden den Familien nicht helfen können.
Die Bad Kissinger Sonnenblume ist eine kleine, wohltätige Stiftung. Sie besteht aus einem ehrenamtlichen Vorsitzenden, der von drei Beiräten unterstützt wird. Es gibt die Stiftung seit fünf Jahren, in der Öffentlichkeit ist sie weitgehend unbekannt. "Wir sind darum bemüht, Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern unbürokratisch in Notlagen zu helfen", sagt Siegbert Goll, Stiftungsbeirat und Leiter des Kissinger Jugendamtes.
Das Jugendamt ist 2010 in einem Vermächtnis bedacht worden. Die Verstorbene wünschte, dass mit ihrem Nachlass eine Stiftung gegründet wird, die sich verarmten Kindern und Jugendlichen annimmt. Ein Familiendrama, bei dem das Jugendamt auf einen Schlag mehrere Kinder in Obhut nehmen musste, war laut Goll dann die Initialzündung für die Kissinger Sonnenblume. "Die Frage war, wie kann man den Kindern helfen?", berichtet er.
Die Stiftung hat bislang eher abseits der Öffentlichkeit gewirkt. Um zum einen auf das Thema Kinderarmut aufmerksam zu machen und zum anderen um Spender anzusprechen, hat sich der Stiftungsbeirat jetzt an die Zeitung gewendet.
Armut grenzt Kinder aus
Die Bad Kissinger Sonnenblume hilft bei kleinen Anschaffungen genauso wie bei elementaren Dingen. Das kann ein Paar neue Fußballschuhe sein oder eine Büchertasche, die sich die Familie nicht leisten kann. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass schnell die ausgefallene Heizung wieder instand zu setzen und und zu bezahlen war.
Der Stiftungsbeirat setzt sich aus Mitarbeitern des Jugendamts zusammen. Den Kontakt zu den betroffenen Familien bekommt die Stiftung deshalb über die entsprechenden Fachabteilungen des Jugendamts - etwa der Soziale Dienst und der Unterhaltsvorschuss - aber auch über kooperierende Behörden wie das Jobcenter. "Da haben wir eine guten Einblick in die Notlagen der Familien", sagt Goll. Für das Jugendamt ist es wichtig, in akuten Lagen schnell Geld bereitzuhalten, ohne dass langwierig Anträge gestellt und geprüft werden müssen. Er macht deutlich: "Wir finanzieren keinen Luxus, sondern das, was notwendig ist, damit Kinder nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind."
Der Jugendamtschef betont, dass das Wohlfahrts- und Sozialwesen gut funktioniert und viel auffängt, aber: "Bei öffentlichen Geldern sind wir strikten Regeln unterworfen", sagt er. Nicht immer können die Ämter so schnell helfen, wie die Betroffenen es brauchen. Außerdem gibt es auch Härtefälle, die das Gesetz nicht abdeckt. Dort wo Jugend-, Sozialamt und Jobcenter die Hände gebunden sind, versucht die Stiftung einzuspringen.
Versteckte Engel helfen auch
Manfred Kutz, stellvertretender Jugendamtsleiter, erinnert sich an einen Fall. Eine Großmutter kümmerte sich um die Enkelin. Neue Möbel für das Kinderzimmer waren zwar dringend nötig, die Frau konnte die sich aber nicht leisten. Weil Oma und Enkelin verwaltungsrechtlich nicht als Bedarfsgemeinschaft galten, hatten sie keinen Anspruch auf öffentliche Zuschüsse. "Über die Sonnenblume haben sie die Hilfe bekommen", sagt Kutz.