Bad Kissinger Sonnenblume hilft armen Kindern

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Laut Deutschem Kinderhilfswerk lebt jedes fünfte Kind hierzulande in Armut. Archivfoto: Christian Hager, dpa
Laut Deutschem Kinderhilfswerk lebt jedes fünfte Kind hierzulande  in Armut. Archivfoto: Christian Hager, dpa

Die Stiftung Bad Kissinger Sonnenblume kümmert sich um Kinder und Jugendliche in Armut. Sie springt ein, wenn Behörden den Familien nicht helfen können.

Die Bad Kissinger Sonnenblume ist eine kleine, wohltätige Stiftung. Sie besteht aus einem ehrenamtlichen Vorsitzenden, der von drei Beiräten unterstützt wird. Es gibt die Stiftung seit fünf Jahren, in der Öffentlichkeit ist sie weitgehend unbekannt. "Wir sind darum bemüht, Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern unbürokratisch in Notlagen zu helfen", sagt Siegbert Goll, Stiftungsbeirat und Leiter des Kissinger Jugendamtes.

Das Jugendamt ist 2010 in einem Vermächtnis bedacht worden. Die Verstorbene wünschte, dass mit ihrem Nachlass eine Stiftung gegründet wird, die sich verarmten Kindern und Jugendlichen annimmt. Ein Familiendrama, bei dem das Jugendamt auf einen Schlag mehrere Kinder in Obhut nehmen musste, war laut Goll dann die Initialzündung für die Kissinger Sonnenblume. "Die Frage war, wie kann man den Kindern helfen?", berichtet er.

Die Stiftung hat bislang eher abseits der Öffentlichkeit gewirkt. Um zum einen auf das Thema Kinderarmut aufmerksam zu machen und zum anderen um Spender anzusprechen, hat sich der Stiftungsbeirat jetzt an die Zeitung gewendet.

Armut grenzt Kinder aus

Die Bad Kissinger Sonnenblume hilft bei kleinen Anschaffungen genauso wie bei elementaren Dingen. Das kann ein Paar neue Fußballschuhe sein oder eine Büchertasche, die sich die Familie nicht leisten kann. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass schnell die ausgefallene Heizung wieder instand zu setzen und und zu bezahlen war.

Der Stiftungsbeirat setzt sich aus Mitarbeitern des Jugendamts zusammen. Den Kontakt zu den betroffenen Familien bekommt die Stiftung deshalb über die entsprechenden Fachabteilungen des Jugendamts - etwa der Soziale Dienst und der Unterhaltsvorschuss - aber auch über kooperierende Behörden wie das Jobcenter. "Da haben wir eine guten Einblick in die Notlagen der Familien", sagt Goll. Für das Jugendamt ist es wichtig, in akuten Lagen schnell Geld bereitzuhalten, ohne dass langwierig Anträge gestellt und geprüft werden müssen. Er macht deutlich: "Wir finanzieren keinen Luxus, sondern das, was notwendig ist, damit Kinder nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind."

Der Jugendamtschef betont, dass das Wohlfahrts- und Sozialwesen gut funktioniert und viel auffängt, aber: "Bei öffentlichen Geldern sind wir strikten Regeln unterworfen", sagt er. Nicht immer können die Ämter so schnell helfen, wie die Betroffenen es brauchen. Außerdem gibt es auch Härtefälle, die das Gesetz nicht abdeckt. Dort wo Jugend-, Sozialamt und Jobcenter die Hände gebunden sind, versucht die Stiftung einzuspringen.

Versteckte Engel helfen auch

Manfred Kutz, stellvertretender Jugendamtsleiter, erinnert sich an einen Fall. Eine Großmutter kümmerte sich um die Enkelin. Neue Möbel für das Kinderzimmer waren zwar dringend nötig, die Frau konnte die sich aber nicht leisten. Weil Oma und Enkelin verwaltungsrechtlich nicht als Bedarfsgemeinschaft galten, hatten sie keinen Anspruch auf öffentliche Zuschüsse. "Über die Sonnenblume haben sie die Hilfe bekommen", sagt Kutz.

Neben der Kissinger Sonnenblume gibt es noch andere wohltätige Organisationen im Landkreis, die niedrigschwellige Akuthilfe anbieten. Im Bereich Kinderarmut sind da vor allem die Versteckten Engel in Bad Kissingen zu nennen. "Wir kooperieren zum Beispiel mit Schulen, Kitas und dem Mehrgenerationenhaus (MGH)", sagt die stellvertretende Vorsitzende Dagmar Ziegler. Lehrer und Erzieher treten an den Verein heran, ebenso wie die Familienbegleiter des MGHs. Die Versteckten Engel kaufen Büchertaschen, Schulmaterial, bezuschussen Ausflüge oder übernehmen die Kosten für Musikunterricht. Wichtig ist dabei, die Familien nicht als arm bloßzustellen: "Wir helfen unbürokratisch und so, dass niemand etwas davon merkt", erklärt sie.

Kinderarmut im Landkreis Bad Kissingen: Fakten und Spenden

Definition In Industrieländern wird Armut daran gemessen, wie wenig ein Mensch im Vergleich zur übrigen Gesellschaft verdient. Wer 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat, gilt als von Armut bedroht, wer 50 Prozent und weniger hat, ist arm. Die Armutsgrenze liegt für Familien mit zwei Kindern bei rund 1900 Euro netto und bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern bei 1200 Euro netto.

Statistik Laut Kinderreport 2018 des Deutschen Kinderhilfswerks lebt in Deutschland jedes fünfte Kind in Armut. Die Quote hat sich in den vergangenen 13 Jahren verdoppelt. Im Kreis Bad Kissingen sind nach den aktuellen Zahlen des Jugendhilfeausschusses sechs Prozent der unter 15-Jährigen von Armut betroffen.

Spenden Wer die Arbeit der Kissinger Sonnenblume finanziell unterstützen möchte, erhält weitere Informationen im Jugendamt bei Siegbert Goll und Manfred Kutz unter Tel.: 0971/ 801 21 90 und 0971/ 801 22 00. Wer die Versteckten Engel unterstützen möchte, spendet an das Konto mit IBAN: DE 2579 3510 1000 3104 2252 und BIC: BYLADEM1KIS.