Bad Kissingen: Traumjob Bademeister?! Warum das Freibad mit Personalmangel kämpft

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Roland Bühner sucht dringend Mitarbeiter für das Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen. Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Roland Bühner sucht dringend Mitarbeiter für das Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen.  Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Das Sprungbecken muss noch mit Wasser befüllt werden. Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Das Sprungbecken muss noch mit Wasser befüllt werden. Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
 

Damit das beliebte Terrassenschwimmbad wie gewohnt öffnen kann, braucht es Menschen, die es im Hintergrund am Laufen halten. Das will aber fast niemand mehr machen. Droht jetzt ein trockener Sommer?

In der Sonne sitzen, die Trillerpfeife um den Hals, das Gesicht gebräunt. Die einzige Aufgabe: Aufpassen, dass keiner ertrinkt. So traumhaft stellen sich viele Menschen den Job im Freibad vor. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Warum haben viele Schwimmbäder wie das Terrassenschwimmbad mit immensem Personalmangel zu kämpfen?

Viele Vorurteile

"So wie du arbeitest, möchte ich auch gerne arbeiten." Diese Aussage hört Andrea Wudy vom Vorstand des Bayerischen Landesverbandes für Schwimmmeister oft. "Man sieht uns nur am Becken stehen, aber keiner sieht die Arbeit, die wir vorher und nachher machen." Badegäste würden manchmal ein Lob an die Firma ausrichten, die die Grünanlagen pflege. "Na schönen Dank auch", sagt Wudy dann. "Das machen wir alles selbst."

Bad Kissinger Terrassenschwimmbad

Der Betriebsleiter des Bad Kissinger Terrassenschwimmbads Roland Bühner sagt: "Der Anforderungskatalog ist mit den Jahren deutlich gestiegen. Man kommt immer mehr in ein Korsett."

Das genaue Öffnungsdatum im Mai steht noch nicht fest. Bevor die Mitarbeiter die Gäste einlassen, seien sie jeden Tag mindestens zwei Stunden vorher im Bad beschäftigt. Die Reinigungskräfte starten noch früher.

Schwimmbad "verkehrssicher" machen

Bühner zählt Beispiele für Aufgaben auf, die die Mitarbeiter in der Früh überprüfen: Liegen auf dem Gelände Müll oder Scherben, die möglicherweise ungebetene Gäste in der Nacht hinterlassen haben? Sind der Sprungturm und die Einstiegsleitern sicher? Ist die Rutsche einsatzbereit? Sind die Filter in Ordnung und die Böden mit einem Bodensauger geputzt? Auch die Wasserqualität spiele eine große Rolle.

Die Mitarbeiter arbeiteten eine lange Liste an Tätigkeiten ab und trügen viel Verantwortung. Früher sei nicht alles so streng durch den Gesetzgeber reglementiert gewesen.

Beim Sprungturm gebe es immer einen hohen Klärungsbedarf mit Gästen, wenn dieser geschlossen sei. "Wir würden manchmal gerne öffnen. Es ist schade, wenn man den Kundenwünschen aus haftungsrechtlichen Risiken nicht entgegen kommen kann."

Arbeit am Wochenende und an Feiertagen

Die Mitarbeiter arbeiten oft am Abend, am Wochenende und an Feiertagen. "Hat man eine Familie, leidet die darunter", sagt Schwimmmeister-Vorsitzende Wudy. "Der Partner muss auf jeden Fall mitspielen." Man habe ein komplett anderes Freizeitverhalten als andere Menschen und müsse seinen Bekanntenkreis so organisieren, dass diese ähnlich ticken, bestätigt Bühner.

Großes Nachwuchs-Problem

Die Branche hat deutschlandweit ein immenses Nachwuchs-Problem. Wudy berichtet von Praktikanten, die die Arbeit im Schwimmbad zunächst attraktiv fänden. "Die fragen: Wie siehts denn mit dem Finanziellen aus?" Nach der Antwort schluckten sie und gingen dann in Branchen, wo man mehr verdiene.

Bezahlung als Rettungsschwimmer

Wird man als Rettungsschwimmer im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) eingruppiert, verdiene man zu Beginn meist zwischen 2400 bis 2600 Euro brutto (E 3), je nachdem, in welche Entgeltgruppe man eingruppiert werde. Als Fachangestellter für Bäderbetriebe (EG 5) bekommt man anfangs knappe 2800 Euro brutto.

Schwimmbad wie gewohnt offen

Droht jetzt ein trockener Sommer? Bühner ist optimistisch, dass das Schwimmbad wie gewohnt öffnet. "Wir schaffen das. Wir setzen alles dran."

Man ziehe jedes Register, um Mitarbeiter zu werben. Bis in die Türkei hinein liefen Online-Bewerbungsgespräche. Konkret suche das Schwimmbad einen Fachangestellten für Bäderbetriebe und einen Rettungsschwimmer. Diese Stellen sind sowohl in Voll- als auch in Teilzeit möglich. Bei den Rettungsschwimmern sind auch Ferienjobber, studentische Aushilfen und Ehrenamtliche denkbar.

"Wir bieten Ganzjahresstellen." Im Winter arbeiten die Mitarbeiter dann oft als Hausmeister oder im Servicebetrieb für den Städtischen Bauhof.

Das ist besonders schön

Besonders viel Freude macht Bühner seine Arbeit, wenn Kinder ihre Seepferdchen bestanden haben. Und: "Wir haben viele Stammgäste. Der Umgang mit ihnen macht Spaß." Schön sei es auch, wenn die Badegäste die Hygiene im Bad lobten oder auf andere Weise ein anerkennendes Wort äußerten. Und natürlich: "Einem Menschen das Leben retten. Dann weiß man, wofür man da ist."