Bad Kissingen
Hospizdienst

"Verstorben, als ich gerade dazu kam": Diese Momente haben eine fränkische Sterbebegleiterin besonders geprägt

Sonja Jacques vom Hospizverein Bad Kissingen betreut als ehrenamtliche Sterbebegleiterin Menschen auf ihrem letzten Lebensweg, denn dazu fehlt dem Personal oft die Zeit. Dabei kam es auch zu Momenten, die sie dauerhaft geprägt haben.
Bad Kissingen: Sterbebegleiterin berichtet von prägenden Momenten - "verstorben, als ich gerade dazu kam"
Sterbebegleiterin Sonja Jacques wird zu einer engen Bezugsperson für Menschen, die kurz vor ihrem Tod stehen. Foto: Gaertingen/pixabay.com (Symbolbild); privat; Collage: inFranken.de
  • Hospizverein Bad Kissingen: Sonja Jacques engagiert sich als Sterbebegleiterin 
  • Überforderung, Angst, Zeitnot: Altenpflegerin nennt Motivation für Ehrenamt
  • Berührender Moment: Patientin stirbt kurz vor Besuch
  • "Kann jeder machen": Informationen für Interessenten

Das Thema Tod klammern die meisten Menschen gerne aus ihrem Alltag aus. Vor allem, wenn sie nicht selbst oder im persönlichen Umfeld betroffen sind. Umso lobenswerter sind ehrenamtliche Sterbebegleitungen, die bewusst Fremde bis zu ihrem Lebensende begleiten. Die 47-jährige Sonja Jacques vom Hospizverein Bad Kissingen ist eine von ihnen. Für sie ist der Tod "ein Wunder".

Altenpflegerin meldet sich als Sterbebegleiterin in Bad Kissingen - oft "kein Platz zum Sterben"

Jacques ist seit 30 Jahren Altenpflegerin, im ambulanten Dienst tätig und begann parallel vor drei Jahren mit der ehrenamtlichen Hospizarbeit. "Durch meinen Beruf habe ich mit Tod uns Sterben zu tun. Ich merke, dass viele Angehörige überfordert sind, ein Problem damit haben, Menschen daheim sterben zu lassen. Manche haben Angst vor dem Thema Tod oder Zeitmangel." Zu Hause, im Altenheim und "noch weniger im Krankenhaus" sei oft "kein Platz zum Sterben". So habe sie der Wunsch nach Menschen, "die sich dem annehmen", zu diesem besonderen Ehrenamt motiviert.

Im Altenheim fehle laut ihrer Erfahrung dem Personal aufgrund von Überforderung die Zeit "für das Zwischenmenschliche". Genau diese Lücke fülle eine Sterbebegleitung durch Gespräche, Vorlesen oder Zuhören. Ein Kurs bereite auf die Herausforderungen dieser Tätigkeit vor. Drei bis vier Menschen habe sie bereits begleitet. Die erste Frau sei über 80 Jahre alt gewesen. "Ich wollte sie einmal im Altenheim besuchen. Dort sagten sie mir, die Dame sei ins Krankenhaus verlegt worden. Sie hatte keine Angehörigen. Ich bin dort ins Zimmer gekommen und da war sie kurz vorher verstorben", erinnert sie sich.

"Ich erzählte einer Krankenschwester, dass sie verstorben war, als ich gerade dazu kam. Die Krankenschwester sei fünf Minuten vorher noch im Zimmer gewesen, sagte sie mir." Ein berührender Moment, doch Jacques sei sicher, dass der Tod besser als weitere lebenserhaltende Maßnahmen für die Patientin gewesen sei.

"Es kommt so viel Positives zurück" - warum das Ehrenamt als Sterbebegleitung sehr erfüllend sein kann

Die Mutter zweier Kinder kümmere sich momentan per Telefon um eine schwerkranke 53-Jährige." Wenn ich von mir erzähle, kommt sie auf andere Gedanken und sie kann mir Dinge anvertrauen, mit denen sie ihre Familie nicht belasten will." Es sei durch ihr relativ junges Alter für Jacques ein anderes Gefühl als bei Hochbetagten. Doch die Berufserfahrung, die regelmäßigen Supervisionen und Gespräche im Verein helfen, sich vom Erlebten gesund abzugrenzen, erklärt sie. 

Das Ehrenamt sei gar erfüllend: "Es ist etwas Schönes, jemanden beim Sterben zu begleiten. Wie das Wunder der Geburt ist es auch ein Wunder, wenn man jemanden helfen kann, den letzten Schritt zu gehen und die Familie unterstützt. Es kommt auch so viel Positives zurück."

Welche Anforderungen müssen Interessierte erfüllen? "Es kann jeder machen, der sich dazu berufen fühlt", antwortet sie. Man müsse gut zuhören können, gerne mit Menschen zu tun haben, empathisch sein. 

Viele ihrer Kolleg*innen seien mittleren Alters. Jüngeren fehle eventuell aufgrund familiärer Verpflichtungen die Zeit, so ihre Vermutung. "Ich finde, auch für ältere Menschen kurz vor dem Ruhestand ist es eine schöne Sache, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben." In manchen Fällen kämen auch langjährige Begleitungen vor. "Daraus können Freundschaften entstehen." Von beiden Seiten bestehe die Möglichkeit, zu Beginn zu äußern, wenn das Zwischenmenschliche nicht passe. Denn das sei eine wichtige Voraussetzung. "Bei mir hat es immer gepasst", betont Sonja Jacques. Alle Informationen für Interessierte finden sich auf der Webseite des Hospizvereins Bad Kissingen.