Der Flugverein will den Kontrolltower kaufen - passend zum 50. Turmgeburtstag. Die Aussichten für das Turniergebäude sind dagegen wenig rosig.
Auf und Ab. Die Themenwoche der Saale-Zeitung ist natürlich wie gemacht für einen Bericht über den Flugplatz in der Au - und zwar nicht nur, weil dort im Jahr 3000 Starts und Landungen von Motorseglern, Segel- und Ultraleichtflugzeugen gezählt werden, sondern vor allem auch weil das Gelände eine bewegte Geschichte erlebt ab.
Zum Beispiel die des Flugsports. Der kam erst nach dem Ersten Weltkrieg in der Kurstadt auf, 1923 wurde der erste Segelflugverein gegründet. "Die sind damals je nach Windverhältnissen am Heiligenfeld oder am Sinnberg geflogen", erzählt Matthias Albert, Vorsitzender der Segelfluggemeinschaft. Wobei geflogen nach damaligen Maßstäben etwas anderes bedeutet hat, als heute Die Flüge erinnerten eher an die ersten Gleitversuche eines Otto Lilienthals und dauerten nur einige Sekunden bis wenige Minuten. Die einfachen Flugapparate waren von modernen Leichtflugzeugen mit Höhenmesser, Funk und anderer Technik noch weit entfernt.
Verein will Turm kaufen
Nachdem das Flugverbot nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehoben wurde, gründete sich die Segelfluggemeinschaft neu. Der Flugplatz wurde in die Au verlegt. Vor genau 50 Jahren baute der Verein seinen Kontrollturm und feierte Richtfest. "Was viele nicht wissen ist, dass die Kissinger Motorflieger damals durch Deutschland geflogen sind und sich verschiedene Flugtürme angeschaut haben", berichtet Albert. Der Tower in Augsburg hat ihnen so gut gefallen, dass er in kleinerem Maßstab in der Au nachgebaut wurde. Der Turm schließt an das Turniergebäude an, gehört der Stadt und ist an die Flieger verpachtet.
Der Fliegerclub hat bewegte Zeiten hinter sich. Zwischendurch war er in einen Dachverein und drei Zweigvereine zergegliedert. Es gab interne Auseinandersetzungen, die letztlich dazu führten, dass die Motorflieger nach Bad Neustadt abwanderten. Die Segelfluggemeinschaft befinde sich seit der Trennung aber wieder auf einem guten Weg, findet der Vorsitzende. Der Verein hat 60 Mitglieder, darunter 40 Aktive und zehn Flugschüler. Im Fluggebäude befindet sich neben dem Kontrollraum zudem das Vereinscafé, Schulungs-, Modellbau- und Sanitärräume. Der Verein hat der Stadt angeboten, den Turm für einen symbolischen Preis zu übernehmen. "Wir wollen den Turm, den wir gebaut haben, gern wieder in unserem Besitz", erklärt Albert. Vorteil für die Stadt: Die wäre die anfallenden Unterhalts- und Renovierungskosten los.
Das Rathaus teilt auf Anfrage mit, dass das Angebot ergebnisoffen geprüft wird. Rechtliche und bauliche Herausforderungen für den Verkauf sei, dass der Turm als Erweiterung an das städtische Turniergebäude anschließt. Der denkmalgeschützte Tribünenbau mit Stallungen und Kutschenremise wurde 1922 errichtet, um nach dem Ersten Weltkrieg mit Reit- und Fahrtturnieren ein neues Gästeklientel zu erschließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rennbetrieb jedoch nicht mehr aufgenommen. Heute ist das Gebäude in schlechten Zustand. Die Witterung setzt ihm zu. Dass die Holzkonstruktionen für Dach und Tribüne statische Probleme haben, ist seit Jahren bekannt, die Stadt hat größere Reparaturarbeiten aus finanziellen Gründen aber nicht leisten können.
Im Frühjahr ist am rechten Tribünenaufgang ein größeres Stück Steinmauer ausgebrochen. "Wir haben daraufhin ein Ingenieurbüro beauftragt, das Gebäude statisch zu untersuchen", sagt Maik Schmeller, Gebäudemanager der Stadt. Ergebnis der Prüfung: "Das Gebäude ist stark einsturzgefährdet", sagt er. Aktuell ist das Gelände um das Gebäude gesperrt und die Postkutsche ausquartiert. Kutsche und Tiere weichen aktuell in die Untere Saline aus. Der Aufgang zum Tower ist allerdings frei. Wie geht es weiter? Schmeller: "Es sind noch mehr Untersuchungen notwendig, um ein genaues Schadensbild zu bekommen." Daraus kann dann abgeleitet werden, welche Arbeiten nötig wären und was diese Kosten. Der Stadtrat müsse am Ende entscheiden, ob der Erhalt des Gebäudes - das im Unesco-Schutzgebiet liegt, gewünscht ist. Schmeller hofft, dass genauere Ergebnisse bis zur Haushaltsberatung Ende des Jahres vorliegen