Zwei Tage im Wanderparadies

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Die Burgruine von Werberg, einst fuldischer Besitz. Das Festungswerk wurde mehrfach belagert, erobert, rückerobert und 1444 endgültig zerstört.
Die Burgruine von Werberg, einst fuldischer Besitz. Das Festungswerk wurde mehrfach belagert, erobert, rückerobert und 1444 endgültig zerstört.
Joachim Rübel
Hat nur selten Besuch: Die Antoniuskapelle von 1749. Foto: Joachim Rübel
Hat nur selten Besuch: Die Antoniuskapelle von 1749. Foto: Joachim Rübel
 
Jede Menge Auskünfte konnte man zur Geschichte des abgesiedelten Ortes Werberg erhalten. Foto: Joachim Rübel
Jede Menge Auskünfte konnte man zur Geschichte des abgesiedelten Ortes Werberg erhalten. Foto: Joachim Rübel
 
Mahnmal der Vergänglichkeit. Foto: Joachim Rübel
Mahnmal der Vergänglichkeit. Foto: Joachim Rübel
 
Ankunft am Abend: Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg. Foto: Joachim Rübel
Ankunft am Abend: Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg. Foto: Joachim Rübel
 
Mal die Stöcke hinlegen und Pause machen. Hier auf dem Kleinen Auersberg. Foto: Joachim Rübel
Mal die Stöcke hinlegen und Pause machen. Hier auf dem Kleinen Auersberg. Foto: Joachim Rübel
 
Wanderer Roland Schlössinger aus Salz bei Bad Neustadt Foto: Joachim Rübel
Wanderer Roland Schlössinger aus Salz bei Bad Neustadt Foto: Joachim Rübel
 
Einsam auf dem Kleinen Auersberg: Wanderer Roland Schlössinger aus Salz bei Bad Neustadt. Im Hintergrund die Schwarzen Berge aus ungewohnter Perspektive.Foto: Joachim Rübel
Einsam auf dem Kleinen Auersberg: Wanderer Roland Schlössinger aus Salz bei Bad Neustadt. Im Hintergrund die Schwarzen Berge aus ungewohnter Perspektive.Foto: Joachim Rübel
 
Lager der Freundes des US-Militärs mit Material vorwiegend aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.Foto: Joachim Rübel
Lager der Freundes des US-Militärs mit Material vorwiegend aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.Foto: Joachim Rübel
 
Zerschossener Pkw, im Hintergrund ein abgewracktes gepanzertes Fahrzeug. Foto: Joachim Rübel
Zerschossener Pkw, im Hintergrund ein abgewracktes gepanzertes Fahrzeug. Foto: Joachim Rübel
 
"Sag mir wo die Blumen sind..." Übungspuppe der Infanterie am Wegesrand. Auf dem Helm ein Sowjetstern, vor dem Leib eine angedeutete AK 47 (Kalaschnikow).Foto: Joachim Rübel
"Sag mir wo die Blumen sind..." Übungspuppe der Infanterie am Wegesrand. Auf dem Helm ein Sowjetstern, vor dem Leib eine angedeutete AK 47 (Kalaschnikow).Foto: Joachim Rübel
 
Auch der Feind hängt manchmal einfach nur rum. Foto: Joachim Rübel
Auch der Feind hängt manchmal einfach nur rum. Foto: Joachim Rübel
 
Wenn nicht gerade Wandertag ist, geht es auf dem Truppenübungsplatz durchaus ernst zu. Foto: Joachim Rübel
Wenn nicht gerade Wandertag ist, geht es auf dem Truppenübungsplatz durchaus ernst zu. Foto: Joachim Rübel
 

Schönes Wetter lockte viele Tourengeher auf den Truppenübungsplatz bei Wildflecken. Start war diesmal in Kothen. Das gab es im sonst gesperrten Areal zu sehen.

Schweiß und Durst sind die ewigen Begleiter des Wanderers. Umso besser, wenn man mitten in einer langen Hitzewelle seinem Hobby in höheren Regionen nachkommen kann, wo es doch ein wenig kühler ist.

Gerade richtig kam da das Angebot der Bundeswehr: Für zwei Tage öffneten die Militärs ihr Wildfleckener Übungsgelände für jedermann. Während in Bad Kissingen morgens noch viele ihren Rakoczy-Kater kurierten, waren andere schon auf einer der anspruchsvollen Touren in der Rhön unterwegs. Nachts zuvor hatte es sogar ein wenig geregnet, und so waren die Wege fast staubfrei. Das Wetter passte, Sonne und Wolken wechselten bei Temperaturen deutlich unter 30 Grad. Los ging es heuer in Kothen, wo freiwillige Helfer die ankommenden Autos souverän auf Parkplätze einwiesen. Und schon nach einigen hundert Metern Anstieg war man oben auf dem Truppenübungsplatz.

Roland Schlössinger aus Salz hatte sich für eine der längeren Touren entschieden. "Ich komme seit vielen Jahren regelmäßig zu den Wandertagen der Bundeswehr. Alles ist super ausgeschildert und die Versorgung ist optimal. Zum Glück ist die Coronapause vorbei." Normalerweise kommt auch Schlössingers Frau mit, jedoch waren ihr heuer die Streckenvorschläge etwas zu herausfordernd. "Aber kommendes Jahr geht sie sicher wieder mit."

Wald und Waffen

Es galt sich zu entscheiden: 13,5 Kilometer, 22,7 oder 26,7 Kilometer. Die meisten wählten die erste Variante und hatten dabei nicht nur Wanderspaß mit viel Weitsicht in einer überwiegend sich selbst überlassenen Natur, sondern sie konnten sich auch informieren: Über Zustand, Entwicklung und Bewirtschaftung der Wälder auf dem Gelände (Infostände und Spielstationen des Bundesforstes) oder über das sehr ernste Thema Waffen, Munition, Geschosse und Blindgänger, worüber einige Uniformierte gerne Auskunft gaben und in einer Hütte umfangreiches - sprengstofffreies - Material präsentierten. Auch die Freunde der US-Army zeigten in einem farbenfrohen Lager ihr Material amerikanischer Technik überwiegend aus den 60er Jahren.

Selbstredend gab es an mehreren Stationen Verköstigung für Einzelgänger wie auch Familien. Wobei natürlich auf den längeren Abschnitten schon ganz gut dran war, wer sich zuvor ausreichend mit Proviant versorgt hatte. Dass niemand seinen vielleicht zu weitreichenden Anforderungen an sich selbst zum Opfer fallen musste, dafür sorgten neben mehreren Sanis die Militärfahrzeuge der "Range Patrol", die in gemäßigtem Tempo entlang der Wege karriolten.

Abgesiedelte Dörfer

Immer wieder kam man an den Ortsstellen abgesiedelter Dörfer samt Friedhöfen vorbei, beeindruckend dabei die vielen extra aufgestellten Fotos von inzwischen vollkommen verschwundenen Häusern. Nahe dem ehemaligen Werberg hatten Geschichtsfreunde Stelltafeln aufgestellt, die die tragische Historie der früheren Siedlung dokumentierten. Bei manchem Wanderer stellte sich da ein mulmiges Gefühl ein: Bauerndörfer, wie man sie kennt, können schon binnen weniger Jahrzehnte komplett verschwinden.

Rosarote Weideröschen

Wer dann nach sattem Anstieg mit hängender Zunge auf dem kleinen Auersberg (808 Meter) Rast machte, der konnte sich von weit in der Ferne liegenden Bergen und Höhenzügen beeindrucken lassen. Die hier an Pfählen angebrachten Photographien der jeweiligen Horizonte sowie die Entfernungsangaben boten ein schönes Stück Heimatkunde und Ortsgeographie.

Unterhalb des Kleinen Auersberges gab es ein weiteres Mal Proviant, und dann musste man sich auch schon entscheiden, ob man die ganz lange oder die etwa vier Kilometer kürzere Strecke nehmen wollte. Auf der Längeren hatte man noch den wunderbaren Ausblick auf die mit rosaroten Weideröschen bewachsene Dammersfeldkuppe (mit 927,9 Metern der höchste Berg Unterfrankens) oder den "Charakterkopf" des Eierhaucks (909,9 Meter).

Vorbei an zerschossenen Fahrzeugen, Sprengplätzen und Schießstrecken ging es etwa drei Stunden lang - jetzt doch ziemlich einsam auf dem riesigen Areal - zurück in Richtung Kothen. Letzte Rast machten dann die meisten an der altehrwürdigen Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg, die heuer 500 Jahre alt wird. Wanderer Roland Schlössinger: "Die Wandertage der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz kann ich jedem nur bestens empfehlen."