Was wird aus dem Wildfleckener Bahnhof?

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Die Deutsche Bahn hat den Bahnhof in Wildflecken verkauft. Das Bild stamm aus dem Frühjahr 2020, als die Bahn das Gebäude im Internet anbot. Foto: Johannes Schlereth
Die Deutsche Bahn hat den Bahnhof in Wildflecken verkauft. Das Bild stamm aus dem Frühjahr 2020, als die Bahn das Gebäude im Internet anbot. Foto: Johannes Schlereth

In Wildflecken besitzt die Deutsche Bahn nun keinerlei Immobilien mehr. Der Bahnhof stand im Internet zum Verkauf. Bei dem Käufer handelt es sich um einen Privatier.

Es ist ein Gebäude, das den Ortseingang in Wildflecken prägt - der alte Bahnhof. Regelmäßig machte das Gerücht die Runde, die Immobilie sei verkauft. Nun gibt es Gewissheit, was die alte Eisenbahnstation betrifft. Die Deutsche Bahn hat das Gebäude mittlerweile tatsächlich verkauft.

Am 4. August vermeldete ein Pressesprecher der Deutschen Bahn (DB): "Die Verhandlungen über den Verkauf des Bahnhofsgebäudes mit Güterhalle und Bahnhofsvorplatz sowie weitere DB-Flächen in Wildflecken sind abgeschlossen." Käufer und Unternehmen unterzeichneten in den vergangenen Tagen den Vertrag. Daniel Kleinheinz, geschäftsleitender Beamter im Markt Wildflecken, teilt auf Nachfrage der Redaktion mit, dass die Kommune davon Kenntnis habe.

Wildflecken ohne Bahn

Von der Deutschen Bahn heißt es: "Nach diesem Verkauf hat die DB keine Immobilien mehr in Wildflecken." Zum Verkauf standen laut dem Sprecher der Bahnhof selbst, sowie das Güterhallengebäude und der Bahnhofsvorplatz. Angeboten hatte die DB das Areal bis Anfang März im Internet auf dem unternehmenseigenen Immobilienportal. Nicht mit im Angebot war das angrenzende Gebäude des Bahnsozialwerks. Das Freizeithaus mit 22 Übernachtungsplätzen befindet sich nicht im Besitz der DB. Das Unternehmen möchte sich weder zum Käufer noch zum Kaufpreis des Bahnhofs öffentlich äußern.

Errichtet im 20. Jahrhundert

Der Grund das Gebäude zu bauen, liegt über hundert Jahre in der Vergangenheit. Die Rhön war damals ein Gebiet, in dem es schwer war, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine bessere Anbindung an die bestehende Infrastruktur sollte die herrschende wirtschaftliche Not mildern. Das Mittel der Wahl war damals die Eisenbahn. Der Blick ins Archiv der Saale-Zeitung zeigt, was geschehen sollte.

In der Ausgabe vom 18. Juni 1904 berichtet die Lokalgazette von Beschlüssen aus dem Bayerischen Landtag. Darunter der am Vortag gefasste Beschluss zum Ausbau der Bahnlinie von Bad Brückenau bis nach Wildflecken.

Der Tenor der damaligen Politiker - in diesem Fall ein Abgeordneter namens Johann Baptist Gerber (Zentrumspartei) aus Elfershausen - war deutlich: "Die Strecke würde sich gewiß rentieren, wenn die in der Nähe von Brückenau befindlichen ausgedehnten Basaltlager gehörig ausgebeutet würden."

13 Kilometer in Richtung Rhön

Der Landtag bewilligte den Ausbau für die 13,468 Kilometer lange Strecke zu Kosten von 847 000 Mark. Hinzu kamen von den Anrainergemeinden noch 91 500 Mark für Grunderwerb und die Anschlusskosten. Heute entspricht das in etwa 4 882 800 Euro.

Im Dezember 1908 gab es dann die erste Probefahrt nach Wildflecken und noch im gleichen Monat die offizielle Eröffnung der Strecke. Der heute bekannte Bahnhof stand damals noch nicht in seiner jetzigen Form.

Tourismus statt Basalt

Was den 1904 angestrebten Basaltabbau betraf, stand Wildflecken jedoch nicht im Fokus. Davon profitierte unter anderem der Bahnhof in Oberriedenberg. In Wildflecken handelte es sich eher um einen zweckmäßigen einfachen Bau mit Lokschuppen und einer kleinen Übernachtungsmöglichkeit.

Robuste Bauweise? Fehlanzeige: Schon 1909 drückte eine Lokomotive dort die Wand ein. Bedeutung erhielt Wildflecken zunächst in den 1920er Jahren durch Wintersport-Sonderzüge aus Würzburg. Findige Einheimische machten sich den jungen Tourismus zu Nutze und errichteten eine Trinkhalle vor dem Bahnhof. Diese existiert heute nicht mehr.

Kriegsvorbereitungen als Motor für den Aufschwung

Weiteren Aufschwung für den Wildfleckener Bahnhof brachte der Bau des Truppenübungsplatzes sowie der MUNA in Oberwildflecken in den 19030er und 1940er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Arbeiter errichteten bahneigene Wohnungen, Verladeanlagen, Drehscheibe, Kohlenbansen und Ausschlackgrube sowie Pferdetränken im Umfeld des Bahnhofsgelände.

Ein geplanter Lokschuppen war wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr fertigzustellen. Viele der realisierten Projekte fielen später dem Bau der Ortsumgehung von Wildflecken zu Opfer, so dass sich heute keine Spuren mehr finden.

Niedergang bis ins Jahr 2005

Weitere Anbauten gab es nach dem Zweiten Weltkrieg während der amerikanischen Besatzung. Darunter das jetzige Ferienhaus des Bahnsozialwerks. Bis zur Stilllegung hielten vornehmlich Güter- und Militärtransporte die Strecke und damit den Bahnhof am Leben. 2005 folgte schließlich die Stilllegung der Strecke.

Nun soll nach 15 Jahren wieder Leben am Bahnhofsgelände pulsieren. Einige Stimmen spekulieren auf eine gastronomische Nutzung des Gebäudes. Der Markt Wildflecken äußert sich hierzu jedoch nicht.

Daniel Kleinheinz, geschäftsleitender Beamter der Kommune, teilte auf Nachfrage der Redaktion mit, dass es sich beim Käufer um einen Privatinvestor handelt. "Dieser plant den Bahnhof einer Nutzung zu zuführen."

Was kommt in das Gebäude?

Allerdings sei derzeit noch unklar, was genau dem Käufer des Areals vorschwebt: "Das bleibt noch abzuwarten." Einen kleinen Ausblick liefert Kleinheinz trotzdem: "Die ersten Ideen klingen vielversprechend." Konkreter kann und wolle sich die Kommune noch nicht dazu äußern. Der Markt Wildflecken stehe mit dem Käufer in gutem Kontakt.

Einen Nutzungswunsch hat der Bürgermeister des Marktes, Gerd Kleinhenz (PWW), seit längerem. Dieser hängt mit dem neuem Bahnradweg zusammen. In einem Artikel aus dem April äußerte er sich: "Wir haben einen alten Bahnhof, den ich gerne touristisch genutzt sehen würde."