Heute finden im Landkreis keine Trauungen statt, vor 24 Jahren stand dagegen das Hochzeitsparadies bundesweit im Blickpunkt.
"Leider hat sich niemand entschlossen, am 29.2.2016 in Hammelburg zu heiraten", berichtet Dieter Densch vom Hammelburger Standesamt. Er antwortet damit auf eine Umfrage der Redaktion unter allen 26 Kommunen. Und wie in Hammelburg sieht es überall aus: "Wäre der 29. 2.2016 ein Samstag, hätte sich bestimmt jemand zum Heiraten gefunden beziehungsweise gemeldet, aber der Montag ist halt doch ein eher seltener Tag zum Heiraten", sagt Densch. Vor 24 Jahren war das ganz anders...
"Der 29.2.92 war ein Faschingssamstag", erinnert sich der Bad Brückenauer Standesamtsleiter Hans Bauer noch ganz genau, und: "Damals war es noch etwas ganz Besonderes, dass ein Standesamt an einem Samstag geöffnet hatte, heute kriegt man da überall einen Termin." Perfekter Tag also für das Hochzeitsparadies Bad Brückenau: 16 Paare aus ganz Deutschland ließen sich trauen. Bis aus Hamburg und München kamen die Eheleute samt Hochzeitsgesellschaft, und: "Alle 16 Paare haben hier in Bad Brückenau auch gefeiert."
Drei Standesbeamte im Einsatz
Die Stadt legte sich mächtig ins Zeug, schließlich war der Medienrummel riesig: Zwei Radiostationen sendeten damals den ganzen Tag über live aus der Stadt, Fernseh- und Fotokameras waren auf die Paare gerichtet. Radiosender hatten sechs von ihnen sogar die Hochzeit vermittelt und gesponsert. Bauer, sein Kollege Dieter Stock und der damalige Bürgermeister Hans Rohrmüller teilten sich die Trauungen.
Zudem waren jede Menge Menschen auf den Beinen: Die Riedenberger Trachtenkapelle geleitete die Eheleute zu einem Weißwurstfrühstück in die Georgi-Halle, die Karnevalsgesellschaft beglückwünschte die Paare und lud sie kostenlos zum Faschingsball am Abend ein, Joachim Neunert, der damalige Chef des Dorint-Hotels überreichte ein Geschenk ans das 3000. Hochzeitspaar in der Geschichte des Bad Brückenauer Standesamtes: Petra Braune und Eberhard Grosch aus Künzell wollten eigentlich in Ruhe an einem Samstag heiraten und wurden von dem Medienrummel überrascht.
"Das war eine tolle Hochzeit und es war ständig etwas geboten", erinnert sich Karin Mertens an die Hochzeit. Sie und ihr Mann Hans-Peter gehörten zu den 16 Paaren, die heute vor 24 Jahren in Bad Brückenau heirateten. "Mein Mann ist auf die Schnapsidee gekommen", berichtet sie, und: Ich habe gar nicht viel gewusst davon."
Für beide ist es die zweite Ehe - und sie hat bis heute gehalten, was nicht auf alle Paare zutrifft: "Neun von 16 Ehen sind leider schon geschieden", zieht Hans Bauer Bilanz, denn: Jede Scheidung muss an das Standesamt, in dem die Ehe geschlossen wurde, gemeldet werden. Die hohe Quote an Scheidungen sei leider keine Besonderheit: "Das war auch beim 8.8.88 schon so", berichtet er. "Für viele Menschen, die auf den Hochzeitstag des Jahres aufgesprungen sind, war es leider nicht ihr persönlicher Hochzeitstag des Lebens", kommentiert Bauer die Wirksamkeit von Schnapszahlen.
Anfang der 1990er Jahre war die erfolgreichste Zeit des Hochzeitsparadieses: 1992 etwa wurden 129 Ehen in Bad Brückenau geschlossen. Sogar bis zu 180 gab es damals pro Jahr, berichtet Bauer. Zum Bergleich: 2015 waren es nur noch 52 Trauungen, also im Schnitt eine pro Woche.
Einen kleinen Schrecken jagte Bürgermeister Hans Rohrmüller einem Ehepaar am 29.2.92 ein: "Ihren 25. Hochzeitstag werden Sie nicht mehr erleben", sagte er vor der Trauung voraus. Damit zielte er natürlich auf den Vier-Jahres-Rhythmus der Schalttage ab. Silber-Hochzeit erst nach 100 Jahren? Das kommt für die Mertens in Windheim auf keinen Fall in Frage: "Kommendes Jahr wollen wir natürlich größer feiern", berichtet die 65-jährige Karin Mertens. Aber auch in den vergangene Jahren habe sich ihr Mann Hans-Peter (68) nicht etwa um den Hochzeitstag gedrückt, nur weil es den 29. Februar nur alle vier Jahre gibt. "Meistens gibt es ein paar Blumen", sagt sie. Den Hochzeitstermin kommentiert sie mit den Worten: "Uns hat er jedenfalls Glück gebracht."