Ab September werden alle Mittelschüler aus Schondra in Bad Brückenau unterrichtet. Eine Erholung der Schülerzahlen ist nicht in Sicht.
Die Wirklichkeit im Schulverbund und die Vorgaben des Kultusministeriums klafften einfach zu weit auseinander: 13 Kinder sind für die neue 5. Klasse in Schondra gemeldet, 15 sollten es sein, mindestens. 688 Schulstunden muss Verbundskoordinatorin Birgit Herré (Schulleiterin der Mittelschule Bad Brückenau) auf die Standorte aufteilen. Bliebe alles beim Alten, würden Wildflecken und Schondra im Durchschnitt 31 Stunden pro Klasse abbekommen, Bad Brückenau 33,6. Der Richtwert liegt bei 35,4 Stunden pro Klasse. "Meine Aufgabe ist es, Chancengleichheit für alle Schüler herzustellen", begründet Herré das Vorgehen.
"Fördermöglichkeiten und Arbeitsgemeinschaften konnten wir all die Jahre - mit Ausnahme des gebundenen Ganztags - an keiner Mittelschule anbieten", sagt Herré. Das wird nun anders. 76 Unterrichtsstunden gibt's für die 5. und 6. Klasse in Wildflecken, 612 Stunden bleiben Bad Brückenau. "Pro Klasse im Durchschnitt sieben Stunden mehr", erklärt Herré, "das ist pädagogisch sinnvoll."
Die Verbundskoordinatorin betont, dass die Mittelschule in Schondra nicht geschlossen wird. Der inaktive Schulstandort könne reaktiviert werden, "wenn sich die Schülerzahlen auf Dauer erhöhen sollten". Eine Prognose des Schulamts Bad Kissingen, die noch den Standort Schondra berücksichtigt, macht klar, dass dies eher unwahrscheinlich ist.
Eltern nicht offiziell informiert
Der Bevölkerungsrückgang hält an. Die Gemeinden Geroda, Oberleichtersbach und Schondra kommen in den vergangenen zehn Jahren zusammen auf 505 Geburten. Lediglich in Oberleichtersbach zieht die Geburtenzahl an (2014: 13 Kinder; 2015: 20; 2016: 21). Geroda steht mit fünf Geburten in 2016 relativ gut da (2014 und 2015 jeweils drei). Der Markt Schondra bewegt sich im Mittelfeld (2014: 9 Kinder; 2015: 12; 2016: 13). Dazu kommt, dass sich diese Kinder ja ab der 5. Klasse auf drei Schultypen - Mittelschule, Realschule und Gymnasiums - verteilen.
Horst Conze, stellvertretender Elternsprecher der 5. Klasse in Schondra, hat Verständnis dafür, dass Klassen zusammengelegt werden. "Auch die pädagogischen Gründe für die Beschulung an einer größeren Schule sind nicht von der Hand zu weisen." Dass die Eltern aber bis jetzt nicht offiziell informiert wurden, könne nicht sein. "Wer so mit Eltern umgeht, darf sich nicht wundern, dass sich immer weniger Mamas und Papas in ihrer Freizeit für die Schule engagieren", stellt er fest.
Birgit Herré macht deutlich, dass diese Entscheidung "nicht plötzlich aus dem Himmel" fiel. "Das Thema haben wir seit sieben Jahren. Es ist klar, dass es irgendwann die erste Schule treffen wird, und, wenn die Zahlen weiter sinken, auch die zweite Schule."
Großer Frust klingt dagegen bei der ehemaligen Schulleitung durch. "Grausam und schade, weil hier etwas Schönes kaputt gemacht wird", sagte Otto Granich, ehemaliger Rektor der Schondratalschule, am Rande der Verabschiedung der Neuntklässler. In Bad Brückenau suche man händeringend Ausweichräume für die Generalsanierung der Mittelschule "und hier stehen die Räume leer", ergänzte Max Mölter, der bis 2013 Konrektor war.
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