Rathaussturm in Bad Brückenau: Das "Baby" ist geschaukelt

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Die Rathaus-Verteidiger machten auf "Babyboom" und "Elternzeit". Es nutzte nichts; Karnevalisten stürmten es trotzdem. Foto: Steffen Standke
Die Rathaus-Verteidiger machten auf "Babyboom" und "Elternzeit". Es nutzte nichts; Karnevalisten stürmten es trotzdem. Foto: Steffen Standke
Nicht synchron, aber selten: Die gefangen genommenen "Verteidiger" mussten mit den Garde-Trainerinnen ein Tänzchen wagen. Foto: Steffen Standke
Nicht synchron, aber selten: Die gefangen genommenen "Verteidiger" mussten mit den Garde-Trainerinnen ein Tänzchen wagen. Foto: Steffen Standke
 
In der Stadtkasse war zwar "Kohle", aber nicht solche, die sich die Belagerer um BrüKaGe-Vorstand René Schwarz (links) vorgestellt hatten. Foto: Steffen Standke
In der Stadtkasse war zwar "Kohle", aber nicht solche, die sich die Belagerer um BrüKaGe-Vorstand René Schwarz (links) vorgestellt hatten. Foto: Steffen Standke
 
Die BrüKaGe verwandelte den Bürgermeister-Amtssitz schon vor dem Sturm in ein "Elferrathaus". Foto: Steffen Standke
Die BrüKaGe verwandelte den Bürgermeister-Amtssitz schon vor dem Sturm in ein "Elferrathaus". Foto: Steffen Standke
 
Bürgermeister Jochen Vogel wurde gefesselt aus dem Rathaus geführt. Den Schlüssel für die Übergabe vergaßen seine "Häscherinnen" jedoch zunächst. Foto: Steffen Standke
Bürgermeister Jochen Vogel wurde gefesselt aus dem Rathaus geführt. Den Schlüssel für die Übergabe vergaßen seine "Häscherinnen" jedoch zunächst. Foto: Steffen Standke
 
In gebührender Entfernung fühlten sich der Rathauschef und "Verteidiger" Dirk Stumpe (links) noch vor den Belagerern sicher. Wenig später waren sie besiegt. Foto: Steffen Standke
In gebührender Entfernung fühlten sich der Rathauschef und "Verteidiger" Dirk Stumpe (links) noch vor den Belagerern sicher. Wenig später waren sie besiegt. Foto: Steffen Standke
 
Dieter Seban moderierte und feuerte seine Mitstreiter von der 1. Großen Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft 1954 an. Foto: Steffen Standke
Dieter Seban moderierte und feuerte seine Mitstreiter von der 1. Großen Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft 1954 an. Foto: Steffen Standke
 
Auch viele Zuschauer hatten beim Rathaussturm ihren Spaß. Foto: Steffen Standke
Auch viele Zuschauer hatten beim Rathaussturm ihren Spaß. Foto: Steffen Standke
 

Nach drei Jahren wurde das Bad Brückenauer Rathaus mal wieder bestürmt. Stadtchef Jochen Vogel versuchte alles, damit wenigstens die Eingangstür heil blieb. Ob ihm das gelang und welches Malheur mit dem Rathausschlüssel passierte.

Die Türen des Rathauses - sie blieben am Freitagabend, um 19.11 Uhr fest verschlossen. Nicht weil es um diese Uhrzeit eh schon lange zu ist. Sondern wegen "Babybooms" und "Elternzeit".

Die "Verteidiger" um Bürgermeister Jochen Vogel dachten wohl, dass sie mit dieser Masche den Karnevalistensturm abwehren könnten, der vor ihren Bürofenstern aufzog. Ihr Motto wohl: "Wir schaukeln das Baby schon alleine."

Doch weit gefehlt: Die Narren der 1. Großen Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft 1954 forderten - befeuert von Dieter Seban - stetig Einlass.

Der Bürgermeister probierte es mit diversen Besänftigungs- und Bestechungsversuchen. Prahlte, dass das Rathaus "für vier Tage und vier Nächte Belagerung gerüstet" sei. Dach als die "Roten Funken" mit einem Rammbock anrückten, um die Eingangstür zu zertrümmern, knickte er ein. Wohl aus Angst, dass sein sanierungsbedürftiges Rathaus einstürzen könnte.

So stürmten die Narren um 19.43 Uhr ohne Gewalt hinein, fesselten Vogel, brachten ihn hinaus. Dumm nur, dass sie den Schlüssel in dessen Amtszimmer vergessen hatten. Nachdem der geholt war, übergab der Stadtchef sein Reich an die Karnevalisten. Und war ganz gespannt, was diese bis Aschermittwoch mit den Stadtgeschäften treiben werden.

Um ein Tänzchen mit den Garde-Trainerinnen kamen weder er, noch die Verteidiger aus Stadtrat und Verwaltung herum. Zumindest die, die nicht in Elternzeit sind.