Mit dem Luchs leben

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Der Luchs polarisiert, dies kam bei der Informationsveranstaltung des Bundes Naturschutz zur Sprache. Foto: Ingo Queck
Der Luchs polarisiert,  dies kam bei der  Informationsveranstaltung des Bundes Naturschutz zur Sprache. Foto: Ingo Queck

Der Bund Naturschutz (BN) hatte zu einer Informationsveranstaltung über den Luchs in der Rhön nach Oberleichtersbach in den Rhönhof eingeladen.

Mit Joachim Urban vom Netzwerk Große Beutegreifer (NBG) und Hans-Jörg Blank als Jäger in Oberbach standen bei der Informationsveranstaltung des Bund Naturschutz (BN) kompetente Diskussionspartner bereit. Beide sind beim BN aktiv und kennen den Spagat, den große Beutegreifer auslösen. "Der Luchs polarisiert," weiß Urban. Auf der einen Seite Jäger, Tierhalter, die sich um ihren Tierbestand sorgen, auf der anderen diejenigen, die den Luchs als niedlichen Heimkehrer in seinen ursprünglichen Lebensraum begrüßen. An diesem Abend überwogen Jäger und Herdenbesitzer unter den rund dreißig Zuhörern.

Joachim Urban ist Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) in Oberbach und über das Netzwerk Große Beutegreifer (NBG) Ansprechpartner für Fragen rund um den Wolf. Neben der Schadensbeurteilung gehört auch das Monitoring zu seinen Aufgaben.

Für Schäden durch den Luchs wurde ein Fonds gebildet, in den auch der BN, der Jagdverband und die BaysF einzahlen. Entschädigungen gibt es aber nur für Risse an Nutztieren, nicht an jagdbarem Wild.
"Wichtig ist uns, dass wir möglichst alle Risse zügig gemeldet bekommen und diese auch vor Ort beurteilen können, ob es tatsächlich ein Luchs, ein Wolf oder ein wildernder Hund war. Die Polizei hat die Liste der Ansprechpartner und kann am schnellsten weiterhelfen."

Urban berichtete über die Lebensweise des Luchses und sein Vorkommen im Landkreis. Im Oktober 2015 gab es den ersten Luchsnachweis im Staatswald in der bayerischen Rhön. Aus den Aufzeichnungen der gemeldeten Sichtnachweise und Rissfunde hat Urban die Reviergröße des Luchses rekonstruiert. Aus den an den Rissen gefundenen Speichelproben konnte eine genetische Analyse erfolgen. Der männliche Luchs stammt aus dem Harz. Männliche Luchse haben mit 30.000 bis 40.000 Hektar ein größeres Revier und wandern auch weiter und schneller als die Weibchen, die etwa 10000 Hektar einnehmen.


Unterstellungen fehl am Platz

Das Verhalten des am Gebirgsstein und bei Detter gesichteten Luchses wirft immer wieder die Frage auf, ob das Tier aus einem Gehege ausgesetzt wurde. Ingo Queck vom BN betonte, dass Unterstellungen völlig fehl am Platze seien und nur die Ergebnisse des Monitorings Klarheit schaffen könnten. Auch Urban stellte fest, dass dies definitiv erst geklärt werden könne, wenn man den Luchs eingefangen hat. Er vermutet, dass das Verhalten aber auch über Generationen weitergegeben wird. Außerdem ist das Stillhalten, Abwarten und Hinlegen für den Luchs auch effektiv. Er jagt anders als der Wolf.

Der Luchs ist ein dämmerungs- und nachtaktiver Anschleich- und Lauerjäger, versucht seine Beutetiere zu überraschen und sie nach wenigen Sprüngen zu ergreifen. Er verfolgt sie maximal 20-25 Meter. Daher werden vor allem unvorsichtige und unaufmerksame Tiere erbeutet. Der Luchs wechselt die Jagdgebiete innerhalb seines Reviers und betreibt sogenannte Intervalljagd. Luchse fressen am liebsten Rehe (78 Prozent), Rotwild (2 Prozent). Der Anteil an gerissenem Damwild, Kälbern und Schafen ist eher gering. Mit einem Reh pro 100 Hektar (ha) pro Jahr pro Luchs greift er nicht dramatisch in den Tierbestand im Wald ein. "Damit können wir Jäger leben, die Abschusszahlen liegen bei etwa zwölf Rehen auf 100 ha ", kommentiert Blank die Zahl, "das Verhalten der Rehe hat sich geändert, sie stehen eher in offenen Flächen aufmerksamer zusammen. Scheuer sind sie nicht geworden."


Akzeptanz für den Luchs in der Bevölkerung erhöhen

Zum Status der Luchspopulation erläutert Urban, dass nur der innere Bayerische Wald dauerhaft besiedelt ist. Es existieren ein kleines regelmäßiges Vorkommen im vorderen Bayerischen Wald und ein neueres Vorkommen im südlichen Oberpfälzer Wald. Eine bleibende Besiedlung von neuem Lebensraum findet nicht statt. Die Population stagniert. Wichtig ist dem Referenten, die Akzeptanz für den Luchs in der Bevölkerung zu erhöhen: "Nur dann kann der Luchs hier wieder heimisch werden."

Als Anregung aus dieser Veranstaltung wird Urban sich Informationen aus dem Harz zum Monitoring durch Fotofallen holen. Eine Umsetzung auch hier im Landkreis wäre wünschenswert und ist auch kostengünstiger als die aufwändigen Genanalysen. Denn Luchse sind gut an der Maserung zu unterscheiden.

Meldungen über Sichtungen und Risse bitte an Joachim Urban vom Netzwerk Große Beutegreifer (NBG): Tel.: 0173/863 7645, oder Joachim.Urban@baysf.de