Maria Schramm malt Bilder. Aber nicht irgendwelche Bilder. Sie schafft Ikonen, die Szenen aus der Bibel zeigen. Ihre Farben mischt sie selbst - und hält sich dabei an die überlieferte Tradition der Ikonenmaler.
Maria Elisabeth Schramm drückt auf Play. Leise erklingen Gesänge der orthodoxen Kirchentradition im Studio, in dem die Künstlerin ihre Bilder malt. Doch es sind nicht "ihre" Bilder, sondern uralte Vorlagen, die Szenen aus der Bibel und Heilige zeigen. Die Darstellung der Figuren wurde über Jahrhunderte nicht verändert. Vielleicht wirken Ikonen deshalb wie aus der Zeit gefallen.
"Man hat Ikonen lange als dunkle Bilder wahrgenommen, bis man mal auf die Idee gekommen ist, die oberste Schicht abzutragen", erzählt Schramm. Früher wurden die Bilder mit Leinöl behandelt, das Ruß bindet und so die Bilder mit der Zeit dunkler werden lässt. Der Effekt war nicht beabsichtigt, führte aber dazu, dass bunte Farben und strahlendes Gold bald verschwanden. "Heute wird Leinöl nicht mehr verwendet", sagt Schramm.
Sie selbst verwendet nur einen Firnis aus Griechenland.
Ikonen Kunstschule in Münster Bevor sie aber den Schlussanstrich auftragen kann, warten viele Arbeitsschritte. Ikonen werden auf Holz gemacht, Tischlerplatte nimmt Schramm am liebsten. Manchmal arbeitet sie auch Ikonen aus Metall ein. "Die habe ich in Russland gekauft, an der Straße", erzählt Schramm. Die Farben mischt sie mit Eigelb an, im Sommer gibt sie einen Tropfen Nelkenöl dazu, damit die Farbe nicht ganz so schnell eintrocknet. Auf dem Bild freilich bleibt die Farbe noch lange etwas feucht. Bis zu einem halben Jahr dauert es, bis die Ikone gänzlich fertig ist.
Kennengelernt hat Schramm die orthodoxe Kirchentradition in einem Urlaub in Bulgarien. Es war Pfingsten, die Schramms wollten einen Gottesdienst besuchen und landeten in einer orthodoxen Kirche. "Ich war hin und weg.
Dieser Weihrauchduft! Die Gesänge, die Menschen, die da stehen. Und dann eben diese Ikonen", erinnert sich die Künstlerin. In orthodoxen Kirchen verbirgt eine Ikonenwand den Blick auf den Altar. Die doppelflügelige Tür wird nur zu festgesetzten Zeiten geöffnet. Der Gottesdienst dauert etwa drei Stunden, doch Maria Schramm merkt nicht, wie die Zeit vergeht. "Das war sehr beeindruckend für mich."
Zurück in Bad Brückenau trifft sie eine Frau, die gerade zur Kur in der Stadt ist. Von ihr erfährt sie, dass man Ikonenmalerei lernen kann. In Münster gibt es sogar eine Ikonen Kunstschule. Regelmäßig nimmt Schramm an den Kursen teil, fährt zu Exkursionen auch ins Ausland. Manchmal malt sie auch westliche Heilige, die nicht von orthodoxen Christen verehrt werden, wie zum Beispiel den Heiligen Kilian, der auch Apostel der Franken genannt wird. Immer aber hält sie sich an die Tradition.
Und bevor sie auch nur einen Pinselstrich macht, betet sie das überlieferte Gebet der Ikonenmaler.
Tschernobyl: Ikone mit aktuellem Bezug "Viele Menschen wollen einfach etwas zum Anfassen", erklärt Schramm die religiöse Bedeutung von Ikonen. Deshalb seien die Kultbilder überhaupt erst entstanden. "Es werden heute noch neue Ikonen eingeführt, zum Beispiel 'Der Erlöser von Tschernobyl'", berichtet Schramm. Das Bild zeigt den Christus, umringt von Kindern. Ein uraltes Motiv, doch die Kinder tragen Verbände oder haben keine Haare mehr. Im Hintergrund steht der zerstörte Reaktor, der Himmel ist rot, die Bäume verbrannt. Die Ikone wurde für den Gedenktag an die Katastrophe vor 28 Jahren entwickelt, denn in der orthodoxen Tradition hat jeder Feiertag eine eigene Ikone.
So auch Mariä Himmelfahrt - das Bild zeigt die Muttergottes im Kreise der Apostel.
In der Rhön pilgern Gläubige am Vorabend des Feiertags auf den Maria Ehrenberg, der Truppenübungsplatz Wildflecken wird dafür extra geöffnet. In diesem Jahr rechnet Dekan Michael Krammer mit etwa 5000 Pilgern. "Wir heißen alle Wallfahrer auf dem Maria Ehrenberg herzlich willkommen und hoffen, dass sie gestärkt in ihren Alltag zurückkehren."