Von B wie Beifuß bis Z wie Zusammensein - Die Ferienkinder aus Schönderling streiften durch Wald und Flur und sammelten Kräuter. Diese banden sie der Tradition gemäß zu "Wirzbüscheln" zusammen.
Den Auftakt des Ferienprogramms in Schönderling bildete eine Veranstaltung des Pfarrgemeinderates, und zwar anlässlich des Feiertags Mariä Himmelfahrt Kräutersträuße binden. Alles drehte sich um den hier als "Wirzbüschelweihe" bekannten Brauch.
Es wurde kurz das Fest an sich vorgestellt, das seit dem 5.Jahrhundert gefeiert wird und Marias Aufnahme in den Himmel gedenkt. Laut einer Legenden fanden die Jünger Jesu bei der Grabesöffnung Mariens nur noch Rosenblüten und Kräuter darin. Zum anderen wird berichtet, dass Jesus, als er drei Tage nach seinem Tod Maria erschienen war, einen intensiven Duft von Blumen und Kräutern verströmte. Deshalb steht die Kräuterweihe mit diesem Feiertag in Verbindung.
"Und für was sollte und soll das eigentlich sein?", wurde in die Runde gefragt. Da kamen Vorschläge und Gehörtes wie: als Futter für krankes Vieh, wird im Stall aufgehängt.
Darüber hinaus ergänzte Daniela Brand, dass früher Körner aus den Ähren des Straußes mit ins Saatgut gemischt wurden, um eine reiche Ernte zu erhalten, Tee daraus zubereitet wurde und der "Wirzbüschel" - wie Gewürz hierzulande umgangssprachlich genannt wird - meist auf dem Dachboden aufbewahrt wurde, damit das Haus vor Gewittern verschont bliebe. Die Verwendung variiert regional, lernten die Kinder. Entsorgt wird der Wirzbüschel nach einem Jahr, und zwar nicht in der Mülltonne, sondern, indem man ihn der Natur zurückgibt, schließlich ist er geweiht.
Höhepunkt der Aktion war, selbst in der Natur seinen eigenen Wirzbüschel zusammenzustellen und dabei viel über die Kräuter und Blumen zu erfahren, sind doch verschiedene Traditionen im Umlauf bezüglich des Sammelns: manche schwören auf die Zahl 7 und verwenden daher sieben Kräuter, woanders sagt man, es sollen zwischen neun und 99
sein.
Pfefferminze und wilder Oregano So machten sich die Kinder und Erwachsenen auf in den naturnahen Garten von Familie Brand, wo schon einiges zu finden war. Pfefferminze, Zitronenmelisse und wilder Oregano wurden interessiert beschnuppert, bevor sie eingebunden wurden. Feste Vorgaben bezüglich der Anzahl der Kräuter gab es nicht.
Es wurde Altbekanntes entlang Wegrändern und quer durch die Flur gefunden, zum Beispiel Schafgarbe und Blutknobbe (Wiesenknopf), wie es Daniela Brand von ihrer Oma Kathi seit Jahren übernommen hat. Zudem Verwendung fanden auch andere Kräuter, auf die aufmerksam gemacht wurde: Wiesenbärenklau, Gundermann und wilder Thymian aus dem Straßengraben sowie Getreide und hübsche Blumen zur Ehre Mariens.
Neu war für viele auch, für was früher und auch zum Teil noch heute so manches gut ist.
So ist Johanniskraut ein Gute-Laune-Kraut, Spitzwegerichblätter sind besser als jeder Insektenstift aus der Apotheke und so mancher, sorgte bereits für den Weihnachtsbraten vor, nahm gleich einen Stängel Beifuß mehr mit, als er erfuhr, dass man damit den Gänse- und Entenbraten würzen kann.
Spitzwegerich gesucht Die ganze Mannschaft hatte noch kleine Kräuterstückchen gesammelt, die in eine vorbereitete Collage hinein gebastelt wurden. Beim Zuordnen konnte jeder nochmal überprüfen, was er sich gemerkt hatte. Da fehlte doch noch ein Spitzwegerich! Kein Problem, zielsicher holte Lena draußen auf der Wiese noch ein Blatt. Das Resümee lautete: Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen hatten gut aufgepasst.
Im Anschluss saß man noch in gemütlicher Runde zusammen mit leckerem Kuchen, den Pfarrgemeinderatsmitglied Berthold Ebert gebacken hatte.
Eines durfte natürlich nicht fehlen: Der von den Ferienkindern selbst gesammelte und zubereitete Tee aus Pfefferminze und Kamille. "Ich nehme den mit den Blumen drin", entschied sich die kleine Anna und Anna-Maria war überrascht, dass der Tee so gut schmeckte. Sie hatte gleich drei Sträuße für die ganze Familie gebunden.
Als Fabian abgeholt wurde, freute er sich: "Das war richtig schön, da würde ich nächstes Jahr wieder mitmachen!" Die Wirzbüschel wurden in der Messe am Vorabend von Mariä Himmelfahrt feierlich gesegnet.