Die Helferinnen und Helfer meldeten sich schließlich wieder in der Halle an, um Geflüchteten eine Mitfahrgelegenheit anbieten zu können. Auch hier hatten sich die Zustände im Vergleich zur vergangenen Woche erheblich verbessert, wie Wirth berichtet. Es gebe nun Feldbetten, Liegen und Decken. Niemand müsse mehr auf dem blanken Boden ausharren.
Vom Standort in Przemysl zu einem Bahnhof
"Es gibt inzwischen auch ein wahnsinnig großes Angebot an Mitfahrgelegenheiten", berichtet Wirth. Der Standort in Przemysl sei in den Medien immer wieder genannt worden. Die Helfergruppe erhielt dann vor Ort die Information, dass in einem nahegelegenen Bahnhof noch Geflüchtete warteten. "Also sind wir mit der ganzen Kolonne dahin", erzählt Wirth.
Die alte Schalterhalle des Bahnhofs war für Männer gesperrt, wie er berichtet. Sodass die drei Frauen aus der Bad Brückenauer Gruppe allein in das Bahnhofsgebäude gingen. Es sei extrem wichtig, Frauen in der Helfergruppe zu haben, erklärt Wirth, da die Geflüchteten - in der Mehrzahl Frauen mit ihren Kindern - gegenüber Männern sehr zaghaft und zurückhaltend seien. Und nicht wüssten, mit welchen Absichten diese auf sie zukommen. "Wir hatten auch eine junge Frau als Dolmetscherin dabei, das war mega wichtig."
Bei Wirth selbst saß auf dem Rückweg eine Familie aus Holland im Auto, die vor 20 Jahren in die Ukraine gezogen war. Eines der beiden Kinder wurde auf der Rückfahrt krank, fing unter anderem an zu brechen. Auch das zweite Kind erkrankte, die beiden mussten sogar ins Krankenhaus nach Fulda, wie Wirth berichtet.
Hier traf es sich gut, dass Wolfgang Wildenauer als Notarzt die Gruppe begleitet hatte. Dieser berichtet, dass es äußerlich nicht unbedingt zu sehen sei, aber die Menschen bis an die Grenze erschöpft seien. "Man hat erst auf der Heimfahrt gemerkt wie erschöpft."
Große Hilfsbereitschaft ist "der Wahnsinn"
In Bad Brückenau wurden die Geflüchteten und die Helferinnen und Helfer wieder von einem Team der evangelischen Kirchengemeinde "wunderbar empfangen", wie Wirth unterstreicht. Vor Ort hätten dann noch einmal - wie schon vor der Abfahrt in Polen - alle Beteiligten Corona-Tests gemacht, ergänzt er. Die Geflüchteten seien inzwischen teilweise weitergereist zu Verwandten oder Bekannten. Man habe den Familien auch ein paar Euro für den Start mit auf den Weg gegeben, berichtet der Helfer. "Sie haben ja gar nichts oder nur sehr wenig dabei."
Die Unterstützung von "vielen, vielen Firmen und vielen, vielen Privatpersonen" aus der Region indes sei "der Wahnsinn", sagt Wirth. "Wir sind dankbar, für alles was kommt." Denn der Bedarf werde bleiben und wohl noch mehr werden. "Ich habe ein bisschen Angst, dass das Thema dann in ein paar Wochen nicht mehr so im Kopf ist", sagt der Helfer. Es komme nach wie vor auf jede einzelne Spende an.
Kontakt und Info: Wer helfen möchte, kann sich bei Christian Wirth unter der E-Mail-Adresse chrissi.wirth@gmx.de melden. Auch der neugegründete Verein der Helfergruppe "Bad Brückenau hilft!" ist nun per E-Mail erreichbar: brk-hilft@gmx.de. Die für das kommende Wochenende geplante größere Fahrt indes muss verschoben werden, wie Helfer Thomas Weißenfeld berichtet. Man bekomme das aus mehreren Gründen personell aktuell nicht gestemmt. Der neue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.