Im vergangenen Jahr sind so wenig Straftaten im Altlandkreis Bad Brückenau geschehen wie vielleicht noch nie. Sorge bereiten der Polizei aber die Kinder.
Der Rückgang der Straftaten in Bayern spiegelt sich auch in der Rhön wider. 615 Fälle bearbeitete die Polizei im vergangenen Jahr - 235 weniger als noch 2016. "Wir hatten das Glück, dass drei Intensivtäter im letzten Jahr nicht da waren", gibt Herbert Markert, Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau (PI) eine Erklärung. Er spricht von einem historischen Tief: Seit der Polizeireform im Jahr 1976 habe es keinen so niedrigen Wert gegeben.
Eine deutliche Entspannung zeichnet sich bei der Jugendkriminalität ab. Noch vor vier Jahren waren 20,5 Prozent der Tatverdächtigen noch nicht volljährig. Das heißt, jeder fünfte Verdächtige im Altlandkreis war ein Kind oder Jugendlicher. Davon kann nun keine Rede mehr sein. 2017 stellten Kinder 12,8 Prozent der Tatverdächtigen. Allerdings bereitet der Polizei Sorge, dass auch 14 Kinder - sieben Buben und sieben Mädchen - straffällig wurden. Der Umgangston miteinander werde rauer, schildert Markert. Eltern wendeten sich schneller an die Polizei als früher.
Kinder sexuell belästigt
Bisher hatte die Polizei betont, dass der Anteil von Ausländern an den Tatverdächtigen ähnlich wie bei der deutschen Bevölkerung ausfalle. 2017 war das anders: 67 der insgesamt 357 Tatverdächtigen, die die Polizei ausfindig machen konnte, haben nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Das entspricht 18,8 Prozent (2016: 12,8 Prozent). Markert macht aber klar, dass bei vielen Auseinandersetzungen die Opfer ebenfalls Ausländer gewesen seien.
Einen Anstieg gab es - und auch hier entspricht die Entwicklung dem bayerischen Trend - bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 17 Fälle, davon vier Vergewaltigungen oder sexuelle Nötigungen, nahm die Polizei auf. Im Vorjahr waren es nur sieben gewesen. In acht Fällen waren Kinder betroffen. Allein vier sind einem jungem Mann zuzuschreiben, der über soziale Medien Kontakt zu Kindern suchte und sie sexuell belästigte. Einmal entblößte sich ein Mann vor einem Kind. "Wir haben niemanden, der unter Ausnutzung seiner Stellung in Vereinen, Heimen, Kirchen oder anderen Institutionen Kindern zu nahe getreten ist", gibt Markert auf Rückfrage der Redaktion Auskunft.
Das laufende Jahr wird wohl nicht so gut abschneiden wie das vergangene. Insbesondere bei der Drogenkriminalität ist schon jetzt ein Anstieg erkennbar. "Mich bestürzt, dass gerade im Umgang mit weichen Drogen scheinbar ein sehr geringes Unrechtsbewusstsein herrscht", sagt Herbert Markert.
Details aus der Kriminalstatistik 2017:
Drogen Nachdem die Polizei im Jahr 2016 mehrere Drogenhändler überführt hatte und dadurch auch deren Kunden ans Licht kamen, ging im vergangenen Jahr die Zahl der Drogendelikte zurück. Illegale Betäubungsmittel hatten 47 Personen bei sich, im Vorjahr waren es noch 84. Rauschgifthandel wurde in vier Fällen (2016: 18) nachgewiesen. Die Polizei betont, dass in den Schulen im Altlandkreis kein einziger Rauschgiftfall vorgekommen ist. Ein weiterer Trend: Der Konsum von Kräutermischungen scheint auf dem Rückzug zu sein.
Einbrüche 2017 gab es nur drei Einbrüche in Wohnungen, zehn weniger als noch im Jahr zuvor. Allerdings konnten die Fälle nicht geklärt werden.
Gewalt gegen Polizisten Ebenso wie im Vorjahr gab es 2017 insgesamt 20 Vorfälle von Gewalt gegen Polizisten. Sie sind vor allem verbaler Natur: Beleidigung (11 Fälle), falsche Verdächtigung (zwei Fälle) und eine Bedrohung. Ernsthafte Verletzungen trug kein Beamter davon.
Vandalismus Eine deutliche Entspannung gab es beim Vandalismus. 25 Sachbeschädigungen (2016: 34) und 16 sonstige Fälle im öffentlichen Raum (2016: 29) registrierte die Polizei insgesamt.