Bad Brückenau: Kampf um den Nahversorger

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Wie geht es weiter mit dem "kleinen Tegut"? Diese Frage wurde den Mitarbeitern des Nahversorgers in den vergangenen Wochen sehr häufig gestellt. Mit einer Unterschriftenliste an die Unternehmensleitung plädieren zahlreiche Kunden für den Erhalt des Geschäfts. Foto: Rolf Pralle
Wie geht es weiter mit dem "kleinen Tegut"? Diese Frage wurde den Mitarbeitern des Nahversorgers in den vergangenen Wochen sehr häufig gestellt. Mit einer Unterschriftenliste an die Unternehmensleitung plädieren zahlreiche Kunden für den Erhalt des Geschäfts. Foto: Rolf Pralle

Nicht einfach hinnehmen wollen Kunden und Mitarbeiter die befürchtete Schließung des Tegut-Marktes in der Sinnau. Sie sammelten 1140 Unterschriften.

Für kräftigen Wirbel hatte eine Presseveröffentlichung gesorgt, wonach für das Geschäft ein neuer Mieter einer anderen Branche im Gespräch sei. "Die Reaktionen der Bad Brückenauer, die regelmäßig bei uns einkaufen, schwankten von empört über schockiert bis verärgert", schildert Mitarbeiterin Petra Weigand, die dort seit sechs Jahren beschäftigt ist, die Situation.


Stammkundin wird aktiv

Eine der vielen Stammkundinnen habe sofort Nägel mit Köpfen gemacht und eine Unterschriftenliste initiiert, die im Laden auslag. In nur zwei Wochen hätten sich 1140 Unterzeichner für den Erhalt des bekannten Nahversorgers in der Stadt eingesetzt. "Wenn die Brückenauer Kernstadt rund 4000 Einwohner zählt, hat über ein Viertel unterschrieben", rechnet Petra Weigand vor.

Mit der Unterschriftenliste ging auch ein ausführlicher Begleitbrief an die Verantwortlichen nach Hessen. Das Tegut-Team aus der Sinnau schildert darin detailliert die aktuelle Situation und bringt etliche Argumente für den Erhalt des Marktes vor. Zusammen mit dem benachbarten Einkaufszentrum, dem 5-Tage-Markt, einem Elektro-Fachhändler sowie öffentlichen Einrichtungen sei im unmittelbaren Umfeld "eine kleine, aber feine Einkaufsecke" entstanden.


Einzugsgebiet südliches Stadtviertel

Die Mitarbeiter gehen darüber hinaus auf die eingegliederte Poststelle ein, die nicht nur von Privatleuten, sondern auch von vielen umliegenden Praxen und Kanzleien für die Versendung der Korrespondenz genutzt werde. Wenn demnächst das betreute Wohnen im ehemaligen Postgebäude eröffnet und im alten Hotel "Post" wirklich eine Seniorenresidenz plus Arztpraxen entsteht, seien das auch potenzielle Kunden für den "kleinen Tegut". Diese Argumente dürften die Entscheidungsträger nicht so einfach von der Hand weisen.

Dabei, so betonen die Tegut-Beschäftigten in ihrem Brief, bestehe die Kundschaft keineswegs nur aus Senioren, die beispielsweise vom Kurstift oder vom Haus Waldenfels in den Laden kommen. So würden nämlich auch Leute mittleren Alters und ganz besonders junge Mütter mit Kinderwagen die Übersichtlichkeit des kleinen Marktes schätzen. Zum Stammklientel gehöre praktisch das ganze südliche Stadtviertel und hier besonders jene Menschen, die einfach ohne Auto unterwegs sein wollen oder sogar ganz ohne eine Fahrgelegenheit auskommen müssen.


Geschäft hieß früher "Okay!"

Den "kleinen Tegut", wie der Nahversorgung heute im Volksmund heißt, gibt es übrigens schon seit vielen Jahrzehnten in Bad Brückenau an wechselnden Standorten wie vormals in der Ludwigstraße oder der Bahnhofstraße. Auch firmierte das Geschäft bis 1998 unter dem Namen "Okay!", einer Marke, die bereits 1973 gegründet worden war.