Stadt und Werbegemeinschaft haben die Hauseigentümer zum Gespräch geladen. Das Ergebnis: Die Fußgängerzone soll geöffnet werden, und zwar möglichst bald.
                           
          
           
   
          Etwa eine Woche ist das Treffen her, zu der Stadt und Werbegemeinschaft Bad Brückenau (WBB) die Hauseigentümer der Innenstadt eingeladen hatten. Am Freitag stellten die Organisatoren in einer Pressekonferenz die Ergebnisse vor. Das wichtigste: Die Forderung nach der Abschaffung der Fußgängerzone wird immer dringlicher geäußert. Deshalb beruft die Stadt nun einen Arbeitskreis ein (siehe unten). 
Zwischen 80 und 90 Prozent der Teilnehmer an der nicht öffentlichen Versammlung hätten sich für die Öffnung der Fußgängerzone ausgesprochen, resümieren die drei WBB-Sprecher Georg Roth, Hermann Knüttel und Gerhard Fläschner. Die Resonanz sei mit etwa 70 Leuten sehr gut gewesen. Auch etliche Stadträte hatten den Weg in die Georgi-Halle gefunden. "Ich hatte das Gefühl, dass sich ein gewisser Sinneswandel tut bei denjenigen, die strikt dagegen waren", stellt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) fest. Im Sommer 2015 hatte der Stadtrat einen ähnlichen Vorstoß bereits abgelehnt. Nun zeichnet sich ab, dass es diesmal um eine dauerhafte Öffnung der Fußgängerzone geht.
  
  Wildenauer platzt der Kragen
 
Die Stimmung sei gut gewesen, sagt Roth. "Man hat sich die Meinung gesagt, aber es blieb sachlich", beschreibt Knüttel die Atmosphäre. Dass PWG-Fraktionsvorsitzende Birgit Poeck-Kleinhenz das Treffen nach zwei Stunden vorzeitig verließ - sie wollte das auf Nachfrage nicht kommentieren - und SPD-Sprecher Benjamin Wildenauer buchstäblich der Kragen platzte, fällt nur am Rande der Pressekonferenz. Es sei ihm nicht die Gelegenheit gegeben worden, "meine Gedanken (die weit über die Frage des Sortimentes hinausgehen) fertig auszuführen, worauf ich in der Folge etwas unbeherrscht und nicht unbedingt in einem angemessenen Ton reagierte." Das gibt er auf seinem Blog im Internet zu.
Wildenauer führt an, dass sich mit der Einführung der Fußgängerzone Mitte der 1990er Jahre die Zahl der Läden und gastronomischen Angebote drastisch verringert habe. Dies sei aber nicht unbedingt nur darauf zurückzuführen, dass Fahrzeuge auf der Umgebungsstraße an der Innenstadt vorbei geleitet werden. Der Abzug der Amerikaner aus Wildflecken - etliche Familien lebten damals in Bad Brückenau -, der weiter fortgeschrittene Rückgang der Kur als Folge der Gesundheitsreform, das Aufblühen des Internets mit Plattformen wie Ebay oder Amazon und die Tatsache, dass Kommunikation nicht mehr ausschließlich auf öffentlichen Plätzen und Märkten, sondern verstärkt mobil mit dem Handy geführt werde - das alles seien Entwicklungen, die nicht ausgeblendet werden dürften.
  
  Treffen dauert fast dreieinhalb Stunden
 
Auf vier Seiten legt Wildenauer dar, 
welche Lösungsansätze er sich vorstellen kann.Zudem weist er darauf hin, dass eine Öffnung der Fußgängerzone nur dann Sinn mache, wenn gleichzeitig Parkmöglichkeiten geschaffen würden. "Dazu müssten zwangsläufig die Blumenampeln verschwinden. Auch die Außenbestuhlung der Eisdielen und Restaurants sowie die Auslagen der Einzelhändler stünden hier in Konkurrenz", schreibt er. "Ich möchte, dass die Cafés die Möglichkeit haben, ihre Tische draußen zu behalten", betont dagegen die Bürgermeisterin.
Ursprünglich hatten Stadt und WBB nicht gewollt, dass die Fußgängerzone das allein beherrschende Thema sein sollte. Themen wie der Investitionsstau an den Häusern, uneinheitliche Öffnungszeiten oder mangelnde Sauberkeit wurden immerhin angerissen. Leo Romeis von der Stadtverwaltung informierte über das städtische Förderprogramm, Stadtwerke-Chef Michael Garhamer stellte Fördermöglichkeiten bei der energetischen Sanierung vor und Karin Bauer, Leiterin der Tourist-Info, gab einen Überblick über die touristische Entwicklung. Nach fast dreieinhalb Stunden war die Versammlung zu Ende. 
Entscheidung Ob die Fußgängerzone abgeschafft wird, entscheiden weder Hausbesitzer oder Einzelhändler noch die Stadtverwaltung. Der Stadtrat muss das beschließen. Im Sommer 2015 hatte der Vorgänger der Werbegemeinschaft, das Forum, unter Leitung des ehemaligen Bürgermeisters Hans Rohrmüller schon einmal einen Vorstoß gemacht. Damals sollte die Fußgängerzone testweise für ein Jahr geöffnet werden. 
Der Stadtrat lehnte das mit 13:8 Stimmen ab.Arbeitsgruppe Nun soll eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Werbegemeinschaft, des Stadtrats, der Stadtverwaltung und interessierten Bürgern gegründet werden. Auch Fachleute, wie zum Beispiel die Polizei, sollen dazu gehört werden. Im Frühling 2018 möchte die Arbeitsgruppe dem Stadtrat ein Konzept vorlegen, auf dessen Grundlage die Stadträte erneut eine Entscheidung treffen sollen.
Teilnahme Interessierte Bürger, die sich in der Arbeitsgruppe einbringen möchten, können sich noch bis Mittwoch, 27. September, im Rathaus oder bei Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks melden. E-Mail: 
brigitte.meyerdierks@bad-brueckenau.de.
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