Die Uraufführung von "Crystal White" an der Realschule sorgt für Spannung und untermauert das Talent einer jungen Autorin.
Eine Uraufführung erlebt man in
Bad Brückenau wahrlich nicht alle Tage. Mit dem Bühnenstück "White Crystal" aus der Feder der Realschülerin Maren Statt präsentierte die Theatergruppe "Spektakulös" einen kurzweiligen Thriller voller Irrungen und Wirrungen. Mit spektakulären Wendungen und trotz kriminalistischer Thematik auch mit einer ordentlichen Portion Humor.
Die Nachwuchsautorin spielte selbst mit und es schien, als habe sie mit ihrem rasanten Werk den thematischen Bogen im Hintergrund klammheimlich extrem weit spannen wollen. So richtig Fahrt auf nimmt die Geschichte mit dem Mord an der Kellnerin Bella, die zwischen all den Rechnungen, Mahnungen und Bestellungen einem Drogendeal auf die Spur kommt. Eher zufällig stürzt sich Bella damit ins Unglück, denn ihr Spürsinn führt letztlich dazu, dass sie ihre Entdeckungen mit dem Leben bezahlt. Bella wird zum Schweigen gebracht. Aber ihre Leiche wird von den bestürzten Kolleginnen gefunden, die in diesem Moment noch nicht ahnen können, wohin sie die Reise nun führen wird.
Denn das New Yorker Diner ist nur auf den ersten Blick ein Restaurant. Im Verborgenen finden kriminelle Machenschaften statt. Wenig davon kommt zunächst ans Tageslicht. Aber: Die Kellnerinnen Sue, Ava und Maddi geben alles dafür, den Mord an ihrer Kollegin Bella aufzuklären. An einen möglichen Selbstmord, wie ihn die Polizei in ihren Akten dokumentiert, glaubt jedenfalls niemand. Doch die Nachforschungen bringen neue Gefahren mit sich, die Freundinnen verirren sich im einen Irrgarten der Korruptionen, Drogengeschäfte, Kartelle und Intrigen.
Doch Kriminalität ist keineswegs ein Selbstzweck dieser Story, um tüchtig Spannung aufzubauen. Der jungen Autorin gelingt es mit dem Bühnenstück auch in brillanter Weise, ganz unauffällig und subtil auf Ursachen und Beweggründe für Verbrecherkarrieren hinzuweisen. Maren Statt beleuchtet Probleme familiärer Strukturen, macht klar, wie leidenschaftlich sich junge Menschen eine gute Zukunft wünschen und skizziert feinfühlig, wie man dann doch ganz unverhofft und schnell auf die schiefe Bahn geraten kann. So werden Polizistinnen zu Mitwissern, junge Mädchen zu Drogendealern und Töchter zur Nachfolgerinnen von großen Verbrecherbossen.
Kritik an sozialen Strukturen
"Crystal White" spart nicht mit unterschwelliger Kritik an sozialen Strukturen. Junge Menschen ackern unermüdlich, um ihre Familien irgendwie durchbringen zu können. Ständige Überstunden sind auch im New Yorker Diner eine gravierende Problematik und der Traum von Bildung und sozialem Aufstieg mündet zuweilen recht rasant im kriminellen Milieu. Es ist, wenngleich auch gerne zwischendurch herzhaft gelacht werden darf, ein überaus reifes, ein nachdenkliches Stück. Dass Maren Statt wohlüberlegt voll auf moderne Sprache setzt und in Sachen Kriminalität kaum etwas auslässt, macht das Bühnenstück überaus unterhaltsam.
Die Theatergruppe "Spektakulös" der Staatlichen Realschule in Bad Brückenau, die aus 18 Mädchen und zwei Jungen aus dem Klassenstufen 7 bis 10 besteht, hatte einige Monate an "White Crystal" geprobt, unter anderem auch bei einem gemeinsamen Workshop auf dem Volkersberg. Der ausgeprägte Teamgeist der jungen Gruppe war jederzeit spürbar. Bei kleineren Aussetzern und Nervosität half man sich gegenseitig wieder in die Spur.
Die gut gefüllte Aula am Freitagabend war an sich schon eine Belohnung für die Mühen. Der Applaus fiel entsprechend euphorisch aus. Die jungen Schauspieler strahlten am Ende erleichtert und glücklich um die Wette. Die Aufregung war mit dem letzten Vorhang endgültig verflogen. Die Verbrecher sind in Handschellen gelegt worden. Die Story hatte eine unerwartete Wendung genommen. Auch wenn die junge Autorin Maren Statt die Bad Brückenauer Realschule nun verlässt: Hoffentlich bleibt "Crystal White" nicht ihr letztes Bühnenstück.