Es sind die einfachen Strukturen, die es Hans Dietrich Unger und Georg Seifried angetan haben. Die beiden Künstler stellen in der ehemaligen Schreinerei Krug aus. In jedem ihrer Bilder und Skulpturen steckt ein Teil ihrer selbst.
Auf der Treppe, die zur Galerie hinaufführt, sind Farbkleckse. "Wir mögen beide diese Werkstatt-Atmosphäre", sagt Hans Dietrich Unger. Der ehemalige Schulleiter des Schönborn-Gymnasiums in Münnerstadt stellt zusammen mit Georg Seifried aus. Die Wände sind mit Holz verkleidet, von der Decke hängen Neonröhren an Metallschienen. Und dazwischen , dazwischen bewegen sich "Form + Farbe" - so der Name der Galerie - und diese Formen und Farben faszinieren.
Was ist es, das uns an Kunst so berührt? Sind es allein die Objekte - Bilder, Skulturen - oder ist es nicht vielmehr der Fakt, dass sie immer etwas mit den Menschen zu tun hat. Vor allem mit denen, die sie erschaffen.
Aber auch mit denen, die sie anschauen, sich auf sie einlassen und bisweilen darin versinken.
Linien, aber ohne Lineal "Jedes Kunstwerk trägt eine typisch menschliche Handschrift." Georg Seifried sitzt auf der Treppe. Schon als 13-Jähriger begleitete er einen Grafiker ins Gelände. Seitdem malt der Junge selbst, studiert an der Kunstakademie in München, unterrichtet sein Leben lang am Münnerstädter Gymnasium. "Die Menschen verlieren ihre Handschrift, sie wird ihnen ausgetrieben", sagt Seifried. Seine Schuhe sind ockerfarben.
Der Ton findet sich auf etlichen seiner Gemälde. "Ich male gerne Linien, benutze aber nie ein Lineal", sagt er. Seine Augen sind grün wie sein Hemd. Und es stimmt: Wer das Bild mit dem Namen "Kreuzberg" betrachtet, der sieht diese Linien, oder besser Streifen. Bunte Streifen.
Für Seifried ist es der Blick von seinem Haus in Wermerichshausen aus in die Rhön.
So wie das Leben Sein ehemaliger Chef Hans Dietrich Unger hört ihm zu. Kunst studiert hat er nie, gemalt hin und wieder aber "nichts G'scheits", sagt er. Zu seinem 60. Geburtstag schenkte ihm seine Frau Maria einen Bildhauer-Kurs, damit er das Zuhauen lerne. Zuhauen kann er jetzt, meistens schafft er Kunstwerke, die aus zwei Körpern bestehen. Aber die Liebe zur Harmonie, die wird er nicht los. Sie spricht aus seinen Werken, selbst aus denen, die eigentlich eins sein sollten. "Einheit?" nennt er die Skulptur aus Esche, die in der Mitte auseinander brach und die erst durch das Kaputte ihre Vollendung erfuhr.
"Wenn ich was mache, dann bin das immer ich", sagt Unger und seine Augen sind dunkel, wohl dunkelblau, wie die Karos auf seinem Hemd.
"Wir wollen beide, dass es echt ist", fasst er das Anliegen der Ausstellung zusammen. "Oder neudeutsch 'authentisch'", fügt Seifried hinzu. Dann lacht der Mann mit den grünen Augen, für den Kunst immer unvollkommen ist. So wie das Leben.
Lesungen und Konzerte Eine Galerie in Bad Brückenau zu eröffnen ist für beide ein Experiment. Die ehemalige Schreinerei Krug in der Bahnhofstraße bot sich an. Andreas Hohmann, der Eigentümer, stellt sie den Künstlern kostenfrei zur Verfügung. Ihm gehe es nicht nur um die bildenden Kunst, sagt Unger, sondern auch um Literatur und Musik.
Deshalb soll es auch Konzerte und Lesungen in der Galerie geben. "Die Resonanz ist ganz gut", sagt Unger. Seit der Eröffnung im Juli seien schon viele Besucher gekommen.
Sie alle liefen über die bekleckste Holztreppe hinauf zur Werkstatt.
Galerie Form+Farbe:Konzert Der Brückenauer Gitarrist Siegbert Remberger spielt am Sonntag, 24. August, in der Galerie Form + Farbe. Remberger spielt Werke von Frederico Moreno Torroba, Augustin Barrios und den Beatles. Das Benefiz-Konzert der August-Kömpel Musikschule beginnt um 19.30 Uhr in der Bahnhofstraße 19.
Vorausblick Die Ausstellung von Hans Dietrich Unger und Georg Seifried läuft noch bis zum 14. September. Als nächstes stellen Bildhauer Herbert Holzheimer aus Langenleiten und die Malerin Regine Merz aus Bad Neustadt aus. Die Vernissage ist am Samstag, 27. September, um 19 Uhr. In Zukunft werden auch Lesungen in der Galerie stattfinden. Die Termine werden noch bekannt gegeben.
Öffnungszeiten Die Galerie Form + Farbe befindet sich in der ehemaligen Schreinerei Krug in der Bahnhofstraße 19. Geöffnet ist freitags, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr.