Mit einer ambitionierten Idee verfolgt die Rhönallianz das Vorhaben, das Abwasser aus dem Sinngrund gemeinsam aufzubereiten. Die Sinn wäre so bis kurz vor der hessischen Landesgrenze frei von Einleitungen aus Kläranlagen.
Die Rhönallianz ist in ihren Überlegungen um eine zentrale Abwasseraufbereitung im Sinngrund einen großen Schritt weiter gekommen. In der vergangenen Woche stellte Peter Leimeister vom Tiefbautechnischen Büro Köhl in Würzburg den Bürgermeistern das Ergebnis ihrer Berechnungen vor. Demnach ist eine Einleitung des Abwassers aus Riedenberg ins Kanalnetz der Stadt Bad Brückenau möglich. Dafür könnte eine Leitung durch den Sinngrund gebaut werden.
Die Abwassermenge des Marktes Wildflecken würde das System jedoch überfordern. Es könnte aber ein neuer Kanal gebaut werden, der entlang des Radwegs das Abwasser bis zum Hauptsammler der Stadtwerke hinter dem Staatsbad leitet. "Für Wildflecken bleiben jetzt zwei Möglichkeiten: In Oberbach eine Kläranlage zu bauen oder im Staatsbad einzuleiten ", sagt Allianzmanager Uwe Schmidt auf Nachfrage.
Vor allem auf großen, bebauten Flächen sammelt sich bei starken Regenfällen innerhalb kurzer Zeit viel Wasser an, das ins Kanalnetz fließt. In Wildflecken kommt auch das Abwasser der Rhön-Kaserne an. Oberwildflecken und damit die großen Fabrikanlagen des Papierhülsenherstellers Paul und Co leiten ebenfalls ein. "Aufgrund der hohen Fremdwassermenge sind die dann ankommenden Wassermengen zu groß, um sie im Kanalnetz der Stadt Bad Brückenau aufzufangen", erklärt Michael Garhamer, Geschäftsführer der Stadtwerke.
Ein ökologischer Leuchtturm
Die Idee eines Anschlusses an die Kläranlage ist dennoch noch nicht ganz vom Tisch. Die Rhönallianz lässt nun von einem Fachbüro errechnen, ob der Bau eines Kanals von Oberbach parallel zum Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse bis zum Staatsbad wirtschaftlicher als der Bau einer eigenen Kläranlage in Oberbach ist. Nur so könnte die Idee, den Wildbach Sinn bis kurz vor der hessischen Grenzen frei von Einleitungen aus Kläranlagen zu halten, doch noch verwirklicht werden.
Das Rechnen geht weiter
Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) gehört zu den Befürwortern einer ökologischen Löschung. "Es wäre schön gewesen, wenn eine Einleitung in Römershag möglich gewesen wäre", zeigt er sich enttäuscht. Letztendlich entschieden sie die Frage aber noch nicht. Der Markt Wildflecken werde abwarten, was die Berechnung der Wirtschaftlichkeit angehe. Einen Kanal nach Oberbach hat die Gemeinde vorsorglich schon bauen lassen. Er führt parallel des neuen Radwegs auf der Bahntrasse entlang.
Auch das Wasserwirtschaftsamt hatte sich lange für eine möglichst einleitungsfreie Sinn stark gemacht. "Es ist Aufgabe des Wasserwirtschaftsamts, Projekte zu unterstützen, die innovativ sind", sagt Birgit Imhof, Abteilungsleiterin für den Landkreis Bad Kissingen am Wasserwirtschaftsamt. "Aber unsere Aufgabe ist es auch, dass die Gelder des Freistaats Bayern wirtschaftlich eingesetzt werden", erklärt sie. "Auch eine neue Kläranlage in Oberbach wäre eine Verbesserung, denn die bestehenden Anlagen entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen."
Auch der Riedenberger Gemeinderat wird sich nun erneut mit der Abwasserfrage beschäftigen müssen. Zwar ist es technisch möglich, einen Kanal durch den Sinngrund nach Römershag zu bauen. In der Vergangenheit hatte Bürgermeister Roland Römmelt (CSU) jedoch stets auf die Unabhängigkeit des Ortes hingewiesen, der aktuell noch über eine eigene Kläranlage verfügt.