Bad Brückenau: Brigitte Meyerdierks feiert 60. Geburtstag

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Zuhause in ihrer Küche scherzt Brigitte Meyerdierks mit ihren Töchtern Maxi und Kristina (nicht im Bild). Foto: Ulrike Müller
Zuhause in ihrer Küche scherzt Brigitte Meyerdierks mit ihren Töchtern Maxi und Kristina (nicht im Bild). Foto: Ulrike Müller

Heute wird Brigitte Meyerdierks 60 Jahre alt. Doch wer ist die Frau auf dem Chefsessel im Brückenauer Rathaus? Eine Niederbayerin in Unterfranken. Eine weiß-blaue Politikerin mit roten Wurzeln. Und eine starke Frau - wie ihre Mutter.

Sie ist die erste Frau im Amt des Bürgermeisters in Bad Brückenau und sie ist stolz drauf. Stolz auf ihre Stadt, stolz auf die ganze Umgebung, sagt sie. Und sie hat noch viel vor. Natürlich. Wer Brigitte Meyerdierks kennt, weiß, dass sie nicht stillsitzen kann. Aber einen Ort gibt es, an dem sie still sitzt. Das ist ihre Couch im Wohnzimmer. Hier sitzt sie am liebsten, wenn sie mal Ruhe hat in ihrem Haus im Staatsbad.

Eine schicksalhafte Begegnung

Geboren wurde Meyerdierks in Tiefenbach bei Passau. Mit 19 Jahren ging sie nach München, arbeitete bei der Post, spielte Theater, bediente in Kneipen, spielte Squash. An einem dieser Spielabende saß das Schicksal mit am Tisch. Jürgen Meyerdierks, Sohn des Bad Brückenauer Zahnarztes und Stadtrates Herbert Meyerdierks (PWG), sah die damals 26-Jährige. "Da hat er zu seinen Freunden gesagt: Die da heirate ich!", erzählt Meyerdierks. Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis die beiden tatsächlich vor dem Traualtar standen. "Es war eine schöne Zeit in München", blickt Meyerdierks zurück.

Politisch war Meyerdierks schon damals. Im Jahr ihrer Hochzeit - 1982 - trat sie in die CSU und in die Frauen Union (FU) ein. Sie wurde Vorsitzende der frisch gegründeten FU Forstinning und Mitglied des CSU-Ortsvorstandes ebenfalls in Forstinning. Zudem brachte sie sich im CSU-Kreisvorstand Ebersberg ein. Trotzdem war Meyerdierks nicht von Anfang an weiß-blau. "Ich war aktives Gewerkschaftsmitglied, meine beste Freundin war Vorsitzende der SPD Traunstein", erzählt Meyerdierks. Doch die Debatte um den Paragrafen 218 gab den Ausschlag für ihren Wechsel zu den Christsozialen. Nach einer SPD-Veranstaltung, bei der eine Ärztin aus der DDR über die Abtreibungspraxis beim sozialistischen Nachbarn sprach, fiel ihre Entscheidung.

Umzug in die Rhön

Wenn Brigitte Meyerdierks über ihr Leben spricht - auf ihrem Balkon mit Blick aufs Sinntal bis hinauf zum Dreistelz -, dann spricht sie gern über Weichen, die das Leben gestellt hat. "Der Umzug nach Bad Brückenau war eine solche Weiche", sagt sie. 1994 war das, da war sie 40 Jahre alt, ihre beiden Töchter Maxi und Kristina waren schon geboren. Zusammen mit ihrem Mann zog sie von München in die Rhön ins Haus seiner Eltern.

Herbert Meyerdierks, der als Zahnarzt einen hervorragenden Ruf hatte, als Kommunalpolitiker aber polarisierte, war da schon schwach. "Ich hätte meinen Schwiegervater gerne besser kennengelernt", sagt Meyerdierks über den Mann, der ihr den Weg in die Kommunalpolitik hätte ebnen können. Doch anstatt bei der Parteifreien Wählergruppe (PWG) fand die Niederbayerin bei der CSU Anschluss. 1998 kandidierte sie für das Amt der Bürgermeisterin - und verlor.

Dafür wurde sie im Jahr 2000 Stadträtin, seit 2002 sitzt sie im Kreistag. Bei der Bürgermeister-Wahl 2004 trat sie nicht an. "Ich war in einer persönlich schwierigen Situation", sagt sie. Ihr Mann, der in Bad Brückenau prägende Gebäude wie die Stadtwerke, das Foyer der Grundschule oder den Alten Rathausplatz geschaffen hatte, geriet in wirtschaftliche Probleme. Im Jahr 2006 - am Geburtstag der Tochter - stirbt Jürgen Meyerdierks an Herzversagen und Brigitte Meyerdierks wird mit 52 Jahren Witwe.

Bürgermeisterin mit Leidenschaft

Damals hat sie überlegt, in ihre Heimat zurückzukehren. Heute ist ihre Heimat die Rhön. "Ich habe immer an meine Mutter gedacht und mir gesagt, das schaffe ich jetzt auch", wird Meyerdierks persönlich. Im Treppenhaus hängt eine schwarz-weiße Fotografie ihrer Mutter. Das Bild ist ein einzigartiges Spiel aus Licht und Schatten. Sie wurde zweimal Witwe, ließ vier Brüder im Krieg und trug zwei erwachsene Kinder zu Grabe.

Das Kämpfen hat sie beide geprägt - Mutter und Tochter. Es prägt auch ihre eigenen Töchter, sagt Meyerdierks. Als sie im Dezember 2007 als zweite Bürgermeisterin quasi über Nacht das Amt übernahm, sahen die beiden nicht mehr viel von ihrer Mutter. "Wir haben nur noch im selben Haus geschlafen", erinnert sich ihre Tochter Kristina, die in der Küche steht und Saft macht aus Äpfeln aus dem eigenen Garten.

In zwei Jahren stehen wieder Wahlen ums Bürgermeisteramt an. Ob Meyerdierks noch einmal antritt? "Ich weiß es noch nicht", sagt sie, "immerhin bin ich dann 62." Dass ihr die Arbeit Spaß macht, ist offensichtlich. "Ich mache meinen Job leidenschaftlich gern - vom Kanaldeckel bis zum Friedhof." Wie auch immer es kommt, für ihren Ruhestand hat Brigitte Meyerdierks ebenfalls viel vor. "Ich möchte gerne eine Laien-Theatergruppe gründen." In Bad Brückenau? "Natürlich!"