An der Staatsstraße 2790 am Hammelburger Berg wurde Ende Februar ein Waldstück gerodet. Warum das erst der Anfang ist und was das mit der unter Naturschutz stehenden Tierart zu tun hat.
Die Lücke im Wald - sie ist nicht zu übersehen. Auf einem rechteckigen Hanggrundstück zwischen Staatsstraße 2790 (vormals B27) und Röthbach herrscht Kahlschlag. Nur die Stümpfe der ehemals dort stehenden Fichten ragen aus dem Boden; die Stämme liegen - fein säuberlich gestapelt - am Waldwegrand.
"Die Rodung erfolgte am 21. Februar auf circa 0,2 Hektar", sagt Birgit Badde von der Forstverwaltung Rupboden auf Nachfrage. Für den Betrieb, der den Bad Brückenauer Stadtwald betreut, sei es eine Auftragsarbeit gewesen. Und es war die erste sichtbare Maßnahme, um die unter Naturschutz stehende Haselmaus umsiedeln zu können.
Rückblick: Seit Jahren soll die marode Staatsstraße 2790 zwischen Ortsausgang Bad Brückenau und Buchrasen saniert werden. Doch Vorkommen unter Naturschutz stehender Tierarten verzögerten dieses Projekt immer wieder. Erst fand sich der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, eine seltene Schmetterlingsart, entlang der Strecke. Nach dessen Vergrämung wurden im vergangenen Jahr zwei Lebensbereiche der ebenfalls gefährdeten Haselmaus nachgewiesen. Von dort muss sie in benachbarte Räume umgesiedelt werden. Vorher kann die Straße nicht erneuert werden.
Der jetzige Kahlschlag soll Platz für einen solchen neuen Lebensbereich schaffen. Am vergangenen Freitag (18. März), zogen Mitarbeiter der Garten-und Landschaftsbaufirma Rudolf Schrader aus Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) einen Zaun um die gerodete Fläche. "In den nächsten Wochen pflanzen wir dort Sträucher", berichtet Vorarbeiter Peter Lyga. Der Zaun soll die Triebe vor Verbiss durch Rehe, Kaninchen und anderem Wild schützen.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt, das die Erneuerung der St 2790 plant, schreibt dazu: "So wird aus der Fichtenkultur, die mit sehr dünnen Fichtenstämmen und ohne Unterwuchs dastand, ein Waldrandbereich geschaffen, der eine höhere ökologische Funktion aufweist."
Und das ist nicht alles: Der Rodung vom 21. Februar folgt eine weitere im Winter 2022/23. Betroffen sind im Wesentlichen wieder Fichten, weiter oberhalb auf derselben Straßenseite, Richtung Buchrasen. Sträucher - das sind unter anderem Haselnuss oder Hagebutte - werden dort dann erst im Frühjahr 2023 gepflanzt.
Den Umzug der Haselmaus stellt sich das Staatliche Bauamt so vor: Zuerst wird ein neuer Lebensraum für geschaffen, in den die unter Naturschutz stehenden Tiere aus ihren bisherigen Habitaten auf derselben Straßenseite umziehen. Dann wird der alte Lebensbereich beseitigt. "Deshalb erfolgt die Rodung auch in zwei Schritten", so das Bauamt. Das bisherige Vorgehen sei frühzeitig mit der Unteren Naturschutzbehörde (beim Landratsamt Bad Kissingen, Anm. d.R.) abgestimmt worden. Das genaue Umzugsprozedere erfolge in Abstimmung mit der Höheren Naturschutzbehörde (bei der Regierung von Unterfranken, Anm. d. Red.) und gemeinsam mit Biologen.