Ärztehaus in Bad Brückenau: War Baumfällung im Georgi-Park rechtens?

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Die Überbleibsel der Baumfällung für das neue Ärztehaus im Georgi-Kurpark liegen noch. Foto: Steffen Standke
Die Überbleibsel der Baumfällung für das neue Ärztehaus im Georgi-Kurpark liegen noch.  Foto: Steffen Standke

Im Georgi-Kurpark wurden für das neue Ärztehaus an der Franz-von-Prümmer-Klinik sechs Bäume gefällt. Was Investor und Landratsamt dazu sagen.

Ende vergangener Woche fielen sie: sechs Bäume an der Franz-von-Prümmer-Klinik in Bad Brückenau. Dort, wo sie standen, soll ein Ärztehaus entstehen. Der Zeitpunkt der Fällung verwundert allerdings. Denn eigentlich sind zwischen 1. März und 30. September solche Arbeiten laut Bundesnaturschutzgesetz verboten. Ging im Georgi-Park alles mit rechten Dingen zu?

Andrea Ulrich, Sprecherin des Projektentwicklers IWG Ideenwelt Gesundheitsmarkt GmbH, verweist auf eine Ausnahmegenehmigung. "Wir haben von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Bad Kissingen eine Befreiung von diesem Verbot bekommen, die nur bis zum 15. März 2021 gilt. Deshalb mussten wir schon jetzt - also am 11. März - die Bäume fällen lassen, obwohl der Baubeginn für das Medzentrum Bad Brückenau erst für Juli 2021 geplant ist."

Ulrich informiert weiter, dass der Investor als Ausgleich Neupflanzungen vornehmen wird. Details - zum Beispiel, wie viele Bäume neu gepflanzt werden - stünden noch nicht fest. "Sie werden in einem gesonderten Baugenehmigungsbescheid festgelegt." Den Standort gebe die Stadt Bad Brückenau vor.

Gesine Schmidt, federführende Architektin vom Gießener Büro "designplus Planungsgesellschaft" betont in der Presseauskunft: "Wir haben alles dafür getan, dass so viele Bäume wie möglich stehen gelassen werden können." Bei einer Ortsbegehung am 23. Februar mit Schmidt, Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und der Stadt sei jeder Baum begutachtet worden, ergänzt Andrea Ulrich. Auch sei geprüft worden, dass in und auf den zu fällenden Bäumen keine geschützten Arten siedeln.

Im bisher letzten Bericht dieser Zeitung über das geplante Medzentrum Anfang Januar war es um acht Bäume gegangen, die dem Bau des Ärztehauses zum Opfer fallen könnten. Zwei Birken, eine Hainbuche und eine Platane, die in Richtung Bahnhofstraße standen, sollten definitiv weichen. Bei einer Sauerkirsche überlegte man, sie zu versetzen. Bei einer Platane, einem Spitzahorn und einer Hainbuche, die den Weg durch den Kurpark säumten, war der Erhalt fraglich.

Nun stehen nur noch zwei der acht Bäume, nämlich die Platane und der Spitzahorn entlang des Parkweges. Eine Hainbuche und die Sauerkirsche mussten weichen. Laut Ulrich wird einer der verbleibenden Bäume für die Bauarbeiten zurückgeschnitten; der andere soll einen Wurzelschutz erhalten. "Während der Bauarbeiten, die Anfang Juli beginnen, werden wir sorgfältig darauf achten, dass die Bäume nicht geschädigt werden."

Landratsamt bestätigt Ausnahmeerlaubnis

Die Pressestelle des Landratsamtes in Bad Kissingen bestätigt auf Anfrage, dass "die Fällung von sechs Bäumen sowie ein Rückschnitt im Georgi-Park mit Einverständnis der Unteren Naturschutzbehörde" erfolgte. Diese habe der Firma "Medzentrum" eine Befreiung von den Verboten gemäß Bundesnaturschutzgesetz, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis 30. September zurückzuschneiden beziehungsweise zu roden, erteilt. "Diese Befreiung wurde bis 15. März erteilt; für die gerodeten Bäume wurde ein Ausgleich festgesetzt", heißt es weiter. Zum Prüfzeitpunkt seien keine geschützten Arten nachweisbar gewesen.

Der Ausgleich für die gefällten Bäume soll innerhalb des Georgi-Parks erfolgen, schreibt die Behörde. Zusammen mit der Stadt Bad Brückenau und deren Bauhof seien mehrere Stellen für Ersatzpflanzungen ausgewählt worden.

Zum weiteren Ablauf der Bauarbeiten für das Ärztehaus möchte IWG-Sprecherin Ulrich noch nicht so viel sagen, nur soviel: "Wir sind im Plan." In der ersten Juli-Woche solle der Erdaushub beginnen. Alle weiteren Schritte - wie Richtfest und Fertigstellung - könnten Verzögerungen unterworfen sein.

Für Hans-Jörg Heidelmeier, Hauptinitiator des Bürgerbegehrens "Pro Bad Brückenau" gegen den jetzigen Standort des geplanten Ärztehauses, geht der Georgi-Park jetzt den gleichen Weg des Siebener-Parks vor Jahren: "Er wird zugebaut."

Nachdem das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) nun nicht mehr ins Ärztehaus einzieht (wir berichteten), sieht der Bad Brückenauer Unternehmer dieses als "rein private Investition eines privaten Investors". Die lasse sich auch nicht mehr mit dem angestrebten Erhalt der Prümmer-Klinik oder der Entwicklung der Stadt rechtfertigen.

Heidelmeier: "Die Sache ist rum."

Im Gegenteil: Das Medzentrum zieht nach Heidelmeiers Meinung die verbliebenen Ärzte aus der Kernstadt. Und das gegenüberliegende Bahnhofsgelände werde zum großen Parkplatz für Ärztehaus und Co. Weiterhin sei kein übergreifender Plan für die städtische Gesamtentwicklung vorhanden, geschweige denn erkennbar.

Das Bürgerbegehren erklärt Hans-Jörg Heidelmeier indes für beendet. "Die Sache ist rum." Nach seinem Dafürhalten hätte es eine Chance gegeben, es noch einmal voranzubringen - als klar wurde, dass das MVZ der Prümmer-Klinik nicht mit ins Ärztehaus geht. Dann hätte man noch viele Stimmen - zusätzlich zu den rund 360 vorhandenen - sammeln können.

Denn dass mit dem Ärztehaus das MVZ und die Klinik erhalten werden könnten, sei für viele Bad Brückenauer der Grund gewesen, das Bürgerbegehren nicht zu unterschreiben. Allerdings waren die Listen dafür schon bei der Stadtverwaltung abgegeben.