Arktische Saiblinge aus der Rhön

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Der Garitzer Fischzüchter Lothar Emmerling setzt auf arktische Saiblinge. Foto: Sigismund von Dobschütz
Der Garitzer Fischzüchter Lothar Emmerling setzt auf arktische Saiblinge.  Foto: Sigismund von Dobschütz

Lothar Emmerling aus dem Bad Kissinger Stadtteil Garitz züchtet ganz besondere Fische. Die Eier lässt er sich aus Kanada kommen. Die Tiere müssen besonders gehegt und gepflegt werden.

Seit zehn Jahren betreibt der Garitzer Schreinermeister und Restaurator Lothar Emmerling seine Fischzucht als Hobby. Vor drei Jahren spezialisierte er sich auf arktische Saiblinge. Wie seine Regenbogen- und Lachsforellen gehören auch sie zur Familie der Salmoniden. "Ich bin der Einzige in ganz Deutschland", versichert das 48-jährige "Garitzer Urgestein", wie er sich selbst nennt.Die Fischeier lässt er sich direkt aus dem kanadischen Yukon-Territorium einfliegen. Heuer kann er endlich die ersten Exoten in seinem "Forelleneck" zum Verkauf anbieten.

Mit einem kleinen Gartenbecken begann Emmerling vor zehn Jahren in der Baptist-Hofmann-Straße mit der Fischzucht - nur für den Eigengebrauch. Doch bald pachtete er am Ortsrand von Hassenbach (Oberthulba) fünf mit kaltem Quellwasser gespeiste Kiesteiche mit insgesamt 1000 Quadratmetern Wasserfläche. "Schon immer ideal für meine Regenbogen- und Lachsforellen, jetzt aber besonders für die Saiblinge." Denn der kleine Bruder des Lachses stellt an die Wasserqualität höchste Ansprüche. "Es ist wirklich schwer, den zu ziehen", gibt der Züchter offen zu. Deshalb findet man den Saibling auch kaum im Handel, obwohl er als besonders schmackhafter Speisefisch gilt und deshalb gern in der Sterne-Gastronomie auf den Tisch kommt.

Dies brachte den Hobbyzüchter auf den Gedanken, mit diesem interessanten, farblich schönen Fisch sein Angebot zu erweitern. Da aber, so Emmerling, die europäischen Saibling-Vorkommen in Aquakulturen überzüchtet sind, kam ihm die Idee, sich die Eier direkt aus Kanada liefern zu lassen. Obwohl er bei jeder Lieferung einen Aufzuchtverlust von 25 Prozent einrechnet, hält der Garitzer gerade diesen Fisch in seiner Robustheit für die Zucht besser geeignet. "Außerdem ist der arktische Saibling wegen seines höheren Anteils an ungesättigten Fettsäuren für den Menschen sogar gesünder."


Nichts für Massentierhaltung

Natürlich hat alles seinen Preis: Für ein einziges Ei zahlt Emmerling 25 Cent. "Ein Ei der Regenbogenforelle kostet nur einen Bruchteil davon." Bis zur Schlachtreife braucht ein Saibling etwa 2,5 Jahre, eine normale Forelle ein Jahr weniger. Der Saibling ist für die Massentierhaltung nicht geeignet, weshalb die meisten professionellen Züchter kaum Interesse an dem Fisch haben. Gute Argumente für den Hobby-Züchter, sich gerade auf diesen Fisch zu spezialisieren.


Ständig frisches Quellwasser

Immer zum Winteranfang lässt sich Emmerling 5000 Saibling-Eier liefern und legt sie in eine Brutrinne, in der sie ständig von frischem Quellwasser umspült werden. "Im frühen Augenpunktstadium sind sie am unempfindlichsten." Nach zehn Tagen schlüpfen die Larven, nach weiteren fünf Tagen beginnt der Züchter mit der Anfütterung. "Wenn man diesen Zeitpunkt verpasst, fressen sie gar nicht und gehen ein." In freier Wildbahn ernähren sich die Saiblinge erst von Plankton, später von Insekten bis hin zu kleinen Fischen. Emmerling: "Das sind richtige Räuber."

Sobald die Fische 60 Gramm schwer sind, werden sie in die Teiche gelassen und nach weiterem Wachstum viermal pro Jahr in jeweils einen anderen, sauber ausgespülten Teich umgesetzt. Dort werden dann die Saiblinge, die bis zu 80 Zentimeter lang und acht Kilogramm schwer werden können, bis zur Schlachtreife gehegt und gepflegt. Emmerling: "Wenn man einen solchen Fisch dann an der Angel hätte, wäre aber richtig was los."
Gerade jetzt steht Emmerlings erste Saibling-Ernte zum Verkauf - rund tausend Fische, die nicht gerade billig sind. Ein Kilo küchenfertige Regenbogenforelle kostet im "Forelleneck" um zehn Euro, ein Kilo Saibling etwa 17 Euro. "Aber die Fleischqualität ist einzigartig, und der Fisch hat einen milden Geschmack." Etwa 90 Prozent seiner jährlichen Fischernte - dazu gehören auch seine Regenbogen- und Lachsforellen - verkauft der Garitzer an Endverbraucher, Direktvermarkter und Hofläden. Die restlichen zehn Prozent nehmen ihm die regionalen Gastronomen ab.

Streng überwacht

Natürlich wird seine Hobby-Zucht zuhause in Garitz und in seinen Hassenbacher Fischteichen vom Veterinär- und vom Gesundheitsamt ebenso streng überwacht wie bei den professionellen Fischzüchtern. Den damit verbundenen Arbeitsaufwand hat Emmerling unterschätzt, gibt er offen zu. Trotzdem will er von seinem Hobby nicht lassen. "Ich bin gern an der frischen Luft."