Wenn die öffentliche Hand in die Infrastruktur investiert, profitiert die private Bauwirtschaft. Beim Ausbau der Infrastruktur besteht Nachholbedarf, findet der Bauunternehmer Peter Heil.
Das Baugewerbe ist eine Chancenbranche. Das war das eindeutige Fazit einer Podiumsdiskussion der HeilBauAkademie in Eltingshausen. Dafür braucht es aber auch Rahmenbedingungen - das verdeutlichten die Fachleute auf dem Podium - Staatssekretär Franz Josef Pschierer aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium, Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner und der Dekan Prof.
Harald Bergner (Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt) sowie Peter Heil (Geschäftsführer der Otto Heil GmbH).
Es sei wichtig, dass die staatliche Investitionsquote erhöht wird, wünscht sich Peter Heil. Die angestrebte Quote von 15 Prozent sei noch nicht erreicht. "Wir schieben eine Bugwelle vor uns her", erklärte Peter Heil und meint die Infrastruktur, die in vielen Bereichen sehr schlecht ist.
Man müsse im Landkreis ja nur von A nach B fahren. Die Autos würden zwar immer besser gefedert, doch das ist für Heil nicht die Lösung des Problems.
Mut zu Betreibermodellen Staatssekretär Pschierer verstand das Anliegen. Vor allem sei die Stetigkeit der öffentlichen Investitionen für die Branche wichtig, meinte Franz Josef Pschierer.
"Die Chancenbranche braucht die öffentliche Hand", erklärte er. Gerade auch den Kommunen empfahl er, mittelstandsfreundliche Betreibermodelle zu entwickeln, um nötige Investitionen zu finanzieren.
Dauerhafte Chancen für die Bauwirtschaft sah er zudem im Bereich der Gebäudesanierungen. Die Vergrößerung der Energie-Effizienz sei ein wesentlicher Schritt bei der Energiewende.
Investitionen sind nötig Ein Hemmnis ist für Franz Josef Pschierer die Beobachtung, dass in der Bevölkerung staatliche Investitionen oftmals sehr kritisch begleitet würden; als Beispiel nannte er den Ausbau des Münchner Flughafens "Wir müssen die Bevölkerung wieder für den Infrastruktur-Ausbau begeistern", meinte der Politiker. Bayern sei ein Industrieland.
Nur von der Dienstleistung könne man nicht leben.
Kritik äußerte Peter Heil daran, dass die Einführung des Mindestlohns zu einer belastenden Bürokratisierung geführt habe. Kritisiert wurde auch das Arbeitszeitgesetz.
Eine lebhafte Diskussion entstand um die steigende Akademisierung. "Wenn wir so weiter machen mit der Bildungspolitik, fahren wir unser System an die Wand", so Pschierer.
Er sprach von einer Fehlentwicklung, weil immer weniger junge Leute eine Berufsausbildung absolvieren möchten. Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner schloss sich dieser Meinung an. "Realschule und Mittelschule finden in der politischen Diskussion nicht statt", bedauerte er. Landrat Thomas Bold unterstrich, wie wichtig aber genau die duale Berufsausbildung für die Wirtschaft des Landkreises ist.
1000 Meister fehlen Thomas Stelzer von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt und Handwerkskammer-Geschäftsführer Frank Weth betonten, dass es bereits Initiativen gebe. So versuche die Kammer an Gymnasien für eine duale Ausbildung zu werben. Man müsse zudem den Eltern klar machen, dass es gute berufliche Aufstiegschancen in der Branche gebe.
Wie angespannt die Situation ist, zeige die Tatsache, dass alleine in Unterfranken in den einzelnen Handwerkssparten rund 1000 Meister fehlen, erläuterte Weth. "Abiturienten werden sie nicht auf die Baustelle bringen", glaubte allerdings Thomas Stelzer. Jedoch zeigte das Beispiel von Simon Knobling, dass Abiturienten für die Bauwirtschaft begeistert werden können.
Der junge Mann hat im Rahmen seines dualen Studiums bei der Firma Otto Heil eine Maurerlehre und ein Studium absolviert und arbeitet heute als Bauingenieur bei Heil.
Prof. Harald Bergner brach eine Lanze für das Studium des Bauingenieurs. Hier sei auf jeden Fall Bedarf, unterstrich er. Die Absolventen hätten keine Probleme, nach dem Studium sofort einen Arbeitsplatz zu finden. Dies liege auch daran, dass die Baubranche vor großen Herausforderungen steht.
"Die Arbeit geht nicht aus" , sagte er mit Blick auf den Klimawandel und die Anforderungen an mehr Energieeffizienz. "Wir freuen uns über jeden, der zu uns kommt."
"Wir brauchen Leute, die nicht ans Fließband wollen", stellte Peter Heil fest. Leider würden die Bauberufe komplett falsch wahrgenommen. "Die Baubranche habe Zukunft, aber die Bevölkerung habe nicht erkannt, welche Chancen in diesen Berufen liegen, meinte auch Prof. Bergner. Denn die Bauwirtschaft habe heute auch eine besondere Verpflichtung zur Pflege der Baukultur.