450 Einwände gegen Stralsbacher Industriegebiet

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Der Zweite Bürgermeister Daniel Wehner bestätigt den Empfang der 450 Einsprüche aus Stralsbach. Auf dem Foto sind Berthold Kröckel (von rechts), Waldemar Straub und Gerhard Kauf zu sehen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Der Zweite Bürgermeister Daniel Wehner bestätigt den Empfang der 450 Einsprüche aus Stralsbach. Auf dem Foto sind Berthold Kröckel (von rechts), Waldemar Straub und Gerhard Kauf zu sehen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Hier übergibt Berthold Kröckel (rechts) von der Interessengemeinschaft Stralsbach die 450 schriftlichen Einwände an den Zweiten Bürgermeister Daniel Wehner. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Hier übergibt Berthold Kröckel (rechts) von der Interessengemeinschaft Stralsbach die 450 schriftlichen Einwände an den Zweiten Bürgermeister Daniel Wehner. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Die Stralsbacher Interessengemeinschaft hatte sich kurz vor der Übergabe mit einem Plakat vor dem Rathaus aufgestellt. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Die Stralsbacher Interessengemeinschaft hatte sich kurz vor der Übergabe mit einem Plakat vor dem Rathaus aufgestellt. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Die Interessengemeinschaft Stralsbach hat viele Widersprüche gegen das geplante Industriegebiet an den Zweiten Bürgermeister übergeben.

Die Stralsbacher haben eine Kiste gepackt. Eine ziemlich große Kiste. Diese übergaben gestern Vormittag Berthold Kröckel und seine Mitstreiter von der Interessengemeinschaft im Rathaus an den Zweiten Bürgermeister Daniel Wehner (WG Gefäll). Der Inhalt: 450 persönliche Einwände gegen das geplante Industriegebiet. "Ich finde es gut, dass ihr eure Einsprüche geltend macht.
Das ist Demokratie", sagte Wehner, als er die Kiste mit den zahlreichen Schreiben entgegennahm.


Entwurf liegt aus

Das Industriegebiet soll auf einer rund 20 Hektar großen Fläche an der Poppenrother Höhe direkt an der B 286 entstehen, wie diese Zeitung berichtete. Momentan liegt der Entwurf des dazugehörigen Bebauungsplanes öffentlich im Rathaus aus. Auch auf der Homepage des Marktes Burkardroth ist dieser einsehbar. Noch bis Freitag, 29. April, können Bürger ihre Einwände gegen das Vorhaben schriftlich einreichen, Behörden und Ämter bis zum 8. Mai. Die meisten Stralsbacher haben von ihrem Einspruchsrecht schon vor Ablauf der Frist Gebrauch gemacht. Schließlich leben in dem Ortsteil des Marktes Burkardroth "nur" 533 Einwohner (Stand 31. Dezember 2015). 450 Schreiben wurden gestern übergeben. Somit haben 85 Prozent der Einheimischen ganz klare Bedenken hinsichtlich des geplanten Industriegebietes. Die Interessengemeinschaft geht sogar davon aus, dass 95 Prozent der Stralsbacher Haushalte dagegen sind.

Sie befürchten beispielsweise eine enorme Lärmbelastung, erläuterten sie dem Zweiten Bürgermeister bei der Übergabe. Schließlich darf in einem Industriegebiet 365 Tage im Jahr rund um die Uhr gearbeitet und auch entsprechend Krach gemacht werden. Zudem vermuten sie, dass sich weitere störende Betriebe ansiedeln, wie etwa Unternehmen, die Müll oder Abfall aufbereiten, beziehungsweise wiederverwertbar machen, oder Biogasanlagen. "Weil etliche Begriffe nicht geklärt sind", argumentierte Waldemar Straub von der Interessengemeinschaft, der selbst Bauplaner ist.


Was ist Abfall und was nicht?

Als ein Beispiel nannte er das Wort Abfall und fragte zugleich: "Was ist das?" Der amtierende Bürgermeister Daniel Wehner wusste es nicht. Straub erklärte, dass es sich bei Dingen, die wiederverwertet werden können, laut Kreislaufgesetz um keinen Abfall mehr handelt, sondern vielmehr um Rohstoffe. Somit werde die Festsetzung "Nicht zulässig sind Müll- und Abfallanlagen, Schrottplätze und Deponien", die im Entwurf des Bebauungsplanes hinterlegt ist, umgangen.

Auch Recyclingbetriebe würden darin nicht explizit ausgeschlossen. Wie gefährlich solche für Anwohner sein können, brachte schließlich Gerhard Kauf zur Sprache. Er berichtete von einem Betrieb aus Haßfurt, der acht Jahre lang Elektroschrott aufbereitete. "Das Gesundheitsamt hat diesen inzwischen dichtgemacht, weil die Dächer der umliegenden Gebäude mit einem krebserregenden Stoff überzogen waren", sagte Kauf. Weitere Argumente, wie etwa die Abwasserproblematik, eine mögliche Hühnerhaltung und die Auswirkungen für das Biosphärenreservat, folgten.


Sichtlich beeindruckt

Daniel Wehner zeigte sich sichtlich beeindruckt davon, wie konkret sich die Interessengemeinschaft mit den Planungen für das Industriegebiet auseinandergesetzt hat. "Wenn eure Einwände so intensiv sind, müssen wir im Gemeinderat schon überlegen, ob wir nicht besser umschwenken", sagte er. Jedoch nannte er auch Argumente für das Industriegebiet. Einige Gewerbebetriebe seien in der Vergangenheit abgewandert, weil es im Markt keine entsprechenden Flächen mehr gebe.

Zudem könne man ja hinsichtlich der Immissionswerte Festlegungen treffen. Doch da musste Waldemar Straub widersprechen. "Wenn es einmal als Industriegebiet ausgewiesen ist, kann keiner mehr etwas ändern. Betriebe können sich da hineinklagen", argumentierte er. Deshalb sollten die Gemeinderäte seines Erachtens eine Änderung des Flächennutzungsplanes anstreben, um die Fläche in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. "Damit hätten sie mehr Spielraum."


Keine schnelle Entscheidung

Schließlich sicherte Daniel Wehner den Stralsbachern zu, dass es zum Thema Industriegebiet so schnell keine Entscheidung geben wird. Stattdessen sei zeitnah eine separate, öffentliche Gemeindesratssitzung geplant. Einen konkreten Termin konnte er aber noch nicht nennen. Bei dieser sollen dann sämtliche Widersprüche verlesen und bekannt gegeben werden, die im Rathaus eingegangen sind.

"Für die Abwägung der Gemeinderäte wäre es außerdem wichtig, das auch wir unsere Erkenntnisse vortragen", fügte Waldemar Straub hinzu. Er habe in der Versammlung der Stralsbacher, die am 17. April stattfand, eine Präsentation mit den wichtigsten Fakten erstellt, die würde er gerne zeigen. Eine konkrete Zusage wollte Wehner aber nicht geben.


Entscheidung ums Rederecht

Die Entscheidung, ob einem der Stralsbacher Rederecht in dieser Gemeinderatssitzung gewährt werden kann, träfe der Erste Bürgermeister. "Ich will dem Waldemar (Bug - Anm. d. Red.) da nicht vorgreifen." Grundsätzlich signalisierte Wehner aber, dass dies möglich sei. Zudem empfahl er den Stralsbachern, alles Schriftliche zum Thema bis Freitag im Rathaus einzureichen.