"Kosten verschlagen vielen die Sprache": Fränkisches Klo landet im Schwarzbuch der Steuerverschwendung

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Ansbach: Bund der Steuerzahler kritisiert Kosten für öffentliches WC - Stadt wehrt sich
Die Errichtung der neuen Toilettenanlage am Ansbacher Bahnhof hat 362.000 Euro gekostet. Nach Einschätzung des Verbands ist das öffentliche WC damit deutlich zu teuer.
Ansbach: Bund der Steuerzahler kritisiert Kosten für öffentliches WC - Stadt wehrt sich
Stadt Ansbach / Anne Ziegler
Ansbach: Bund der Steuerzahler kritisiert Kosten für öffentliches WC - Stadt wehrt sich
Die Errichtung der neuen Toilettenanlage am Ansbacher Bahnhof hat 362.000 Euro gekostet. Nach Einschätzung des Verbands ist das öffentliche WC damit deutlich zu teuer.
Ansbach: Bund der Steuerzahler kritisiert Kosten für öffentliches WC - Stadt wehrt sich
Stadt Ansbach / Anne Ziegler

Der Bund der Steuerzahler übt starke Kritik an einer neugebauten öffentliche Toilettenanlage in Ansbach. Die Stadt verteidigt das WC.

Hat die Toilettenanlage auf dem Ansbacher Bahnhofsvorplatz erheblich mehr Steuergeld gekostet als notwendig? In seinem diesjährigen "Schwarzbuch der Steuerverschwendung" prangert der Bund der Steuerzahler die getätigten Ausgaben für den WC-Neubau in der mittelfränkischen Stadt an. Die Kosten für das vollautomatische Klo belaufen sich auf 362.000 Euro - hinzu kommen Betriebskosten in Höhe von 12.000 Euro pro Jahr.

Nach Einschätzung des Verbands ist die Anlage damit deutlich zu teuer. "Auch wenn die Notwendigkeit der Errichtung einer neuen öffentlichen Toilettenanlage außer Frage steht, verschlagen die Kosten hierfür vielen Steuerzahlern schon die Sprache", hält der Bund auf seiner Webseite fest. Dort ist von einem "stolzen Preis" für eine WC-Anlage die Rede. Die Stadt Ansbach verteidigt derweil die Ausgaben für das moderne Klo - und verweist auf gleich mehrere Vorteile für die Nutzer. 

Nach Vorwurf der Steuerverschwendung: Stadt Ansbach weist Kritik an Kosten für Toilettenanlage zurück

Erklärte Ziel des 1949 gegründeten Bunds der Steuerzahler sind die Senkung von Steuern und Abgaben sowie die Verringerung von Bürokratie und Steuerverschwendung.  In seinem jährlichem "Schwarzbuch" beanstandet der Verein öffentliche Ausgaben, die seiner Ansicht nach aus dem Ruder gelaufen sind. In Bayern dürfte in diesem Jahr ein Christbaum im Allgäu den kuriosesten Fall mutmaßlicher Steuerverschwendung darstellen. Aber auch in Franken sieht der Verband unnötig hohe Ausgaben.

Die Verantwortlichen werfen der Stadt Ansbach vor, dass die neue öffentliche WC-Anlage am Bahnhof viel zu kostspielig sei. Das rund sechs Meter lange und circa vier Meter breite neue Gebäude sei errichtet worden, weil die bisherige Einrichtung nach knapp 25 Jahren fortschreitender Korrosion und intensiver Nutzung sehr stark abgenutzt gewesen sei, heißt es auf der Internetseite des Bunds der Steuerzahler. Die Kosten der Nachfolgeanlage sind dem Verband allerdings merklich ein Dorn im Auge. "Für 362.000 Euro bekommt man auch im Bahnhofsviertel in Ansbach zu einem Klo zusätzlich noch einige Räumlichkeiten dazu", heißt es vonseiten des Bunds der Steuerzahler. 

Die Stadt Ansbach wehrt sich gegen die geäußerte Missbilligung. Demnach umfassen die genannten Kosten neben der neuen Toilettenanlage selbst auch den Abriss samt Entsorgung des vorherigen Betongebäudes. In den Ausgaben enthalten seien ferner eine neue Bodenplatte und neue Anschlüsse, unter anderem für Strom und Wasser. "Zudem kam es in der Bauzeit zu coronabedingten Preissteigerungen in der Baubranche", erklärt die Stadt in einem Statement, das inFranken.de vorliegt. 

Ansbacher 362.000-Euro-Klo am Pranger - Stadt verweist auf mehrere Vorteile für Nutzer

Die Stadtverwaltung verweist darüber hinaus auf den Nutzen für die Besucher des öffentlichen Klos. Die neue Toilettenanlage biete den Nutzern etwa nach jeder Benutzung eine Reinigung des Toilettensitzes. "Der Sitz wird gereinigt und desinfiziert - ein enormer hygienischer Vorteil", so die Stadt. Zusätzlich finde eine automatische Bodenreinigung statt. "Wichtig war der Stadt Ansbach auch, dass beide Toiletten dem barrierefreien Standard entsprechen", heißt es in der Stellungnahme weiter. Sollte eine Toilette einmal nicht genutzt werden können, könnten Menschen mit Behinderung die benachbarte Toilette nutzen und müssten nicht nach einer anderen barrierefreien Toilette suchen.

"Da die Anlage dem neusten Standard der Technik entspricht, können Nutzer mit ihrer EC-Karte die Nutzungsgebühr von 50 Cent bezahlen, ein weiterer Vorteil für die Nutzer", erklärt die Stadt. Bei der Anlage handelt es sich um einen Betonbau mit Glasfassade und zwei geschlechterneutralen Toiletten. In Ihrem Statement hebt die Stadt die individuelle Optik der öffentlichen Toilette hervor. Die Außenfassade sei mit einem Ansbacher Motiv gestaltet worden, so dass sich die Toilettenanlage gut in die Umgebung des Bahnhofs einfüge, der zeitgleich barrierefrei ausgebaut worden sei.

Der Neubau sorgt offenkundig auch außerhalb Ansbach auf Interesse. "Wir weisen zudem daraufhin, dass sich bereits mehrere Städte bei der Stadt Ansbach über die Anlage informiert haben, diese ist nun Vorbild für Ausschreibungen in anderen Kommunen", teilt die Stadt mit. Zudem gebe es entsprechende Toiletten unter anderem bereits in Garmisch-Partenkirchen, in Bad Kleinen, Teltow oder am Neandertal-Museum in Mettmann. Weitere Nachrichten aus Ansbach gibt es in unserem Lokalressort.