Polizist (34) erschossen: Opfer hatte Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter

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Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf einen Polizisten im saarländischen Völklingen in Haftbefehl gegen den 18-jährigen Verdächtigen erlassen worden. Unterdessen sind neue Details zu Täter und Opfer bekannt.

Die saarländische Stadt Völklingen steht unter Schock, nachdem ein 18-Jähriger am Donnerstag, 21. August 2025, mutmaßlich einen 34-jährigen Polizisten mit dessen Dienstwaffe erschossen haben soll. Der Vorfall ereignete sich nach einem Überfall auf eine nahegelegene Tankstelle durch den Verdächtigen. Viele erinnert der Fall an den Tod einer Polizeianwärterin (24) und eines Polizeikommissars (29) Ende Januar 2022 im pfälzischen Kusel. Die beiden Saarländer waren bei einer nächtlichen Streife, nur etwa 60 Kilometer von Völklingen entfernt, von einem Mann erschossen worden, der seine Jagdwilderei verdecken wollte. Der Täter war im Saarland festgenommen und später in der Pfalz zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Am Tag nach der Tat im Saarland sind neue Details zum mutmaßlichem Täter bekannt geworden. Erwartungsgemäß wurde gegen ihn ein Haftbefehl erlassen, wie die Oberstaatsanwalt am Freitag, 22. August 2025, bekannt gab.

Update vom 22.08.2025, 20.38 Uhr: "Es sind dunkle Tage für unser Land" - weitere Details zum Ablauf

Laut Oberstaatsanwalt Christian Nassiry wird gegen den mutmaßlichen Täter ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf besonders schweren Raub, Mord und zweifachen versuchten Mordes geführt.  "Gestern und heute sind dunkle Tage für unser Land und unsere Polizei", erklärte Landesinnenminister Reinhold Jost (SPD). Man stehe "in Trauer, Fassungslosigkeit und Anteilnahme" an der Seite der Angehörigen.

Jemand habe zu ihm gesagt: "Das ist die schreckliche Seite des schönsten Berufs der Welt." Jost war bei der Pressekonferenz den Tränen nahe.

Auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) zeigt sich betroffen. "Das Saarland trauert, wir alle trauern", sagt sie. Sie selbst sei tief betroffen. "Ein junger Polizist wurde mitten aus dem Leben gerissen – im Dienst", sagt Rehlinger. "Es ist gestern schon ein furchtbarer Moment gewesen und nichts davon war heute Morgen besser zu ertragen." In der Staatskanzlei liegt ein Kondolenzbuch aus.

Weitere Details zum Ablauf bekannt

Weitere Details gibt es unterdessen zum Tatablauf: Drei Polizeibeamte verfolgten den Verdächtigen infolge eines Tankstellenüberfalls, darunter ein Kommissaranwärter. Bei einem Gerangel habe der 18-Jährige einem der Polizisten die Dienstwaffe entreißen können und mehrfach geschossen, heißt es. Wie und wem die Waffe entrissen wurde, könne man noch nicht sagen, so Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean. Der 34-jährige Polizist starb wenig später in einer Klinik.

Der Tatverdächtige sei im Verlauf des Einsatzes zweimal am Körper getroffen worden, sagt Grandjean. Er befinde sich in medizinischer Versorgung. Über den in Deutschland geborenen Mann mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit lägen keine polizeilichen Erkenntnisse vor.

Das Messer des Verdächtigen sei sichergestellt worden. Oberstaatsanwalt Nassiry sagte, dem 18-Jährigen sei auch eine Haarprobe entnommen worden, um einen Medikamenten- oder Drogeneinfluss zu überprüfen.

Opfer Simon B. hatte Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter

Landespolizeipräsident Thorsten Weiler, er kenne sowohl den getöteten Simon B. als auch dessen Vater. "Die saarländische Polizei durchlebt seit gestern eine ihrer dunkelsten Stunden. Wir sind alle zutiefst betroffen von den Ereignissen und in Gedanken bei Simon, bei seiner Familie, bei seinen Kolleginnen und Kollegen." Der Getötete habe eine Ehefrau, seine Kinder seien im Kindergarten- und Grundschulalter.

In der viertgrößten Stadt des Saarlandes wird am Tag nach der Tat getrauert. Völklingens Oberbürgermeister Stephan Tautz (parteilos) spricht von einer sehr traurigen Stimmung in der Stadt. "Mich hat es tief getroffen. Ich glaube, alle Mitarbeiter hier im Rathaus hat es tief getroffen und alle Menschen in Völklingen", sagt er. "Wir haben eine Stadt, die eigentlich in Harmonie lebt." Er habe bereits am Donnerstagabend eine Veranstaltung in der Stadt abgesagt und alles, was in städtischer Hand sei, an diesem Wochenende ebenfalls.

Zudem seien die städtischen Fahrzeuge mit Trauerflor bestückt worden. "Das sind die kleinen Gesten", sagt er. Dass der mutmaßliche Täter neben der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit habe, darauf sei er bereits angesprochen worden, sagt Tautz. "Für mich ist das sehr schlimm, ich bin jemand, der multikulturell denkt", erklärt er. "Wir haben über hundert verschiedene Nationalitäten in Völklingen." Das habe die ganze Zeit immer gut funktioniert. "Ich hoffe nicht, dass es hier umschlägt."

Update vom 22.08.2025, 17.04 Uhr: Verdächtiger gab mehrere Schüsse auf drei Polizisten ab - Haftbefehl beantragt

Beim Tatverdächtigen handelt es sich laut Ermittlern um einen 18-jährigen, in Deutschland geborenen deutsch-türkischen Staatsangehörigen aus dem Regionalverband Saarbrücken.  Das hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) erfahren. Über den Mann lägen keine polizeilichen Erkenntnisse vor, erklärte Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean. Während des Schusswechsels mit der Polizei erhielt der Mann "zwei Körpertreffer" und wird medizinisch betreut. Seine Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich.

Der 18-Jährige soll zuvor eine Tankstelle in Völklingen überfallen haben. Der Überfall soll mit einem Messer begangen worden sein, wobei er einen niedrigen dreistelligen Betrag erbeutete, berichtete Landespolizeivizepräsidentin Grandjean.

Zeugen alarmierten die Polizei, und der mutmaßliche Täter wurde dann von drei Beamten zu Fuß verfolgt. Als der 18-Jährige von den Polizisten gestellt wurde, kam es zu einem Aufeinandertreffen. Der Flüchtige soll sich dabei aus bislang unbekannter Ursache der Dienstwaffe eines Kollegen bemächtigt haben. Der Täter gab mehrere Schüsse auf die Polizeibeamten ab und verletzte einen 34-jährigen Polizisten tödlich. Er floh weiter und wurde von weiteren Polizisten gestellt, sagte Grandjean. Dabei kam es erneut zu einem Schusswechsel, bei dem der Verdächtige zweimal getroffen wurde.

Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht erfüllt

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Mordes gegen den 18-jährigen Verdächtigen. Nach aktuellem Stand wird angenommen, dass er auf insgesamt drei Polizisten geschossen hat, um nicht als Täter für den vorherigen Tankstellenüberfall identifiziert zu werden, so Oberstaatsanwalt Christian Nassiry in Saarbrücken.

Damit sei in einem Fall das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht erfüllt. Dem Verdächtigen wird außerdem zweifacher versuchter Mord sowie besonders schwerer Raub wegen des vorherigen Tankstellenüberfalls zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen den Mann beantragt, über den noch am Freitagnachmittag ein Untersuchungsrichter entscheiden sollte, erklärte Nassiry.

Zur Übermittlung von Hinweisen, wie beispielsweise Bildern, Videos oder Mitteilungen zum Geschehen, hat die Polizei Saarland ein Hinweisportal geschaltet.

Update vom 22.08.2025, 15.20 Uhr: Bundesweites Gedenken an getöteten Polizisten

Bilder in Schwarz-Weiß, ein Trauerband, Fotos von einer Kerze: Bundesweit erinnert die Polizei an den in Völklingen getöteten Polizisten. Auch Minister anderer Bundesländer äußern sich. Die Tankstelle, die der mutmaßliche Täter zuvor mit einem Messer überfallen haben soll, ist nicht weit von der Polizeidienststelle entfernt. Auch der zweite Tatort, an dem es dann zu dem Schusswechsel gekommen sein soll, liegt in der Nähe. Unter dem Hashtag "#einervonuns" und mit Trauerflor an Fahrzeugen gedenken Polizeistellen deutschlandweit ihrem in Völklingen getöteten Kollegen.

In sozialen Netzwerken werden graue Bilder von Polizeiautos und -logos geteilt. "Wir trauern um unseren saarländischen Polizeikollegen", schreibt etwa das Polizeipräsidium Westpfalz auf Whatsapp. Auch Polizeipräsidien aus anderen Regionen, etwa aus Bayern, dem Norden, Frankfurt und Nordrhein-Westfalen, fügten ihrem Profilbild auf Whatsapp ein schwarzes Trauerband hinzu. Viele teilten ein Foto der Polizei Saarland mit einem Schwarz-Weiß-Bild eines Streifenwagens. "Im Einsatz für den Rechtsstaat"

Das hessische Innenministerium zitierte auf Instagram Landesinnenminister Roman Poseck (CDU): "Die Meldungen aus dem Saarland machen mich tief traurig. Ein junger Polizist ist im Einsatz für unseren Rechtsstaat getötet worden." NRW-Innenminister Herbert Reul äußerte sich ähnlich. Ein Polizist aus dem Saarland habe im Dienst für die Sicherheit sein Leben verloren. "Er wollte Menschen schützen und Recht durchsetzen – und hat dabei selbst das Kostbarste gegeben, sein eigenes Leben", sagte der CDU-Politiker. "Die Polizei-Familie trauert." Zum Gedenken wird an Streifenwagen und Streifenbooten der Polizei Nordrhein-Westfalen Trauerflor angebracht. Auch die Hamburger Polizei fährt mit Trauerflor an ihren Einsatzfahrzeugen. Das teilte Innensenator Andy Grote (SPD) auf der Plattform X mit. Die Anordnung gilt nach Angaben der Polizei bis zum Tag der Trauerfeier für den Beamten.

Anwohner hörten Schüsse

Deniz Ahmet, Geschäftsführer eines Marktes in Völklingen, erzählte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), er habe am Abend mehrere Schüsse gehört, sich aber nichts weiter dabei gedacht. Bis Mädchen in seinen Laden gerannt seien und ebenfalls von Schüssen gesprochen hätten. "Ich realisier’ das immer noch nicht. Wie kann das sein, im kleinen Völklingen hier, dass so was passiert? Das ist schon krass", sagte er. "Es ist wie ein kleines Dorf. Man kennt sich alle untereinander. Ich bin hier geboren, ich bin jetzt 32 Jahre alt, noch nie haben wir so eine Situation gehabt."

Anwohner Sascha Müller hat laut eigener Aussage alles beobachtet. Er habe mit seinem Mitbewohner und seiner Katze im Wohnzimmer gesessen, erzählte er "Und ich hab’ auf einmal nur gehört: Schießerei wie verrückt." Er sei dann ans Fenster gegangen. "Sehe ich auf einmal wie die Polizei, vier, fünf Mann, auf ihm gelegen haben und die Waffe weggeschoben haben." Im Moment könne er das nicht vergessen, weil es so nah bei ihm passiert sei, sagte er. "Ich war fix und fertig, so was hab’ ich in Völklingen noch nie erlebt."

Zur Stunde hält das saarländische Innenministerium eine Pressekonferenz im Landespolizeipräsidium in Saarbrücken ab.

Update vom 22.08.2025, 10.13 Uhr: Polizist mit Dienstwaffe erschossen - Dobrindt entsetzt

Der mutmaßliche Schütze, der einen Polizisten im Saarland erschossen haben soll, ist laut Polizei 18 Jahre alt. Der Verdächtige stammt einem Sprecher zufolge aus dem Regionalverband Saarbrücken. Er besitze sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit. Weitere Angaben zur Identität und zum Motiv des Täters wurden von der Polizei am Morgen zunächst nicht gemacht.

Die Hintergründe würden nun im Zuge der weiteren Ermittlungen beleuchtet, erklärte ein Sprecher. Der Polizist war am Donnerstagabend (21. August 2025) bei einem Einsatz in Völklingen nach einem Überfall auf eine Tankstelle getötet worden. Der mutmaßliche Täter wurde verletzt und festgenommen.

Die Tat sorgte für große Bestürzung. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt und die Gewerkschaft der Polizei zeigten sich schockiert. Der Polizeibeamte hatte gemeinsam mit einem Kollegen einen Flüchtenden zu Fuß verfolgt. Dabei entriss der mutmaßliche Räuber dem Beamten bei einem Handgemenge die Dienstwaffe und schoss. Der Täter wurde laut Polizei beim folgenden Schusswechsel getroffen. Er flüchtete zunächst zu Fuß weiter, konnte aber kurz darauf festgenommen werden.

Mutmaßlicher Täter verletzt - aber nicht in Lebensgefahr

Der Mann wurde laut Polizei in ein Krankenhaus gebracht. Er sei nicht lebensgefährlich verletzt worden. Für den getroffenen Polizisten, der Berichten zufolge 34 Jahre alt war, kam jede Hilfe zu spät. Ein Polizeisprecher sagte, das Opfer sei ein "klassischer Einsatzbeamter auf der Dienststelle" gewesen. 

Der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) besuchte noch am Donnerstagabend die Polizeiinspektion in Völklingen. "Wir werden die Angehörigen und die Polizeifamilie in dieser schweren Zeit bestmöglich unterstützen. Zugleich werden wir den Einsatzablauf sorgfältig aufarbeiten", teilte er mit.

Innenminister Dobrindt schrieb seinem Ministerium zufolge am späten Abend auf der Plattform X: "Ich bin entsetzt und schockiert angesichts der brutalen Gewalttat in #Völklingen." Ein junger Polizist sei im Dienst mitten aus dem Leben gerissen worden.

Gewerkschaft und Landespolitik sind erschüttert

Die Gewerkschaft der Polizei zeigte sich ebenfalls erschüttert über den Fall. "Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Liebsten des im Dienst getöteten Kollegen", teilte der Bundesvorsitzende Jochen Kopelke mit. Der Familie wie auch den Kollegen und anderen beteiligten Einsatzkräften wünsche er viel Kraft.

Die saarländische Landespolitik reagierte bestürzt. "Ich trauere mit der Familie des Beamten, der in Völklingen im Einsatz für unsere Sicherheit tödlich verletzt wurde", schrieb Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) auf Instagram.

Der Landeschef der CDU im Saarland, Stephan Toscani, sprach den Angehörigen und Freunden des getöteten Beamten sein Beileid aus und teilte mit: "Die Nachricht erfüllt uns mit tiefer Trauer und Bestürzung." Die Stadt Völklingen hat nach eigenen Angaben rund 40.000 Einwohner und gehört zu den größeren Städten im Saarland. Sie ist vor allem durch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte bekannt, einem ehemaligen Eisenwerk.

Ursprungsmeldung vom 21.08.2025: Tankstellenraub sorgt für Großeinsatz - Polizist erschossen

Nach einem Überfall auf eine Tankstelle im saarländischen Völklingen am Donnerstagabend (21. August 2025) ist ein Polizist durch Schüsse ums Leben gekommen. Laut Angaben der Polizei entriss der mutmaßliche Täter dem Beamten während eines Handgemenges die Dienstwaffe und schoss.

Zwei Polizeibeamte verfolgten nach dem Überfall einen der Täter zu Fuß, erklärte ein Polizeisprecher in Saarbrücken gegenüber der dpa. Es kam zum besagten Handgemenge, bei dem der Mann einem der Beamten die Schusswaffe abnehmen konnte und mehrmals auf die Polizisten feuerte.

Der Täter wurde bei dem Schusswechsel ebenfalls getroffen und konnte festgenommen werden. In Völklingen war ein großes Aufgebot von Polizei und Rettungskräften im Einsatz. Weitere Angaben zum Alter des verstorbenen Beamten machte die Polizei nicht, um die Persönlichkeit zu schützen.

Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen 
Vorschaubild: © Patrick von Frankenberg/dpa