Seit 20 Jahren öffnete Stefan Reith seinen "nahkauf" in Eichenzell sonntagmorgens; für Brötchen, Kuchen oder kleinere Notfallkäufe. Damit ist jetzt Schluss: die Behörden stellen sich quer. Denn Supermärkte haben sonntags geschlossen zu sein.
Er verstieß mit seiner Sonntags-Öffnung von 8 bis 11 Uhr gegen das hessische Ladenöffnungsgesetz. Seit 20 Jahren nahmen die Einwohner des beschaulichen Eichenzell nahe Fulda das Angebot gerne wahr, konnten sie doch am Sonntag noch letzte Erledigungen machen, Notfallkäufe besorgen oder einfach frische Brötchen für das Frühstück kaufen. Jetzt ist Schluss damit: Die Behörden sind dahintergekommen und verbieten dem 65-Jährigen die Ladenöffnung am Sonntag.
Hält sich Reith nicht daran, muss er mit einer Strafe von 2500 Euro rechnen. "Das hat mich schon geschockt", sagt er gegenüber dem hr. Ein Geheimtipp war die Einkaufsmöglichkeit im "nahkauf" am Sonntag nicht, kleben doch seit einiger Zeit entsprechende Hinweiszettel im Fenster. Auch diese mussten nun selbstredend abgenommen werden.
"Es ist der einzige Laden dieser Art in der Gegend"
Nun hängt dort der Hinweis: "Wir dürfen sonntags nicht mehr öffnen. Beschluss vom Landkreis Fulda." Schade, findet nicht nur Stefan Reith selbst. Denn neben einem Umsatz, der "immer bombig" war, haben vor allem ältere Leute aus dem Ort die Möglichkeit sehr geschätzt. Stammkunde Konrad H. erklärt gegenüber dem hr:"Wir können froh sein, dass solche Geschäfte überhaupt noch existieren. Es ist der einzige Laden dieser Art in der Gegend."
Damit Reith mit seinem "nahkauf" im Konkurrenzkampf mit "den Großen" überleben konnte, hatte er sich noch andere Alleinstellungsmerkmale überlegt. So öffnete er werktags bereits ab 5 Uhr in der Früh. Hunderte geschmierte Brötchen waren zum Verkauf bereit, sei es für die Arbeit oder Schule. Am Morgen "muss es ja schnell gehen", sagt er.
Vor 20 Jahren habe er beim Einzelhandelsverband nachgefragt, ob seine Öffnungszeiten denn in Ordnung seien. Niemand widersprach ihm, er führte es über die Jahre einfach weiter. "Mir war klar, dass ich mich rechtlich in einer Grauzone befinde. Ich habe mir gedacht, soll sich erstmal jemand beschweren", so Reith.
Behörden deutlich: Sonntags muss der Laden geschlossen bleiben
Unfair findet er, dass beispielsweise Tankstellen problemlos sonntags geöffnet und Lebensmittel, Zigaretten, Getränke und Co. verkaufen dürfen. Doch die Behörden sind deutlich: An dem Gesetz gibt es nichts zu rütteln, auch nicht für Stefan Reith und seinen "nahkauf".
Vielleicht könnte ein Nachfolger irgendwann etwas ändern. Hier sucht der 65-Jährige bereits. Er selbst wolle vielleicht noch drei bis fünf Jahre arbeiten. "Der Laden läuft", erläutert er. Nur eben nicht mehr sonntags.