Es sind Schlagzeilen, die man in den letzten Wochen selten las: Der Gaspreis bricht ein. Tatsächlich ist der Preis für europäisches Erdgas an den Terminbörsen in den letzten Tagen kräftig gefallen und auf den tiefsten Stand seit Juni gesunken.
Innerhalb von knapp zwei Monaten sank der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas von maximal 349 Euro pro Megawattstunde auf unter 100 Euro am Montag, dem 24. Oktober. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau. Doch was bedeutet die Entwicklung an der Energiebörse für die Verbraucher?
Das sind die Gründe für die fallenden Gaspreise
Zunächst einmal hat die Entwicklung des TTF keine direkte Auswirkung auf Endkunden: Ebenso, wie Versorger die gestiegenen Preise im Laufe der letzten Monate nicht direkt an die Kunden weitergeben konnten, haben die nun gefallenen Preise keinen direkten Effekt auf den Endkundenpreis.
Der TTF ist jedoch dennoch eine zentrale Größe beim Gaspreis. Der TTF ist ein sogenannter Future, also ein Terminkontrakt, bei dem sich die Vertragspartner verpflichten, zu einem bestimmten Zeitpunkt Gas zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Damit gibt er auch Auskunft über die Stimmung am Markt. Die EU arbeitet an einer Art Preisobergrenze für die europäische Gasbörse TTF, um die langfristige Preisentwicklung zu stabilisieren.
Der momentane Preiseinbruch ist laut Experten Ergebnis der gefüllten Erdgasspeicher und der milden Temperaturen: Da momentan kaum noch Gas eingespeichert werden kann und der Verbrauch vergleichsweise niedrig ist, sinkt auch der Wert an der Terminbörse. Zudem habe, wie finanzen.net berichtet, auch die Aussicht auf verstärkte Flüssiggaslieferungen in den nächsten Monaten die Sorge vor Lieferengpässen in den Wintermonaten gesenkt.
Was bedeutet die Entwicklung für die Verbraucher?
Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass der Gaspreis dennoch noch deutlich höher liegt, als in den letzten Jahren: Erst Ende vergangenen Jahres, als Putins Russland begann, den Gaspreis durch künstliche Verknappung nach oben zu treiben - übrigens schon Monate vor der Invasion in der Ukraine - stieg der Preis über 20 Euro. In den letzten 10 Jahren schwankte er hingegen meist zwischen 5 und 25 Euro. Im Sommer 2020 lag er sogar unter 4 Euro.
Für Verbraucher*innen würden die momentanen Preise also immer noch ungefähr eine Verfünffachung des Gaspreises bedeuten, wenn die Preise von den Versorgern dementsprechend angepasst würden. Aber stand jetzt eben keine Verfünfzehnfachung. Ist Putins Energieplan also gescheitert? So formuliert es zumindest die Bild, die behauptet, Putin habe seinen Energie-Krieg zunächst verloren.
Tatsächlich sollten die momentanen Gas-Reserven reichen, um diesen Winter keinen Gasnotstand befürchten zu müssen. Langfristig sieht dies jedoch anders aus: Je nachdem, wie es den europäischen Ländern gelingt, in den kommenden Monaten alternative Gasrouten zu erschließen, die Flüssiggaskapazitäten zu erhöhen, Energie zu sparen und alternative Energiearten auszubauen, wird sich auch der Preis an den Terminbörsen entwickeln. Und dann erst wird klar werden, ob die deutschen Verbraucher*innen sich langfristig auf weiter steigende Preise einstellen müssen.
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