Tödliche Schüsse nach einem Streit über Fußball? Solche Verbrechen erwartet man in anderen, Fußball-verrückten und gewaltbereiten Ländern. Doch diesmal streckte ein Deutscher zwei Italiener mitten im Rotlichtviertel von Hannover nieder.
Ein Streit um die uralte Fußballrivalität der Deutschen und Italiener hat in Hannover mit einem tödlichen Schuss geendet. Erst diskutierten zwei Italiener und ein Deutscher in einer Kneipe im Rotlichtviertel über die Anzahl der Fußball-WM-Titel beider Länder. Wenig später streckte der Deutsche seine Kontrahenten mit Kopfschüssen nieder. Ein 47-Jähriger Italiener erlag wenig später seinen Verletzungen, sein 49-jähriger Landsmann schwebte am Montag in akuter Lebensgefahr.
Das Drama spielte sich um 07.20 Uhr am Montag hinter den blickdichten und verrauchten Vorhängen der durchgehend geöffneten Kneipe "Columbus" im "Steintor"-Rotlichtviertel von Hannover ab.
"Bei der tödlichen Auseinandersetzung ging es nicht um die aktuelle Fußballweltmeisterschaft in Südafrika", sagt Polizeisprecher Heiko Steiner. Die Opfer hatten laut Augenzeugen geprahlt, dass Italien mit vier WM-Titeln einen mehr habe als Deutschland. Von der jetzigen WM hatte sich Italien schon nach der Vorrunde verabschiedet, während Deutschland im Halbfinale steht.
Augenzeugen identifizieren den Täter"Nach dem Streit hat der Mann das Lokal verlassen, kam aber wenig später wieder und feuerte auf seine Opfer", erläutert Steiner die bisherigen Erkenntnisse zum Tatgeschehen. Woher der Täter die Pistole hatte und wie oft er geschossen hat, ist noch unklar. Auf der Flucht warf er die Tatwaffe nur wenige Meter vom Tatort entfernt weg. Mit Hilfe von Augenzeugen wurde der Mann schnell identifiziert werden. Der 42-jährige Tatverdächtige ist nicht vorbestraft. Die Fahndung nach ihm läuft auf Hochtouren.
Streitigkeiten sind im "Columbus", direkt in Hannovers Rotlichtviertel, eher an der Tagesordnung. Seit Jahren treffen sich hier zwielichtige Nachtschwärmer auf ein letztes Glas. Wirklich einladend wirken weder der Eingangs- noch der dunkle, stark verrauchte Thekenbereich. Tageslicht ist eine Seltenheit und durchflutet den langen dunklen Thekenbereich nur wenige Meter. Hierher lockt vor allem die Öffnungszeit - 24 Stunden rund um die Uhr gibt es Alkohol.
Die Besitzerin eines benachbarten Kiosk hatte am Morgen einen heftigen Streit in dem eher unscheinbaren Lokal gehört. "Es klang, als würden Stühle gegen die Wand geworfen. Dann hörte ich Schüsse und Schreie", erzählt die 46-jährige Hatice Topcu. Für sie war es nur eine Frage der Zeit, wann so etwas passiert.
Immer wieder blutige RevierkämpfeAuch für einen Angestellten des benachbarten Supermarktes ist es nicht verwunderlich, dass die Situation eskaliert ist. Häufig seien schon am frühen Morgen Betrunkene bei ihm im Geschäft, die randalieren und Kunden anpöbeln. "Vor allem am Wochenende kam es immer wieder zu Schlägereien in der Gaststätte", sagt der 29-Jährige.